Emmerich/Kleve. Für das Contargo-Terminal im Hafen Emmerich ist das Niedrigwasser eine von mehreren Herausforderungen. Wo sich der Pegel sonst noch auswirkt.
- Containerschiffe werden im Emmericher Hafen nur zu einem Fünftel beladen
- Wasser- und Schifffahrtsamt wird die Schifffahrt auf dem Rhein nicht verbieten
- Wasserschutzpolizei warnt: Auch bei Niedrigwasser sollte niemand in den Rhein steigen
- Personenschifffahrt hat Probleme die Zeitpläne einzuhalten, weil ein Überholen kaum möglich ist
5000 bis 5500 Tonnen an Fracht hat so ein großes Containerschiff gerne mal geladen, wenn es den Emmericher Hafen ansteuert oder verlässt. Aber aktuell können nur 1000 Tonnen geladen werden, schildert Michael Mies, Geschäftsführer des Contargo-Terminals. Am Dienstagmittag lag der Rheinpegel bei 40 cm: „Es ist noch früh im Jahr für diesen Wasserstand. Und es scheint ja vorerst auch kein Wasser zu kommen.“
Dabei reihe sich der Niedrigpegel in die insgesamt problematische Lage für den Hafen ein. Erst Corona, dann der Ukraine-Krieg: Die angespannte Weltwirtschaft wirke sich auf die Binnenschifffahrt aus: „Im Moment werden viele Frachter Richtung Donau abgezogen. Es fehlt an Frachtern auf dem Rhein. Unsere Partner haben kaum die Möglichkeit, zusätzliche Tonnagen zu transportieren. Entweder weil die Frachter nicht verfügbar sind oder weil sie exorbitant teuer sind“, schildert Mies.
Die Disposition für die Containerschiffe ändert sich mehrfach täglich
Die Konzentration von Problemen sei schon ungewohnt: „Die Mannschaft, die für die Abwicklung zuständig ist, ist schon angespannt“, verrät Mies. Im Moment bleibe zwar nicht viel stehen, aber es sei eine ständige Disposition erforderlich. Mehrfach am Tag änderten sich die Pläne. Einiges könne zwar auf die Straße verlagert werden, „aber auch da ist die Lage angespannt, weil Fahrzeuge und Fahrer fehlen“, weiß Mies.
Ist es denn noch wirtschaftlich, ein großes Containerschiff mit einem Fünftel der Ladung fahren zu lassen? Noch laute die Antwort „Ja“ und Michael Mies hofft, dass es nicht noch schlimmer wird. „Es funktioniert nur mit Zuschlägen. Wir geben nicht auf“, versichert er.
WSA wird keine Schifffahrt wegen Niedrigwasser verbieten
Beim Pegelstand von 40 cm ist eines zu beachten. Im Rhein gibt es eine angelegte Fahrrinne, die sozusagen unter Null nochmal zwei Meter tief ist. Sie ermöglicht eine Schifffahrt auch bei niedrigem Pegel. Nichtsdestotrotz stellen die aktuellen Pegelstände die Schifffahrt täglich vor Herausforderungen.
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Das Wasser und Schifffahrtsamt (WSA) werde übrigens „keine Schifffahrt bei Niedrigwasser verbieten“, erklärt Sprecherin Valeska Bergmann. Solche Einschränkungen gebe es nur bei starkem Hochwasser. Die erfahrenen Berufsschiffer wüssten schon, wie viel Fracht sie bei welchem Pegel ihren Schiffen zumuten können. Dass sich Schiffe in dieser Niedrigpegelperiode festgefahren hätten, könne das WSA jedenfalls nicht melden: „Niedrigwasser ist für die Schifffahrt nicht ungewöhnlich“, ergänzt Sprecher Christian Hellbach. Es gebe jedes Jahr Einschränkungen, wobei das Ausmaß in diesem Jahr schon größer sei.
Feuerwehr hat das Löschboot verlegt
Die Feuerwehr Emmerich hat wegen des Pegels ihr Feuerlöschboot verlegt. Aber auch nur einmal um die Ecke an den Steiger des WSA: „Um die Einsatzbereitschaft sicherzustellen“, erklärt Stadtsprecher Tim Terhorst.
Wie sieht es für die Wasserschutzpolizei (WSP) aus? „Bisher können wir noch fahren. Die Kollegen müssen nur im Uferbereich aufpassen“, berichtet Pressesprecherin Jacqueline Grahl. Schließlich hätten auch Polizeiboote einen gewissen Tiefgang.
Allgemein sei zu beobachten, dass Binnenschiffer bei den aktuellen Pegelständen immer mal Gefahr liefen, sich festzufahren. „Erfahrene Binnenschiffer passen da schon auf“, so Grahl. Oftmals werde schon an der Ladung entsprechend gespart.
Wasserschutzpolizei warnt: Auch bei Niedrigpegel nicht in den Rhein gehen
Was tun, wenn ein Schiff sich doch festfährt? Die Kapitäne könnten versuchen zu turnen, sich also selbst freizufahren. In Absprache mit dem WSA immer. Ansonsten sei ein Abschleppen durch einen anderen Binnenschiffer möglich. Das Worst-Case-Szenario: Das Schiff muss einen Teil oder die ganze Ladung runter nehmen.
Der niedrige Pegel hat aus Sicht der Wasserschutzpolizei noch einen nicht so willkommenen Effekt: „Die Ufer werden größer, es zieht die Leute an“, so Grahl. Aber es müsse ganz klar sein: Auch eben die Füße ins Wasser stellen „kann schon lebensgefährlich sein. Die Schiffe fahren da, erzeugen einen Sog und Wellengang“. Im Rhein habe kein Mensch etwas verloren. Sonnen am Ufer sei in Ordnung.
Reeser Personenschifffahrt kann kaum überholen
Für die Reeser Personenschifffahrt stellt der Pegelstand auch eine Herausforderung dar: „Das macht uns allen sehr zu schaffen. Man kann kaum überholen. Wir können manchmal den Fahrplan nicht einhalten, müssen langsamer fahren. Das ist, als ob man auf einer zweispurigen Straße fährt, die sonst drei oder vierspurig ist“, vergleicht es Kapitän Rainer van Laak.
Und die Rampen an den Steigern werden auch steiler: „Ja, das ist definitiv in allen Städten so. Die Leute haben schon Schwierigkeiten. Da muss man aufpassen“, so van Laak.