Bochum. Patrick Drewes trainierte am Dienstag nur im Kraftraum. VfL Bochums Trainer Dieter Hecking erklärt, warum er noch pausiert und ob er am Sonntag gegen Heidenheim spielen kann.

Um 14.45 Uhr schritten die Torhüter des VfL Bochum am Dienstag, drei Tage nach dem Feuerwurf-Skandalspiel in Berlin, zum Trainingsplatz. Manuel Riemann, Paul Grave, Timo Horn. Einer fehlte: Patrick Drewes.

Der 31-Jährige blieb im Kraftraum. Zuvor hatte er auch mit Dieter Hecking gesprochen. Der Trainer erklärte nach der Einheit im Gespräch mit dieser Redaktion, wie es dem Torwart geht.

„Körperlich sehe ich keine Einschränkungen mehr“, sagte Hecking. „Es geht jetzt um die mentale Komponente.“

Nach Skandalspiel: VfL Bochum setzt auf drei Punkte – zu Recht?

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    Drewes war in der Nachspielzeit in Berlin von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden. Er klagte laut Verein über Kopfschmerzen, Übelkeit und Unwohlsein, wurde im Krankenhaus näher untersucht. Eine Gehirnerschütterung erlitt er nicht, der Mannschaftsarzt brachte ihn in der Nacht nach Hause.

    Das Spiel wurde ohne Drewes fortgesetzt, endete nach einem Nichtangriffspakt 1:1. Der VfL Bochum legte am Montag beim DFB-Sportgericht Einspruch gegen die Wertung ein. Ganz Fußball-Deutschland diskutiert über das Thema, in sozialen Netzwerken laufen hitzige Debatten, ob der VfL die drei Punkte erhält - und ob Drewes nur geschauspielert habe. So kritisierten Oliver Kahn und Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe das Verhalten von Drewes, Gräfe schrieb auf X von einem „Schmierentheater“.

    Bochums Drewes soll Geschehen „erstmal noch verarbeiten“

    „Es war in den letzten zwei Tagen extrem, was in den sozialen Medien auf ihn eingeprasselt ist, wer sich alles geäußert hat und wie sich geäußert wurde, es wurde viel über ihn diskutiert“, sagte Hecking am Dienstagnachmittag. „Deshalb haben wir uns dazu entschieden, dass er das ganze Geschehen erstmal noch ein, zwei Tage verarbeiten soll. Ich glaube, dass das der richtige Weg ist.“

    Nach Plan soll Drewes gegen Heidenheim wieder spielen

    Am Dienstag und Mittwoch soll Drewes individuell trainieren, so Hecking. „Für Donnerstag ist der Trainingseinstieg wieder geplant. Aber er muss die Ereignisse verarbeiten, das ist nicht so einfach. Ich glaube, es unterschätzen viele, was sich bei ihm mental abgespielt hat nach dem Feuerzeugwurf und dann im Nachgang. Von daher soll er erstmal in unserer Gruppe die Ruhe finden. Wir wollen ihn Donnerstag wieder voll ins Mannschaftstraining integrieren und dann wird er hoffentlich auch am Sonntag wieder im Tor stehen.“ Dann geht es gegen den FC Heidenheim im Ruhrstadion (15.30 Uhr/DAZN).

    Zu den im Netz oder Interviews geäußerten Meinungen, insbesondere dem Vorwurf der Schauspielerei, hat er eine klare Meinung: „Wer sich da ein Urteil erlaubt, hat das noch nicht erlebt“, sagte Hecking. „Ein banales Beispiel: Wenn man mal ganz überraschend von hinten auf die Schulter getippt wird, zuckt man auch zusammen.“

    Anlaufstellen im Verein: „Geben ihm jegliche Hilfe“

    Ob Drewes auch von einem Psychologen betreut wird? Hecking: „Ich weiß nicht, ob er sich eine spezielle Hilfe dazu genommen hat, um die Ereignisse zu verarbeiten. Natürlich ist es wichtig, dass er auch bei uns Anlaufstellen hat, bei mir zum Beispiel oder unserer medizinischen Abteilung. Ich glaube, dass wir ihm da jegliche Hilfe geben.“

    Der Fokus der Mannschaft gelte jedenfalls ganz dem Spiel am Sonntag, betonte Hecking. Die Ereignisse um Patrick Drewes „haben wir in der Mannschaft nicht mehr groß thematisiert. Es ist so passiert, wie es passiert ist. Jeder hat seine eigene Wahrnehmung darüber. Wir werden uns deshalb jetzt nicht von unserem Weg abbringen lassen“, sagte Hecking.

    VfL Bochums Hecking: Leistung „der viel größere Effekt“

    Die Mannschaft hat eine gute Leistung gezeigt. Der Punkt hat enorm gut getan, für die Seele, fürs Selbstvertrauen. Wir waren eng zusammen als Gruppe, haben uns gegenseitig vertraut und haben trotz der Unterzahl an uns geglaubt, dass wir etwas holen können. Die sportliche Leistung gibt uns viel mehr Mehrwert als dieser unsägliche Feuerzeugwurf. Das ist der viel größere Effekt, den wir mitnehmen in das wichtige Spiel gegen Heidenheim.“

    Gerrit Holtmann: Einsatz am Sonntag noch denkbar

    Fussball 1. Bundesliga, 1. FC Union Berlin - VfL Bochum
    Trainer Dieter Hecking musste in Berlin Gerrit Holtmann früh auswechseln. © Michael Taeger/Jan Huebner | Michael Taeger

    Möglicherweise mit Drewes im Tor, vielleicht auch mit Gerrit Holtmann. Der Außenstürmer musste in Berlin früh verletzt vom Feld, arbeitete am Dienstag im Kraftraum. Hecking: „Gerrit hat sich eine kleine Muskelblessur zugezogen, die vielleicht bis Sonntag noch zu beheben ist. Spätestens am Freitag muss er trainieren, wenn er im Spiel gegen Heidenheim eine Alternative sein will. So lange werden wir ihn aufbauen. Wir werden aber kein Risiko eingehen.“

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