Emmerich. Die Luitgardis-Grundschule hat 91 Schüler, Tendenz fallend. NRW schreibt 92 Schüler vor. Bürgermeister sieht Schulstandort aber nicht gefährdet.

Nicht nur aus historischer Sicht bietet Elten einige Besonderheiten. Mit mittlerweile fast 5000 Einwohnern ist es auch der größte Ortsteil auf dem Gebiet der Stadt Emmerich. Dementsprechend hat eine Meldung aus der vergangenen Woche für große Verwunderung im Silberdorf gesorgt.

Im Zuge der Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss hatte Bürgermeister Peter Hinze bekannt gegeben, dass aktuell für die Luitgardis-Grundschule im Ortsteil Elten lediglich zwölf Anmeldungen vorliegen. Damit ist die Bildung einer Eingangsklasse für das Schuljahr 2022/23 nur mit einer Ausnahmegenehmigung durch die Bezirksregierung Düsseldorf möglich.

Prognosezahlen für Grundschule Elten waren höher

Nicht nur in Elten selbst, sondern auch im Emmericher Rathaus sorgte dies für Irritationen. „Eine derart niedrige Zahl an Anmeldungen hat uns überrascht. Sie war in den Prognosezahlen nicht absehbar“, erklärt Hinze.

Der Bürgermeister zum weiteren Vorgehen der Verwaltung: „Deshalb haben wir jetzt erstmal eine Ausnahmegenehmigung für die Bildung einer Eingangsklasse im kommenden Schuljahr beantragt. Ich bin optimistisch, dass wir eine solche Ausnahmegenehmigung für ein erstes Schuljahr in Elten bekommen werden – allerdings wohl nur unter Auflagen.“

Schulaufsicht in Düsseldorf ist auf den Plan getreten

Denn beim Blick auf die Anmeldezahlen und die verhältnismäßig geringen Schülerzahlen insgesamt stellt sich bei der zuständigen Schulaufsicht in Düsseldorf automatisch die Frage, ob in Elten auf Dauer noch eine eigene Grundschule betrieben werden kann. Und allein diese Situation wirkt sich wie ein Damoklesschwert über der Luitgardisschule aus.

Zum Hintergrund: Aktuell sehen die Richtlinien des Landes Nordrhein-Westfalen 92 Schüler als Mindestgröße für eine eigenständige Grundschule vor. In Elten sind es derzeit lediglich 91.

23 Schüler aus der vierten Klasse verlassen die Schule im Sommer

Und die Tendenz ist alles andere als positiv. „Diese Zahl wird sich zum Sommer vermutlich noch weiter verringern, weil sich aktuell 23 Schülerinnen und Schüler in der vierten Klasse befinden und eben nur zwölf Kinder als Eingangsklasse nachkommen“, so Hinze, der zudem berichten kann, dass sich an übergeordneten Stellen bereits Gedanken gemacht wurden, wie es um die Beschulung der Eltener Kinder weitergehen kann. „Die Schulaufsicht bei der Bezirksregierung hat deshalb über die Schulrätin so genannte schulorganisatorische Maßnahmen für den Schulstandort in Elten verlangt.“

Dependance einer anderen Grundschule

Das Schulgebäude der St. Georg Grundschule in Hüthum.
Das Schulgebäude der St. Georg Grundschule in Hüthum. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

So wäre eine andernorts schon häufiger praktizierte Alternative die Errichtung einer sogenannten Dependance-Schule. Die Luitgardis-Grundschule würde dann als eine Art Zweigstelle einer anderen Grundschule im Emmericher Stadtgebiet weiterbetrieben. Im Ausschuss nannte der Bürgermeister dann konkret die St. Georg Grundschule in Hüthum.

Bürgermeister Hinze: „Ich sehe den Schulstandort in Elten nicht gefährdet“

Im Moment befinden sich die zuständigen Stellen im Emmericher Rathaus im Austausch mit der Bezirksregierung. Bürgermeister Hinze ist in jedem Fall in einem Punkt sehr guter Dinge: „Um es klar zu sagen: Ich sehe den Schulstandort in Elten nicht gefährdet.“

Doch auch Hinze ist nicht blauäugig ob der aktuellen Entwicklungen. „Ob es aber gelingt, die Selbstständigkeit der Schule zu erhalten, ist fraglich. Wir werden alle Argumente, die wir dafür haben, in die Waagschale werfen“, verspricht der Bürgermeister. „Ob das ausreicht, um auch Schulamt und Bezirksregierung von der Eigenständigkeit der Eltener Grundschule zu überzeugen, werden die weiteren Gespräche zeigen.“

>> Niederländer schicken Kinder nicht auf deutsche Schulen

Die nun eingetretene Situation ist das Ergebnis einer Entwicklung, auf die einige Lokalpolitiker schon ab den späten 1990er-Jahren hingewiesen haben. Denn damals gab es eine starken Zuzug aus den Niederlanden in das Grenzdorf. So wuchs die Einwohnerzahl. Doch es stellte sich heraus, dass viele niederländische Eltern ihre Kinder in der alten Heimat beschulen ließen.

Dieses Phänomen hat Elten keineswegs exklusiv und ist auch keine Aussage über die Qualität der Grundschule. Auch in anderen deutschen Gemeinden entlang der Grenze zu den Niederlanden ist die alteingesessene Schullandschaft oft nicht überlebensfähig.