Duisburg. 32 Künstlerinnen und Künstler zeigen am 7. und 8. Juni ihre Kunst im Botanischen Garten Hamborn. Alle Infos zur Ausstellung im Grünen.
Zwei Bilderrahmen hängen in der Baumkrone, den nächsten hält Wilfried Weiß bereits in der Hand. Vorsichtig steigt er auf die Trittleiter, um den Faden am Ast zu befestigen. Fertig! Nunja, zumindest für den Moment. Denn für die Ausstellung „Wohnen hier?!“ kommen noch viele weitere Rahmen in die Bäume, aber auch noch ganz andere Werke ins Grüne. Insgesamt 32 Künstlerinnen und Künstler zeigen ihre Arbeiten am Samstag und Sonntag, 8. und 9. Juni, im Botanischen Garten Hamborn. Doch schon vorher, einige Tage vor der großen Eröffnung, gewähren drei Mitglieder der Gruppe einen exklusiven Einblick...
Ja, es ist ein „echtes Kleinod“, sagt Marayle Küpper lächelnd, während sie über Kieswege, vorbei an Rhododendren und Hängebirken, bis hin zum Seerosenteich führt. Bereits zum dritten Mal gibt‘s die „Kunst im Botanischen Garten Hamborn“, die erneut im Rahmen der „Duisburger Umweltwochen“ stattfindet. Das diesjährige Motto lautet: „Wohnen – nachhaltig und ressourcenschonend“. Ein komplexes, vielfältiges, schwieriges Thema. Marayle Küpper nickt. Aber genau das macht es doch auch so spannend, findet sie, „es ist eine Herausforderung!“
Wohnungsnot: Kunst beschäftigt sich mit Schlagwörtern unserer Zeit
Und so sind seit November die unterschiedlichsten Kunstwerke entstanden, die sich alle fragen: „Wohnen hier?!“ Beziehungsweise, das wirft Ingrid Handzlik lachend ein, „einige sind gerade noch dabei zu entstehen.“ Dann holt sie aus einem Pappkarton mehrere Steinhäuser hervor, die später auf die Wiese am Teich kommen... oder vielleicht auch in ein leeres Aquarium? Darüber muss sie noch nachdenken, während sie weitere baut. Aber eines ist sicher, wie die Bildhauerin erklärt: „Sie sollen sich in die Landschaft einfügen!“ Dabei erinnern die Specksteine nicht sofort an kleine Häuschen, eher an abstrakte Objekte... Alles natürlich so gewollt!
Denn ist die moderne Architektur nicht genau das: abstrakte Kunst? Und bleibt dabei immer genug Raum für die Menschen? Immerhin sind Wohnungsnot und Obdachlosigkeit zwei Schlagwörter unserer Zeit. Und ja, auch die Ausstellung möchte nicht nur poetisch-leicht, sondern auch kritisch-tief gehen. So sucht beispielsweise Klaus Wiesel nach Orten, an denen Obdachlose einen Unterschlupf finden könnten. Vielleicht ja dort drüben, am Toilettenhäuschen? Denn, so wie die Menschen ohne Obdach, halten es auch seine Figuren aus Papier nur an einem wind- und regengeschützten Fleckchen aus.
Tiny Houses: Duisburger Verein baut Häuser für Obdachlose
Doch es geht nicht nur darum, gesellschaftliche Probleme, sondern auch mögliche Lösungen aufzuzeigen. So wie die „Tiny Houses“, die der Duisburger Verein „City-Wärme“ für Obdachlose baut. Eines der Exemplare soll in der Ausstellung zu sehen sein, ebenso wie die Möbel von Silvia Kemmer, „die wirklich nachhaltig sind“, wie Marayle Küpper betont. „Das sind Möbel, die auch verkauft werden sollen.“ Stühle, Tische, Regale... alles aus Pappe! Und die sind tatsächlich alltagstauglich, bestätigt die Kollegin, die selbst schon so manches Stück getestet hat.
Nun sind gerade Möbel aus Pappe oder Zeichnungen auf Papier alles andere als wetterbeständig. Deshalb geht‘s nun in die Orangerie, wo zwischen Palmen und Blumen ebenfalls das ein oder andere Kunstwerk zu sehen sein wird. Darunter die Minihäuser von Friederike Huft oder auch die Grafiken von Martina Will. Aber was wird denn überhaupt Marayle Küpper zeigen? Sie lächelt und präsentiert dann ein giftgrünes Ei aus unzähligen Polyesterschnüren. Das ist aber nur ein Teil des Ganzen... Es geht wieder raus, bis zu einem Baum am Eingang. „Das Ei kommt in ein Nest“, erklärt sie. „Denn das war ja quasi die erste Wohnung in der Natur.“
Kunst im Botanischen Garten: Da hängt ein giftgrünes Nest im Baum!
Kunst im Botanischen Garten Hamborn
Die Ausstellung „Wohnen hier?“ im Botanischen Garten Hamborn, Fürst-Pückler-Straße 18, ist am Samstag, 8. Juni, von 11 bis 19 Uhr, und am Sonntag, 9. Juni, von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Zur Vernissage hält Parisa Najafi Tonekaboni, Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadt Duisburg, um 12 Uhr eine Eröffnungsrede. Führungen finden an beiden Tagen jeweils um 12 und um 16 Uhr statt.
Die Duisburger Umweltwochen starten ebenfalls am Samstag, 8. Juni, und laufen dann bis Samstag, 6. Juli. Das komplette Programm ist online zu finden auf www.duisburg.de
Das Nest ist ebenfalls giftgrün, natürlich! Hat die Künstlerin, die eine grüne Brille, grüne Tasche, ja sogar grüne Schnürsenkel trägt, etwa eine Lieblingsfarbe? „Wie kommen Sie denn da drauf?“, fragt sie und lacht. Nun ja... aber die Farbe hat auch etwas Symbolisches! Denn unter dem auffälligen Nest mit Ei, das in einer alten Baumkrone hängt, soll schon bald ein rohes Ei liegen. „Das giftige Nest bedroht das bestehende Leben“, erklärt Marayle Küpper. „Das lässt sich auf die Gesellschaft, auf die Natur oder auch auf andere Situationen übertragen.“
Die Kunstwerke sollen anregen, zum Nachdenken und Weitergrübeln! Das fällt übrigens bei einem Spaziergang durch die Natur erfahrungsgemäß leichter. Denn dabei lässt sich auch mal eine andere Perspektive einnehmen, die aus dem Rahmen fällt... oder die durch den Rahmen erst zum Bild wird. Und wem das nun wirklich zu poetisch ist: Einfach zurück zum idyllischen Seerosenteich laufen und durch die schwebenden Bilderrahmen schauen!