Rees/Kreis Kleve. Biologin von Uni Köln ist Teil des bundesweiten Projektes Dry Rivers. Erstellt wird Risikokarte für Niedrigwasserereignisse. Wer die nutzen soll.
Es wird immer schlimmer mit der Trockenheit. Was hat das zur Folge, etwa für Natur, Wirtschaft und Menschen? Die Auswirkungen bei Hochwasser sind ja zumindest weitgehend bekannt. Jetzt erstellen Wissenschaftler eine Software, quasi eine Risiko-Karte für Niedrigwasser-Ereignisse. „Das Projekt läuft bundesweit“, erklärt Dr. Lisa Heermann von der Uni Köln. Die Biologin ist Teil des Projektes Dry Rivers, für das sie einmal in der Woche in Grietherbusch bei Rees ist. Hier befindet sich die ökologische Außenstelle der Universität zu Köln.
Und der Leiter der Außenstelle, Prof. Dr. Jost Borcherding, begleitet einen jungen Doktoranden, der dort seine Arbeit exakt zum Thema Risiken bei Niedrigwasser-Ereignissen erstellt. Gefördert wird das Vorhaben durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, und zwar mit elf weiteren Projekten. „Bei unserem Projekt geht es um ökologische und sozial-ökonomische Folgen bei extremen Niedrigwasser“, erklärt Dr. Lisa Heermann, die unter anderem eine Zeit lang in Köln bei der Bezirksregierung Fischerei-Dezernentin war.
Behörden bekommen Werkzeug an die Hand, mit dem sie schnell reagieren können
„Ziel des Projektes, das bis 2025 geht, ist es, Behörden künftig ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem sie auf Niedrigwasser schnell reagieren können“, sagt Lisa Heermann. Heute müssten sich etwa Kreisverwaltungen zuerst informieren, wo sie möglicherweise ziemlich schnell helfend eingreifen sollten, etwa zum Schutz von Fischen, oder aber etwa als Hilfestellung für Firmen beziehungsweise auch im touristischen Bereich.
Wobei die Wissenschaftler fließende Gewässer aller Größen untersuchen, von kleinen Flüssen (Selke) über mittelgroße wie die Rur in der Eifel bis hin zur Elbe. „Die kleinen Flüsse sind dabei besonders gefährdet, weil sie schneller austrocknen mit entsprechend fatalen Folgen zum Beispiel für Fische und Insekten“, weiß die 43-Jährige. Obgleich der Rhein auch schon ähnliche Probleme bekommen kann, sollte die Trockenheit zum dauerhaften Problem werden. Und danach sieht es ja leider aus.
Jetzt gehe es darum, eine Risiko-Software mit Daten zu füttern, sagt die Biologin. Die tragen Fachleute von der RWTH Aachen, der Hochschule Magdeburg-Stendal, so wie Planungsbüros in Erftstadt und Essen zusammen. Wasserbau-Ingenieure aus Aachen etwa untersuchen Folgen des geringeren Wasserhaushaltes, Ökologen der Planungsbüros und der Uni Köln schauen auf die Folgen für Fische. „So entstehen Bewertungskriterien, was Schäden betrifft, etwa für die Tierwelt, aber auch für Firmen und Tourismusbetriebe“, sagt sie. Bei Niedrigwasser würden etwa an der Niers Paddelboot-Verleiher künftig echte Probleme bekommen.
Ergebnisse sind auf andere Gewässer übertragbar
Behörden bundesweit sollen am Ende des Projektes dann eine Software zur Verfügung haben, durch die sie sofort sehen, an welchen Stellen wem welche Gefahren bei extremem Niedrigwasser drohen. Heermann: „Der Vorteil ist dann, dass sofort reagiert werden kann“. Etwa, ob man bestimmte Wasserzonen mit Sauerstoff versorgen muss, um seltene Fischarten zu retten – oder man lieber anderswo handelt, wo es dringender erscheint. „Man kann natürlich nicht gleichzeitig überall ‘löschen’“, räumt die Wissenschaftlerin ein. Aber man wisse so, welche Prioritäten gesetzt werden müssten.
Klar sei, dass man die Ergebnisse der Risiko-Karten „später auch auf andere fließende Gewässer übertragen kann“, sagt Lisa Heermann. Ein Prognose-Tool, wie man jetzt erstelle, gebe es jedenfalls für Niedrigwasser-Ereignisse bundesweit noch nicht. Untersuchungen, die zum Thema bereits existieren würden, werde man natürlich in die Arbeit mit einbinden.
Software-Tool soll Anfang 2025 zur Verfügung stehen
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Dass die Zeit drängt für die Idee eines zukunftsfähigen Niedrigwasser-Risikomanagements, so der Fachbegriff, dürfte mittlerweile auch jedem klar sein. „Man braucht sich nur den Rhein mit seinem extremen Niedrigwasser anzuschauen, um zu verstehen, wie dramatisch die Situation an kleineren Fließgewässern ist“, unterstreicht die promovierte Biologin, die ihre Doktorarbeit übrigens in Grietherbusch geschrieben hat.
Für die Behörden, die 2025 das Software-Tool zur Verfügung gestellt bekommen sollen, dürften die dann vorliegenden Risiko-Karten jedenfalls eine große Hilfe bei der Frage sein, wo man etwa als Kreisverwaltung zielgenau bei extremem Niedrigwasser zeitnah ansetzen kann und sollte – sowohl zum Schutz der Natur, der Wirtschaft und der Menschen.