Voerde. Auf einem Grundstück in Götterswickerhamm fanden sich rund 30 Helfer ein, um nach Igeln zu suchen. Warum der Einsatz dennoch nicht vergebens war.

Eltern mit Kindern durchstreifen ein unwegsames Gelände direkt an der Dammstraße in Götterswickerhamm, 150 Meter vom Rhein entfernt. Sie sind auf der Suche nach schlafenden Igeln, die vor einer anstehenden Rodung des Geländes in Sicherheit gebracht werden sollen. Nach dem Aufruf des Naturschützer-Paares Elke Driesch und Stephan Döhrn sind 30 Helferinnen und Helfer am Sonntagmittag zum Voerder Rheindorf gekommen, „bewaffnet“ mit Gartenwerkzeug, Kartons und Handschuhen.

Die Organisatoren sind überwältigt und sagen froh: „Wir hätten nicht damit gerechnet, dass kurzfristig so viele kommen, um uns zu helfen. Erst letzte Woche hatte man uns als Nachbarn mitgeteilt, dass das Gelände für die Deichbaumaßnahme gerodet werden soll. Da wir bei uns nebenan im letzten Jahr acht Igel gezählt haben, sind wir über das Internet aktiv geworden.“

Deichverband machte Rettungsaktion möglich

Das Gelände an der Dammstraße ist ein ehemaliges Baugrundstück, auf dem bis vor zwei Jahren noch ein altes Haus stand. Zum Rhein hin fällt der frühere Garten zwei Meter ab und es haben sich neben übrigem Bewuchs über Jahre dichte Brombeersträucher gebildet. Der Deichverband Mehrum hatte das Grundstück im Hinblick auf die obligatorische Errichtung eines neuen Deichs erworben. „Unserem guten Kontakt zum neuen Eigentümer ist es zu verdanken, dass wir über den Zeitpunkt der Rodung informiert wurden“, sagt Stephan Döhrn.

Elke Driesch hatte die Igelsuche und Rettungsaktion auf dem Gelände in Götterswickerhamm mit organisiert.
Elke Driesch hatte die Igelsuche und Rettungsaktion auf dem Gelände in Götterswickerhamm mit organisiert. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

Auch eine Gartenbaufirma hat uneigennützig einen Mitarbeiter entsandt, um bei der Igelsuche zu helfen: Mit einer schweren Motor-Heckenschere bahnt Landschaftsgärtner Dennis von der Spellener Firma Buschbeck den Igelsuchern einen Weg durch die Brombeersträucher. „Hierunter suchen sich Igel gerne einen sicheren Platz für ihren Winterschlaf“, weiß Organisatorin Elke Driesch.

Zahlreiche Helfer waren gekommen

Und so sind unter anderen Annika und Patrick Marhofen aus Voerde mit Sohn Felix aktiv. Patrick Marhofen konnte sich als Feuerwehrmann sogar eine Wärmebildkamera von seinem Löschzug leihen, mit der er jetzt das Gelände auf Lebewesen abscannt. Aus Bocholt ist Sabrina ist mit Freund Christian, Tochter Caro und deren Freund Till angereist. Aus Schermbeck sind Ina Vogel und Sascha Stange gekommen, die zuhause selbst gerade zwei Igel zur Überwinterung aufgenommen haben.

Aus Duisburg-Beek ist Christian Formella mit seiner Frau Jeanette und Tochter Michelle nach Götterswickerhamm gefahren. Christian weist Stephan Dörn auf einen japanischen Kirschbaum auf dem Gelände hin, der bereits voll in der Blüte steht und aus dessen Zweigen ein einziges Summen von Bienen zu hören ist. Stephan will sich einsetzen: „Ich werde den Deichverband auf die Kirsche hinweisen und bitten, den Baum erst noch stehenzulassen.“

Die Dinslakener Nabu-Mitglieder Elke Nickel und Karin Field schneiden parallel zur Igelsuche hochgewachsene Bambushalme ab und wollen sie einer schönen Nutzung zuführen: „Hieraus kann ein Kollege von uns Insektenhotels bauen.“ Aus Wesel ist Petra Pütz mit ihren Kindern Lorena und Christopher zur Igelsuche gekommen, und Petras Schwester Silvia Birkel aus Borken ist auch dabei. „Wir haben schon zwei Igel zuhause durch einen Winter gebracht, worum uns die Igelhilfe Wesel gebeten hatte“, sagt Petra Pütz.

Keine Igel gefunden – trotzdem positiv

Die weiteren Helferinnen und Helfer stammen aus Voerde, sind auch mit dem Fahrrad gefahren oder zu Fuß gelaufen, wie Michael Grans mit seinen Enkeln Lia Jane und Fynn Luca, Tanja Scheiring mit ihrem Töchterchen Mila oder Sandra Tews und Jochen Petri.

Dass nach zweistündiger Suchaktion dann doch keine Igel gefunden werden, muss den Kindern erstmal positiv erklärt werden: „Vielleicht sind sie dann doch alle auf unserem Grundstück nebenan oder weiter zum Rhein hinunter. Und – wir mussten keine Igel aus dem Winterschlaf wecken, was ja für sie kein Spaß ist. Toll, dass Ihr alle geholfen habt!“, resümieren frohe Organisatoren die schöne Naturschutzaktion.

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