Kreis Kleve. Unbeschwerte Radtouren über den Rhein sind aktuell nicht möglich. In Millingen wurde die Fähre bereits eingestellt. Folgen andere Fähren bald?
Für viele Radfahrer ist die Verwirrung noch groß. An den sonnigen Sommertagen steht alle zehn Minuten am Fähranleger in der Millingerwaard ein neues Pärchen oder eine Gruppe mit ihren Fahrrädern, um über die Waal nach Doornenburg überzusetzen. Doch zurzeit geht das nicht. Eine der beliebtesten Radstrecken am unteren Niederrhein – das „Rondje Pontje“ – wird durch das Niedrigwasser in Rhein, Waal und Pannerdenschen Kanal unmöglich gemacht. Seit vergangenen Freitag hat Fährbetreiberin Emelly Kievits den Betrieb einstellen müssen.
Fährbetrieb eingestellt
Auf der Informationstafel am Fähranleger steht ein Hinweis in DIN-A4-Größe: „Diese Fähre ist wegen niedrigen Wassers bis auf weiteres eingestellt.“ Für den ein oder anderen mag das ärgerlich sein, denn der Weg bis in die Millingerwaard ist weit und wer unbedingt auf die andere Seite des Flusses muss – Berufspendler etwa --, der hat nur noch die Möglichkeit, bei Millingen aan de Rijn überzusetzen oder muss gleich bis Emmerich beziehungsweise Nimwegen durchradeln, um eine Brücke zu nutzen.
Radtouristen müssen Umweg fahren
„Vor allem für Radtouristen tut es mir echt leid“, sagt Emelly Kievits. Sie sieht die Radler mit schwerem Gepäck an ihren Anlegestellen: „Sie müssen dann oft einen ordentlichen Umweg in Kauf nehmen“.
Für die Fährbetreiberin selbst ist die Situation auch brenzlig: „Jetzt ist die Zeit, wo wir unsere Kosten decken müssen“, sagt sie. Einerseits spiele das Wetter prima mit und viele Fahrradfahrer seien unterwegs, andererseits machten jetzt die niedrigen Wasserstände ihr einen Strich durch die Rechnung: „Aber Sicherheit geht nun mal vor.“
Wer sich über die aktuellen Fährinformationen informieren will, der schaut am besten nach auf www.kievitsveerdiensten.nl
Für Emelly Kievits ist die Situation auch finanziell belastend: „In Millingen haben wir bereits Ausbaggerungsarbeiten vornehmen lassen. 10.000 Euro hat uns das gekostet, sonst würden wir auch hier bald nicht mehr übersetzen können“, berichtet. sie. An guten Tagen nutzen weit mehr als 500 Radfahrer die Fähre in der Millingerwaard, zwischen Pannerden und Millingen aan de Rijn sind es noch mehr: „Und häufig sind es deutsche Radfahrer“, sagt Emelly Kievits.
Ob der Betrieb nach Pannerden und Elten Aufrecht gehalten werden kann, wird sich in den nächsten Tagen zeigen: „Wir überprüfen drei Mal täglich die Wasserstände und schauen, wie viele Schiffe auf dem Rhein verkehren“, erzählt sie. Denn der Fährbetrieb wird mit zunehmendem Schiffsverkehr und geringeren Wasserständen gefährlicher: „Die großen Schiffe saugen das Wasser vom Ufer weg. Wir können dann nicht mehr anlegen“. Selbst die große Autofähre zwischen Pannerden und Doornenburg steht auf der Kippe: „Das wäre das erste Mal überhaupt“, sagt Kievits.
In Rees wird täglich geschaut
Auch Heinz Hell, Betreiber der zwei Fähren zwischen Rees und Reeserschanz sowie zwischen Grieth und Grietherort, schaut mittlerweile jeden Tag auf die Wasserstände. Für ihn ist unklar, ob er in den nächsten Tagen überhaupt noch fahren kann. In Rees ist der Fähranleger das Problem und die gegenüberliegende Flutmulde. Wenn er mit seinem Rääße Pöntje nicht mehr auf die Rampe fahren kann, um die Radfahrer und Fußgänger sicher ausladen zu können, muss auch er den Betrieb einstellen.
Selbst zwischen Grieth und Grietherort wird jetzt täglich geguckt. Hier sei allerdings das Übersetzen noch unproblematisch: „Da werden wir wohl noch weiter fahren können“, sagt Hell. 2018 sei der Wasserstand sogar noch niedriger gewesen. Das Fahren einer Fähre ist bei Niedrigwasser gefährlicher. „Die Sogwirkung der Binnenschiffe nimmt dann zu. Da muss man schon besonders vorsichtig fahren“, sagt Hell. Am Mittwoch seien relativ wenig Radfahrer unterwegs gewesen: „Das Wetter ist jetzt wohl doch zu heiß.“ Fürs Wochenende rechnet er wieder mit mehr Betrieb: „Gucken wir mal, was kommt.“
Emelly Kievits rechnet damit, dass diese extremen Wetterlagen jetzt häufiger auftreten werden: „Das wird unsere Zukunft“, sagt sie. Es sei schade, dass weder die Wasserbaubehörde Rijkswaterstaat noch die Gemeinde Millingen sich an den Baggerarbeiten finanziell beteiligen möchte: „Für 10.000 Euro benötigen wir sehr viele Radfahrer“, sagt sie.