Rees. Die Arbeiten für die Außenstelle des Zoologischen Instituts der Uni Köln in Bienen sind gestartet. Zur Eröffnung 2022 will der Kanzler kommen.

Die Stimmung ist spürbar gut unter allen Beteiligten. Immerhin schauen sie draußen bei strahlend blauem Himmel und winterlicher Kälte, natürlich mit gebührendem Abstand, auf den Fortschritt der Bauarbeiten für die neue Außenstelle der Uni Köln in Rees-Bienen. „Wir sind froh, dass der Startschuss gefallen ist", sagt Dr. Ulrich Werneke, Geschäftsführer des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve. Denn gleich hinter Haus Weegh, in dem die Naturschützer seit Jahren arbeiten, wird die Außenstelle des Zoologischen Instituts der Uni in Angriff genommen. Zur geplanten Eröffnung im April 2022, die groß gefeiert werden soll, hat sich auch der Kanzler der Uni angesagt, kündigt Professor Dr. Jost Borcherding schon mal an. Der ist dann von Grietherbusch ins neue Domizil umgezogen.

Dass das mit 626 Quadratmeter Nutzfläche etwas kleiner sein wird als die ehemalige Grundschule, in der der Wissenschaftler nunmehr schon seit gut 29 Jahren an Projekten rund um die Rheinaue und die Fisch-Populationen forscht, sei kein Problem. „Ganz im Gegenteil. Wir werden viel funktionellere Räumlichkeiten zu Verfügung haben", freut sich der in Appeldorn lebende Mann von der Uni Köln.

Win-Win-Situation für alle Beteiligten

Über vier Millionen Euro investiert Deutschlands zahlenmäßig größte Präsenz-Uni am Standort in Bienen. Die Idee für diese Standortgemeinschaft von Naturschutzzentrum und Uni, sagt Dr. Werneke, stammt von 2012, wurde 2015 vertraglich beschlossen, 2017 genehmigt und jetzt realisiert. So hat das Naturschutzzentrum das 4700 Quadratmeter große Grundstück in Erbpacht der Uni für den symbolischen Preis von einem Euro abgetreten. „Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", findet denn auch der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers.

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Der natürlich glücklich darüber ist, dass Rees dank der Uni-Außenstelle eine Studentenstadt ist und jetzt auch ganz sicher bleiben wird, wie er mit einem Schmunzeln sagt. Deshalb stehe die Stadt bei dem Projekt auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. „Was wir nur bestätigen können", unterstreichen sowohl Dr. Werneke als auch Professor Bocherding.

Architekturbüro Hülsmann managt Projekt vor Ort

Dem Wissenschaftler und seinem Team aus Studenten und Doktoranden steht ab 2022 ein hochmodernes, zweigeschossiges Gebäude zur Verfügung, barrierefrei mit Aufzug, zudem natürlich energetisch auf dem neuesten Stand. „Im Untergeschoss wird es unter anderem Büros, Seminarräume, Labore und eine Werkstatt geben, im Obergeschoss den Wohnbereich samt Küche wie unten und mit drei Zwei-Bett-Zimmern für die Examenskandidaten, die ja häufig sechs Monate oder länger hier leben und arbeiten, und vier Vier-Bett-Zimmer für Studenten in Kursen", erläutert Friedhelm Hülsmann vom Klever Architekturbüro Hülsmann, Thieme, Minor. Das Büro managt den Neubau für die Uni Köln.

"Das ist eine echte Herausforderung, weil es sich hier um ein sehr komplexes Projekt handelt. Denn wir haben ganz verschiedene Bereiche unter einem Dach", sagt Hülsmann, meint damit unter anderem Forschung, Verwaltung, Beherbergung und Gastronomie. Das Architekten-Büro war schon federführend am Bau der Hochschule Rhein-Waal beteiligt. Bürgermeister Christoph Gerwers ist jedenfalls hocherfreut über die Entwicklung. „Dieser Standort ist ein tolles Renommee für unsere Stadt."

Standort des Naturschutzzentrum durch Kooperation gesichert

Und ein großer Vorteil auch fürs Naturschutzzentrum im Kreis Kleve. Nicht nur, weil mit der Kooperation der Standort gesichert ist. „Wir können eben auch die Infrastruktur des neuen Gebäudes mitnutzen, etwa die Seminarräume, und auch die Übernachtungsmöglichkeiten", sagt Dr. Werneke. Selbst für das Boot des Naturschutzzentrums, das jetzt neben dem Haus steht, wird es ebenso wie für die drei der Uni-Außenstelle eine Halle zum Unterstellen geben.

Die Forschungs-Inhalte, etwa wie sich der Lebensraum von Pflanzen und Fischen in den vergangenen Jahrzehnten im Rhein, besonders im angrenzenden Altrhein, verändert hat, werden vermutlich ähnlich bleiben. Nur hat man ab 2022 eine dann viel bessere Infrastruktur an der Hand. Spannend bleibt die Arbeit allemal. Etwa mit Blick auf das Laichen der Fische.

Trockenheit ein Problem für Fischtreppe

"Der Rhein wird durch fehlende Sedimente und die hohe Fließgeschwindigkeit immer tiefer, so dass die Fische nicht mehr in den Altrhein zum Laichen können", erklärt der Professor. Deshalb hatte man vor vielen Jahren eine Fischtreppe gebaut, über die die Tiere ihr Ziel dennoch erreichen konnten. „Durch die Trockenheit der vergangenen drei Jahre ist das aber zu einem großen Problem geworden", weiß der Gelehrte. An der Lippe-Mündung in Wesel sei die Situation vergleichbar gewesen. „Da wurde die Rheinaue vertieft", sagt Professor Borcherding. Was aber bei Bienen so kaum möglich sein dürfte.

Vielleicht wird es aber dazu und zu vielen anderen spannenden Themen in der neuen Uni-Außenstelle weitere interessante wissenschaftliche Erkenntnisse geben.