Hünxe. Im Rahmen eines Marktgesprächs hat die SPD Hünxe Stimmen von Bürgern zum Tempo 30 für den Hünxer Ortskern gesammelt. Das sind die Argumente.

Leichter Nieselregen zieht über den Hünxer Marktplatz hinweg, als die Vertreter der SPD ihren kleinen Stand zum Marktplatzgespräch aufbauen. Schnell wird, Dank großem Tempo-30-Schild und Hinweisen, klar, worum es geht: Die SPD möchte von den Bürgern ein Meinungsbild haben, was die Einführung von Tempo 30 im Hünxer Ortskern angeht. Genauer gesagt auf den Straßen Alte Dinslakener Straße, Alte Weseler Straße und auf der Dorstener Straße.

Anlass für die Beschäftigung mit dem Thema ist eine Gesetzesänderung, die durch den Bundestag beschlossen wurde. „Damit können die Kommunen innerorts leichter Tempo 30 durchbekommen“, erklärt der SPD-Vorsitzende Jan-Henrik Scholte-Reh. In Bruckhausen habe man schon Erfahrungen damit, dass auch auf den Hauptverkehrswegen ein Tempolimit von 30 km/h gilt. „Die 20 km/h Unterschied machen viel aus“, sagt der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Hünxe.

Befragte Bürger sind einstimmig für ein Tempolimit

Schnell klart das Wetter auf und die Bürger kommen zum Gespräch. „Ich bin auf jeden Fall dafür, Tempo 30 einzuführen“, sagt Jens Knop. Mit Blick auf die drei Straßen sagt er: „Da ist es eigentlich so eng, dass eine höhere Geschwindigkeit auch gar nicht fahrbar ist.“ Für ihn wäre eine allgemeine Temporeduzierung ein Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit.

Ein eindeutiges Votum für ein Tempolimit gab es von den befragten Bürgern schon beim Zwischenergebnis. Am Ende stimmte mehr als ein Dutzend für Tempo 30. 
Ein eindeutiges Votum für ein Tempolimit gab es von den befragten Bürgern schon beim Zwischenergebnis. Am Ende stimmte mehr als ein Dutzend für Tempo 30.  © NRZ | Florian Langhoff

Ähnlich sieht das auch der Hünxer Frank Lindekamp – mit einer kleinen Einschränkung. „Was bringt ein Tempo-30-Schild, wenn es niemand kontrolliert?“, fragt er. Zwar hält er eine Beschränkung der Geschwindigkeit auf 30 km/h im Ortskern durchaus für sinnvoll, aber nur, wenn dann auch die Kontrollen entsprechend ausgeweitet werden. Unter dieser Voraussetzung kann er sich allerdings noch eine etwas breitere Lösung vorstellen: eine Tempo-30-Zone für den Hünxer Ortskern. „Wenn, dann komplett“, sagt er.

Scheinbar sind zu schnelle Autos in Hünxe durchweg ein Problem

Werner Schulte, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD Hünxe, wohnt direkt an der Dorstener Straße und kann genau sagen, warum er ein Tempolimit von 30 km/h für die Straße für sinnvoll hält: „Vor einigen Jahren gab es einmal Geschwindigkeitsmessungen dort. Das schnellste Auto wurde mit 92 km/h gemessen“, erinnert er sich. „Und ich bin davon überzeugt, dass da nachts einige noch schneller durchrasen.“

Ein Anwohner des Bensumskamp schnappt sich den bereitliegenden Stift an der Schautafel, die von den SPD-Mitgliedern aufgestellt wurde und fügt einen weiteren Strich auf den Zettel, wo die Bürger dafür votieren können, ob sie Tempo 30 für gut oder schlecht halten. „Das sollte auf jeden Fall gemacht werden, damit am Bensumskamp die Menschen nicht immer so um die Ecke fegen“, erklärt er. Ein weiterer Strich für das Tempolimit kommt von einer Anwohnerin der Straße In den Elsen: „Die Eltern, die bei uns an der Straße ihre Kinder zur Schule bringen, sind manchmal ganz schön schnell unterwegs“, sagt sie. Eigentlich paradox, bedenkt man, dass eine niedrigere Geschwindigkeit doch gerade die Sicherheit von Kindern auf dem Weg zur Schule erhöht.

Das sind die Argumente aus den Reihen der SPD

Gerade Kinder und Senioren hat die SPD ebenfalls im Blick. „Wir haben viele ältere und jüngere Menschen in Hünxe, für die ist es wesentlich gefährlicher, wenn die Autofahrer hier mit Tempo 50 durch den Ort fahren“, erklärt Henning Henze, sachkundiger Bürger für die SPD im Ausschuss für Bauen und Verkehr der Gemeinde. Und eigentlich kann auf der anderen Seite kaum etwas dagegen sprechen: „Was verliert man denn an Zeit, wenn man statt mit 50 mit 30 durch Hünxe fährt?“, fragt er. Allzu viel dürfte es, bei den relativ kurzen Wegstrecken im Ortskern, wohl eher nicht sein.

Ganz im Gegenteil, findet SPD-Ratsmitglied Benedikt Lechtenberg: „An engen Straßen kommt man mit Tempo 30 besser durch, als mit Tempo 50“, sagt er. Zudem verweist er auf einen besonderen Umstand, gerade im Ortskern der Gemeinde: „Wir haben hier eigentlich überall Schulwege im Dorf.“ Natürlich ist man sich auch bei der SPD klar, dass auch bei einer allgemeinen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h sich wahrscheinlich nicht alle Autofahrer daran halten werden. „Es werden wahrscheinlich nicht alle 30 waren, aber wahrscheinlich fahren alle langsamer, als bei erlaubten 50“, sagt Lechtenberg.

Mit einer Online-Umfrage möchte sich die SPD jetzt ein weiteres Meinungsbild von den Hünxer Bürgern einholen und aus den Ergebnissen dann einen Antrag für die politische Beratung formulieren. An der Umfrage kann man im Netz unter www.spd-huenxe.de/tempo-30-umfrage teilnehmen.

>>>Autorekord und Verkehrsplanung

Hünxe ist Rekord-Kommune, wenn es um den Pkw-Besitz geht. Mit 710 Autos pro 1000 Einwohner hatte die Kommune bei der letzten kommunenscharfen Erhebung der Statistik im Jahr 2019 die höchste Pkw-Dichte in ganz Nordrhein-Westfalen.

Tempo 30 hält man bei der SPD auch für sinnvoll, da im Zuge der Umgestaltung des Marktplatzes ein verkehrsberuhigter Bereich, ein so genannter Shared Space, zwischen Marktplatz und der Geschäftszeile auf der anderen Seite der Straße entstehen soll. Hier wäre es, nach Ansicht der SPD-Politiker, nur logisch, auf den Straßen davor und dahinter ein Tempo-30-Limit einzuführen.