Berlin. Beim 1:1 des VfL Bochum gegen Union Berlin überschattete der Feuerzeugwurf eine starke Leistung der Spieler. Dieter Hecking war zufrieden.

Dieter Hecking hatte genug am Samstagabend - zumindest von den Ereignissen rund um die 91. Minute, als ein Feuerzeug seinen Torhüter Patrick Drewes am Kopf traf und das Spiel des VfL Bochum beim 1. FC Union Berlin kurz vor dem Abbruch stand. Dem Trainer dürfte klar gewesen sein, dass diese Szene die Berichte über das 1:1 bestimmen und die Leistung seiner Mannschaft in den Hintergrund geraten würde. Dies aber wollte der 60-Jährige nicht zulassen.

„Wir haben uns in der Schiri-Kabine zusammengesetzt. Wir haben einen Nicht-Angriffs-Pakt geschlossen und es war klar, dass wir nur unter Protest zu Ende spielen“, sagte der Bochumer Coach zu den Aktivitäten in der knapp halbstündigen Unterbrechung auf der Pressekonferenz. Zwischen ihm und einem Juristen des Vereins habe es zuvor ein Telefonat gegeben, erklärte Unions Sport-Geschäftsführer Horst Heldt zudem.

Patrick Drewes wurde ins Krankenhaus gebracht, er klagte über Kopfschmerzen, Übelkeit und Unwohlsein, eine Gehirnerschütterung erlitt er laut Verein nicht und konnte mit dem Mannschaftsarzt dann die nächtliche Heimreise antreten. Als er auf dem Platz behandelt wurde, verhöhnten ihn viele Union-Fans im Stadion, skandierten „Steh auf, Du Sau“.

Für Hecking ein „Problem der Gesellschaft“, und ansonsten wollte er dann einzig über das Spiel und die Leistung seines Teams sprechen in kleiner Journalistenrunde in den Katakomben des Stadions An der Alten Försterei. Für alles andere seien andere zuständig, „ich bin Trainer“, sagte Hecking ebenso wie sein Kollege Bo Svensson von Union Berlin.

Über das Sportliche gab es ja genug zu sagen. Denn der VfL Bochum sorgte dafür, dass Svensson „enttäuscht“ war von seinem Team, er zeigte bei Union ein starkes Spiel - und das in gut 80 Minuten Unterzahl, nachdem Koji Miyoshi nach einem brutalen, aber eher unglücklichen Tritt gegen Andras Schäfer mit Rot vom Platz geflogen war. Der VfL aber ließ sich nicht beirren, machte die Räume eng und ließ kaum Großchancen der Unioner zu. „Wir haben uns viel vorgenommen, wollten uns nicht verstecken, nicht reinstellen, die Intensität des Gegners annehmen“, sagte Hecking. Dies gelang.

Der VfL ging durch den starken Der VfL ging durch den starken Sommer-Neuzugang Ibrahima Sissoko sogar in Führung. Nach perfekter Flanke von Felix Passlack schüttelte er Rani Khedira ab, köpfte aus kurzer Distanz ins rechte Eck, feierte seinen Treffer ausgiebig mit seinen Kollegen. Ein Tor, dass „enorm geholfen hat“, sagte Hecking. „Die Mannschaft hatte den Glauben, auch in Unterzahl etwas mitnehmen zu können.“

VfL Bochum: 30 Spiele in Serie mit mindestens einem Gegentor

Tat sie auch, auch wenn es, rein sportlich vorerst, nur ein Punkt war. Denn auch im 30. Spiel in Folge kassierte der VfL mindestens ein Gegentor. In der 33. Minute traf Benedict Hollerbach zum 1:1, bei dem es bis zum Ende blieb. Auch, weil Bochum die „eine oder andere Situation mit Können und Glück überstanden“ habe, wie Hecking sagte. Wie eine Handball-Mannschaft kreiste Union lange vor dem Strafraum der Bochumer, fand aber kaum Lücken. Bochum, angeführt von Abwehr-Turm Ivan Ordets, blockte und verteidigte fast alles weg. „Meine Mannschaft hat genau das gezeigt, was sie auszeichnet: Nie aufgeben, immer an sich glauben“, lobte Hecking.

Dieter Hecking hatte seine Mannschaft gut eingestellt.
Dieter Hecking hatte seine Mannschaft gut eingestellt. © Olivere Behrendt/firo Sportphoto | Oliver Behrendt

Weiterhin steht der VfL Bochum allerdings auf dem letzten Tabellenplatz, wenngleich die Hoffnung durchaus groß sein dürfte, dass ein Sieg am grünen Tisch gefeiert werden könnte. Ein Aufwärtstrend in den Leistungen ist seit dem Trainerwechsel auf Dieter Hecking klar zu sehen. Der VfL steht stabiler, präsentiert sich wieder als Einheit. „Wir müssen so agieren, wie wir heute agiert haben. Wir haben eine herausragende Leistung geliefert“, lobte Hecking seine Spieler deshalb.

VfL Bochum: Grundlagen stehen weiter auf dem Stundenplan

Weiterhin gilt aber: Der Trainer muss weiter an den Grundlagen der Mannschaft arbeiten. Vor allem in der Offensive ist und bleibt der Bundesligist noch zu ungefährlich. Richtig gute Chancen waren auch in Berlin Mangelware, die guten Gelegenheiten ließen die Bochumer um Moritz Broschinski und Co. dann liegen. Oder sie spielten Kontersituationen nicht konsequent aus, weil etwa Felix Passlack oder Maximilian Wittek Stockfehler unterliefen oder die Entscheidungsfindung nicht richtig war. „Es war nicht einfach für sie, wir müssen noch schneller und besser in die Breite verteidigen“, sagte Hecking über seine Außenverteidiger. „Wir hätten ein bisschen mehr Ruhe bewahren können.“

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Einen Spieltag vor den kurzen Weihnachtsferien ist die Hoffnung aber zurück in Bochum, den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze wieder zu schaffen. „Wir haben einen Punkt und es wird sich zeigen, wohin es führen wird. Wir müssen gegen Heidenheim gewinnen, um das Licht heller leuchten zu lassen. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Kurve noch kriegen können“, sagte Hecking mit Blick auf das Spiel gegen den FCH am kommenden Sonntag (15.30 Uhr, DAZN). „Die Mannschaft hat ein klares Zeichen gesetzt, dass der Glaube da ist, dass wir es schaffen. Am Sonntag müssen wir das Ding - egal wie - biegen.“