Dinslaken. Mit den Maria-Euthymia-Preisen, und dem Heimatpreis hat die Stadt Ehrenamtler ausgezeichnet. Warum es dieses Jahr gleich zwei Sonderpreise gab.

„Guck mal, die reden miteinander“: Schon in ihrer Eröffnungsrede zeigt sich Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel zufrieden, dass bei „Dinslaken, Ehrensache“ die Besucher schon vorab im Foyer der Kathrin-Türks-Halle interessiert miteinander plaudern, ins Gespräch kommen, sich vernetzen. Dies sei ein willkommener Nebeneffekt dieser Veranstaltung zur Würdigung von ehrenamtlicher Tätigkeit. „Sie macht das Zusammenleben wertvoller; sich für das Wohl anderer einzusetzen verdient Wertschätzung und sorgt für ein friedliches Miteinander – macht eine Stadt liebenswerter“, so Eislöffel.

Unterhaltsam und unaufgeregt führen Larissa Schwarz und Ingo Tenberg durch das Programm. Minuziös wird die Ablaufplanung eingehalten: Nach einem kurzen Jingle wird der jeweilige Ehrenpreis benannt, eine Laudatio würdigt den Preisträger. Ergänzend wird dann ein kleiner Film gezeigt. Dann folgt die Preisübergabe. Für kurze Momente des Innehaltens, für musikalische Akzente sorgt ein Gitarrenduo der Country Fellows.

Heimatpreis für den Mühlenverein Hiesfeld

Zunächst wird der vom Land NRW geförderte Heimatpreis vergeben. 3500 Euro gehen an Marina Thümer und 1500 Euro an den Mühlenverein Hiesfeld. Laudatoren sind Eislöffel, die die vielfältigen gemeinnützigen Projekte benennt, in denen Thümer unkompliziert „als Macherin“ in Aktion getreten ist und Marc Kriesten von der Werbegemeinschaft Hiesfeld, der die Verdienste des Mühlenvereins rund um die Hiesfelder Wahrzeichen hervorhebt.

Dann werden die Maria-Euthymia-Preise verliehen, jeweils mit 500 Euro dotiert. Im Genre Soziales würdigt Krankenhauspfarrerin Ulla Kappner die Leistungen und Verdienste der Grünen Damen im ev. Krankenhaus. „Schon seit 32 Jahren sind sie die guten Seelen des Krankenhauses, verschaffen Kranken Gehör, hören aufmerksam zu, geben Mut“, lobt sie die Grünkittel.

Pfarrerin Ulla Kappner (rechts) hielt die Laudatio für die Grünen Damen des ev. Krankenhauses. Sie erhielten den Maria-Euthymia-Preis im Genre Soziales.
Pfarrerin Ulla Kappner (rechts) hielt die Laudatio für die Grünen Damen des ev. Krankenhauses. Sie erhielten den Maria-Euthymia-Preis im Genre Soziales. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Die nächste Laudatorin holt am Rednerpult zunächst tief Luft. Silke Godejohann, 2. Vorsitzende des Schwimmclubs Dinslaken, braucht diese Luft auch, um die Preisträgerin im Genre Sport vorzustellen. „Sie ist liebenswert chaotisch, setzt sich für ihre Gruppen ein. Sie vermittelt den Spaß am Schwimmen, kümmert sich in ihrer Einfühlsamkeit auch um die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Sie ist immer da, wenn Not am Becken ist – sie trainiert, organisiert. Sie ist immer da. Erstaunlich für viele, dass sie neben dieser Omnipräsenz auch noch einen Beruf habe.“

Nochmals ein tiefes Einatmen, dann verrät sie den Namen. Sandra Tews erhält den Maria-Euthymia-Preis. In ihrer Danksagung erwidert Tews knapp: „Schon meine Lehrer stellten fest: Sandra ist in ihrer Freizeit aktiver als in der Schule. Kaum nehme ich Chlorgeruch wahr, fühle ich mich wohl“.

Leselernhelfer in Dinslaken ausgezeichnet

Für die Verleihung der nächsten Preise ist das gewählte Veranstaltungsdatum „wie gemacht“. Jedes Jahr am dritten Freitag im November setzt der Aktionstag „Vorlesen verbindet!“ ein öffentliches Zeichen für die Bedeutung des Vorlesens. Für das Genre Kinder und Jugend wird „Mentor – Die Leselernhelfer Niederrhein“ ausgezeichnet. In der Laudatio erläutert Lore Penzel, dass Lesen eine der wichtigsten Voraussetzungen für Bildung und Zukunftschancen von Kindern ist.

Das Konzept der Leselernhelfer helfe da beachtlich. Ein Mentor fördert ein Kind einmal in der Woche eine Stunde – mindestens ein Jahr lang außerhalb des Unterrichts in der jeweiligen Schule. In Dinslaken seien inzwischen 80 Mentoren ehrenamtlich tätig. Im Genre Kultur wird der „Freundeskreis Stadtbibliothek und Stadtarchiv“ ausgezeichnet.

Sonderpreis geht an Dinslakenerin Nana Avdalova

Zum emotionalsten Moment der Veranstaltung gerät dann die Verleihung des Maria Euthymia-Sonderpreises, der mit 750 Euro dotiert ist. Die Preisträgerin aus 2022 Käthi Klein würdigt ihre „Nachfolgerin“ Nana Avdalova. Als junges geflüchtetes Mädchen sorgte sie sich schon um andere Flüchtlinge, half, wo sie konnte. Die junge Frau, die acht Sprachen spricht, gilt als Beispiel für eine gelungene Integration. „Sie hat die Hilfe, die sie durch uns erfahren hat, hundertfach zurückgegeben. Sie steht fest im Beruf und hilft weiterhin Flüchtlingen.“

Die Stadt Dinslaken hat den Maria-Euthymia-Preis an Ehrenamtler verliehen: Die Preisträger und Besucher in der Kathrin-Türks-Halle.
Die Stadt Dinslaken hat den Maria-Euthymia-Preis an Ehrenamtler verliehen: Die Preisträger und Besucher in der Kathrin-Türks-Halle. © Stadt Dinslaken | Photogaphie Ingo Lammert

Bei der Preisverleihung erheben sich alle Anwesenden. Lang hält der Applaus für Avdalova an. Die junge Frau ist sichtlich gerührt und den Tränen nah. Als dann eine junge Frau aus Kirgisistan die Bühne betritt und a cappella eine traurige russische Ballade vorträgt, brechen sämtlich Dämme. Avdalova bedankt sich unter Tränen, „ich will die Liebe und Unterstützung, die mir hier widerfahren ist, einfach nur zurückgeben“.

Ein weiterer Sonderpreis für Helfer des Emscherhochwassers

Doch noch ein weiterer Sonderpreis sollte vergeben werden. Die Bürgermeisterin erinnert an die Geschehnisse um den Deichabbruch und die beschädigte Brücke in Eppinghoven. Die schnelle Hilfe durch die Freiwillige Feuerwehr und durch das Technische Hilfswerk habe Schlimmeres verhindert. Beide Organisationen wurden mit einer Zuwendung von jeweils 500 Euro bedacht. Die Mittel wurden von der Deutschen Bahn und der Emschergenossenschaft bereitgestellt.

In einer Zwischenmoderation fasste Tenberg die Bedeutung des Ehrenamtes griffig zusammen: „Das ist der Kitt der Gesellschaft“.