Bochum. Dieter Hecking hat den Konkurrenzkampf beim VfL neu entfacht, etablierte Bochumer sind nicht im Kader. Andere blühen auf - und erhalten ein Sonderlob.
Ob der VfL Bochum seinen ersten Saisonsieg am „Grünen Tisch“ holt, muss das DFB-Sportgericht noch entscheiden. Der VfL hat wie berichtet fristgemäß Einspruch gegen die Wertung des Spiels bei Union Berlin eingelegt (1:1), jetzt holt das Gericht zunächst weitere Stellungnahmen wie von Union Berlin und dem Schiedsrichter ein.
Stand jetzt hat der VfL erst drei Punkte auf dem Konto nach 14 Spielen - und wartet weiter auf den ersten Saisonsieg. Zwei Tage vor Heiligabend will, ja muss Bochum den Bock umstoßen. Mit dem FC Heidenheim kommt der Tabellensechzehnte ins Vonovia Ruhrstadion. Der FCH hat von den letzten neun Ligaspielen acht verloren bei einem Remis. Der FCH hat sieben Punkte Vorsprung. Ein Schlüsselspiel im Abstiegskampf.
Trainer Dieter Hecking setzt dabei auch auf den „Schwung“ von Berlin, den man mitnehmen müsse. Denn seine Mannschaft hatte ja nach der Roten Karte gegen Koji Miyoshi fast komplett in Unterzahl vor allem in der Intensität und Geschlossenheit ein gutes Spiel abgeliefert, sich ein 1:1 erkämpft.
Hecking über Ordets: „Wahnsinnige Stabilität“
Hecking wird gegen Heidenheim sicherlich wieder auf eine Achse setzen, die bei Union voranging: auf Abwehrchef Ivan Ordets und die zentralen Mittelfeldspieler Ibrahima Sissoko und Matus Bero.
Dabei räumte Hecking ein, dass er „anfangs skeptisch“ war, Ordets nach seiner schwächeren Leistung gegen Bremen erneut in die Zentrale der Dreierkette zu stellen. Gegen Werder (0:1) fehlte Jakov Medic, der sich in Augsburg eine Fraktur an der Augenhöhle zugezogen hatte. „Jakov hat vor seiner Verletzung auch gut gespielt“, erklärte Hecking.
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Eine knappe Entscheidung, mit der er letztlich richtig lag. Ordets, in den ersten beiden der fünf Partien unter Hecking nur Ersatz, zahlte das Vertrauen zurück. In der rund 80-minütigen Unterzahl war der robuste Ukrainer der Turm in der Abwehr, köpfte viele Bälle heraus, gewann fast alle Zweikämpfe (90 Prozent). „Herausragend“ nannte Hecking seine Leistung und betonte auch seine Führungsqualität. „Er gibt der Mannschaft eine wahnsinnige Stabilität, an ihm können sich auch andere aufrichten“, so Hecking.
Er meinte explizit die zwei Verteidiger an seiner Seite. Bernardo, „der in Schwung kommt“, und Tim Oermann, auf dessen Tempo und Entwicklung Hecking setzt. Sechs Gegentore gab es unter dem neuen Trainer nur noch, die Defensive hat der 60-Jährige mit seiner Dreier-/Fünferkette enorm stabilisiert in personell unterschiedlichen Formationen. Union fand trotz Überzahl kaum eine Lücke in der entscheidenden Zone. „Dass wir hinten wenig Probleme haben, ist eine tolle Entwicklung“, sagte Hecking.
Hecking über Sissoko und Bero: „Mit Ball herausragend“
Dazu trug insbesondere in Berlin auch die Zentrale davor bei. Vor Ordets glänzten Ibrahima Sissoko, Bochums bisher stabilster Neuzugang des Sommers, und der seit seiner Ankunft in Bochum unter allen Trainern stets gesetzte Matus Bero.
Sissoko gelang per Kopf sein erstes Bundesliga-Tor, er war ein Fixpunkt mit und ohne Ball. Bero eroberte mit seiner Intensität zahlreiche Bälle, initiierte Entlastungsangriffe. „Im Spiel mit Ball fand ich unsere beiden zentralen Mittelfeldspieler herausragend“, lobte Hecking. „Es war sehr gut, wie Matus und Ibu die Bälle geschleppt haben, wie sie versucht haben, spielerische Lösungen zu finden, obwohl der Druck groß war.“
VfL Bochum: Luft nach oben bei Sissoko
Dabei sieht Hecking insbesondere bei Sissoko, den er beim Spiel in Stuttgart einmal auch auf die Bank gesetzt hatte, weiterhin Luft nach oben. Etwa ab der 70. Minute gebe es immer auch Phasen, „wo er müde wird“, deshalb habe er ihn auch kurz vor Schluss ausgewechselt. Aber, so der Trainer: „Ibu ist ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft geworden.“
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Kapitän Losilla auf der Bank: „Fällt mir nicht leicht“
Gegen Bremen und Berlin setzte Hecking zudem auf Tempo über die Außen in seinem - mit Ball - 3-4-3-System. Anthony Losilla saß daher nur auf der Bank. Gegen Bremen über die komplette Distanz, in Berlin wurde er nach Holtmanns Verletzung als zusätzlicher zentraler Mittelfeldmann eingewechselt. „Es fällt mir nicht leicht, unseren Kapitän auf die Bank zu setzen“, erklärte Hecking. „Aber Toto sagt auch: Was die beiden gerade spielen, das ist einfach gut.“
Der Kapitän „akzeptiert seine Rolle, unterstützt die beiden, stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Das ist das, was wir brauchen“, stellte Hecking heraus. Losilla könne er jederzeit einsetzen, er habe dann in Berlin auch „ein gutes Spiel“ gemacht: „Das gibt mir noch mehr den Glauben, dass wir es schaffen, die Klasse zu halten.“
Gegen Heidenheim könnte der Kapitän wieder starten, da Koji Miyoshi sicher (gesperrt) und Gerrit Holtmann voraussichtlich (verletzt) ausfallen. Bero könnte dann eine Reihe weiter vorne agieren.
Trainer Hecking belohnt Loosli - Masovic außen vor
Hecking jedenfalls hat den Konkurrenzkampf neu entfacht beim VfL, schreckt nicht davor zurück, etablierte Bochumer sogar ganz aus dem Kader zu streichen. Rechtsverteidiger Cristian Gamboa, seit 2019 beim VfL, und Innenverteidiger Erhan Masovic, seit 2020 in Bochum, zählten erstmals unter Hecking nicht zum Aufgebot. Masovic spielte unter dem Trainer-Routinier noch keine Sekunde, Gamboa wurde zweimal eingewechselt. Dafür rückte erstmals Noah Loosli in den Kader. „Er trainiert durchgängig gut, dafür wollte ich ihn belohnen“, sagte Hecking.
Es ginge nach Leistung, sagte er speziell mit Blick auf Masovic und den ebenfalls nicht nominierten Flügelstürmer Moritz-Broni Kwarteng. „Andere spielen sich im Training im Moment besser in den Fokus“, so der Coach deutlich. „Es kann sich in dieser Woche jeder wieder anbieten, gegen Heidenheim zu spielen.“
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