An Rhein und Ruhr. Geht es Problem-Wölfen bald schneller an den Kragen? Politik und Tierhalter wollen einfachere Abschüsse. Ein Tierschützer aus Wesel hält dagegen.
Tierschützer vom Niederrhein kritisieren den Vorschlag, Wölfe schneller abschießen zu lassen. „Wölfe haben in NRW lange keine Probleme mehr gemacht oder Nutztiere gerissen. Es gibt keine Berechtigung, sie zu töten“, sagt Peter Malzbender, Vorsitzender des Naturschutzbunds (Nabu) im Kreis Wesel, gegenüber der NRZ.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat den Umgang mit sogenannten Problem-Wölfen erneut zur Diskussion gebracht. „Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein“, sagte Lemke der Tageszeitung „Welt“. Dadurch sollen Weidetiere geschützt werden. Auch Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) spricht sich dafür aus.
Wölfe am Niederrhein: Darum ist Tierschützer gegen Abschuss
Peter Malzbender vom Nabu Wesel hält den Vorschlag für „wissenschaftlich unhaltbar“. Da Wölfe nicht grundsätzlich gejagt werden dürfen, müsste der Abschuss von einzelnen Tieren genehmigt werden. Es bestehe die Gefahr, dass auch harmlose Wölfe abgeschossen werden, „denn wer will das auseinanderhalten?“, fragt Malzbender.
Der Tierschützer meint, Wölfe könnten nur dort zuschlagen, wo es ihnen leicht gemacht wird. Daher zieht er die Halter in die Pflicht: „Wenn Wolfschutzzäune richtig aufgestellt werden, werden keine Schafe gerissen.“
Landwirte fordern: „Wölfe, die mehrmals einen Zaun überwunden haben, müssen weg“
Dem widersprechen die Landwirte im Kreis Wesel. Bauer Johannes Leuchtenberg nennt die bekannte Wölfin Gloria vom Schermbecker Wolfsrudel als Beispiel: „Sie ist über jeden Zaun gesprungen“, meint der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Wesel gegenüber der NRZ.
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Sobald Wölfe einen Zaun erst einmal überwunden hätten, würden sie sich daran gewöhnen und künftig auch über höhere Hindernisse springen. Dann ließen sich Schafe kaum mehr schützen, „denn sind die Wölfe hinter dem Zaun, wird das Gehege für die Schafe zum Gefängnis.“
Deswegen fordert Leuchtenberg: „Wölfe, die mehrmals einen Zaun überwunden haben, müssen weg.“ Weg, im Sinne von: abschießen. Das würde Landwirten viel Leid ersparen. „Außerdem werden auch die anderen Wölfe ruhiger, wenn man das Problemtier herausnimmt.“
Wolfsmanagement: So stehen Landtagsfraktionen zu Abschuss-Plänen
Auch die Politik in NRW beschäftigt sich zurzeit damit, wie Weidetiere vor Wölfen geschützt werden können. Am Dienstag traf sich der Umweltausschuss des Landtags in einer nicht öffentlichen Sitzung. Einziger Tagesordnungspunkt: „Wolfsmanagement“.
NRWs Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) kann sich einen einfacheren Abschuss von Problem-Wölfen durchaus vorstellen. Es gebe einzelne Tiere, die Herdenschutzmaßnahmen geschickt überwinden können. „Dagegen müssen wir etwas tun, um die Akzeptanz für den Wolf insgesamt zu erhalten, denn der Wolf ist Teil unserer Natur“, meint Krischer. Zurzeit werde die seit 2022 geltende Wolfsverordnung überprüft.
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Auch die Opposition im Landtag spricht sich dafür aus, Weidetierhaltern zu helfen. Nach Ansicht der SPD seien dafür keine neuen Regeln nötig: „In NRW kann Minister Krischer die Entnahme anordnen. Die rechtliche Grundlage dafür besteht längst“, so der umweltpolitische Sprecher René Schneider. Sobald Wölfe zum Problem werden, „müssen die rechtlichen Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden.“
Die FDP-Landtagsfraktion drängt zudem auf ein „aktives Bestandsmanagement“. Das solle eine Höchstzahl von Wölfen festlegen. „Auch muss schneller festgestellt werden, ob ein Wolf an einem Vorfall beteiligt war“, sagt der umweltpolitische Sprecher der FDP, Dietmar Brockes.
Wird Schutzstatus des Wolfs bald gelockert?
Ähnlich sieht es der Deutsche Bauernverband. „Wir brauchen eine amtliche Feststellung, dass der günstige Erhaltungszustand erreicht ist, eine Umstufung des Schutzstatus und ein echtes Wolfsmanagement“, sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken am Montag. Der Abschuss von einzelnen Tieren reiche „bei weitem nicht mehr aus.“
Strengen Schutz genießen Wölfe auch nach Regeln der EU, doch die könnten bald gelockert werden. Eine Meldestelle der EU sammle Daten zu Wolfspopulationen aus ganz Europa, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag. Damit wolle die EU den Schutzstatus des Wolfs überprüfen. Von der Leyen findet es „völlig richtig“, dass lokale Behörden den Abschuss von Problem-Wölfen erlauben.
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- Seit 2016 werden immer mehr Wölfe in NRW gesehen, sagt der Nabu. Zwischen 2009 und 2022 seien 531 Wolfsmeldungen bestätigt worden. Die Zahl der Tiere sei aber geringer. Einzelne Tiere seien standorttreu geworden, zum Beispiel rund um Schermbeck. Dort wurde 2018 ein Wolfsgebiet ausgerufen.
- Ein Wolf wurde zuletzt am 14. August in Haltern gesehen, wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz angibt. Der letzte Nachweis im Kreis Wesel stammt von Mitte Mai. Zuletzt wurden Nutztiere Mitte Juni im Oberbergischer Kreis und in Minden-Lübbecke gerissen.