An Rhein und Ruhr. Die Wolfsrisse in Dinslaken und Schermbeck haben die NRW-Landesregierung beschäftigt. Eine neue Maßnahme soll Tiere und Schäfer schützen.
Der Wolf hält Nordrhein-Westfalen weiterhin auf Trab. Immer wieder werden die Raubtiere am Niederrhein gesehen, zuletzt sorgte ein Video in Uedem für Aufsehen. Regelmäßig werden neue Fälle bekannt, bei denen Nutztiere gerissen oder schwer verletzt wurden. Vor dem Umweltausschuss zog NRW-Minister Oliver Krischer (Grüne) am Mittwoch Bilanz zu den jüngsten Wolfsrissen.
Wie die Landesregierung bekanntgab, wurde die Bearbeitung des Falles aus Dinslaken vom 28. Februar nun abgeschlossen. Insgesamt 39 Schafe und Ziegen wurden Opfer dieses Angriffs. Gegenüber unserer Lokalredaktion hatte der betroffene Schäfer die Zahl der mittlerweile verstorbenen Tiere sogar auf über 50 beziffert. Eine Kot-Analyse hat ergeben, dass die bekannte Wölfin „Gloria“ und ein männlicher Nachkomme aus dem Wurf 2022 für den Riss verantwortlich waren.
Wolfsangriffe Kempen, Dorsten und Schermbeck: NRW-Landesregierung legt Zahlen vor
Bei drei weiteren Wolfsangriffen hat das Land die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Auf die Frage nach Möglichkeiten, die Untersuchungen zu beschleunigen, regierte Krischer abweisend. Probenahme, Aufbereitung und die genetische Auswertung erfolgen „bundesweit nach einheitlichen Standards“, so der Minister.
In Kempen (Kreis Viersen) sind am 19. März insgesamt drei Schafe getötet worden, darunter befanden sich zwei Lämmer. Bei einem weiteren Vorfall in Dorsten am selben Tag hatte ein Schäfer seine aus 350 Tieren bestehende Herde für weniger als eine Stunde aus den Augen gelassen – ohne Zaun und Herdenschutzhunde. In der Folge wurden neun Schafe sofort getötet. Zehn weitere wurden bei dem Angriff verletzt, von denen später neun Tiere notgetötet werden mussten. In Schermbeck wurden zwei Rinder am 25. März außerhalb ihrer eingezäunten Weidefläche aufgefunden, nur eines überlebte.
Wölfe in NRW: Umweltministerium will Wolfsgebiete offenbar ausweiten
Eine Entschädigung steht Haltern von Schafen, Ziegen und Gehegewild nach einem Wolfsangriff laut der Landwirtschaftskammer NRW nur zu, wenn die Tiere spätestens sechs Monate nach Einrichtung des Wolfsgebietes in einem grundgeschützten Herdenschutzzaun gehalten wurden. In den drei Fällen sei das nicht der Fall – entweder spielten sie sich außerhalb von Wolfsgebieten ab oder die Tiere waren nicht ausreichend geschützt. Für die Haltung von Rindern ist ein Herdenschutz in der Richtlinie zudem nicht definiert, heißt es im Bericht an den Ausschuss.
In Zukunft sollen die Wolfsgebiete und ihre Streifzonen um 40 Prozent erweitert werden, wie das Umweltministerium nach Angaben des umweltpolitischen Sprechers der SPD im Landtag, René Schneider, in der Sitzung bekanntgab. Demnach soll in den Wolfsgebieten Schermbeck sowie Minden-Lübbecke der Bereich erweitert werden, in dem der Weidetierschutz vom Land bezahlt wird. „Die dazugehörigen Förderrichtlinien sollen bis zum Ende des Jahres überarbeitet werden. Dies ist auch dringend nötig“, so Schneider. Im Interview mit der NRZ hatte Minister Krischer Anfang der Woche betont, man müsse „Wege finden, wie wir mit dem Wolf leben können“. Er hatte Änderungen in der Wolfsverordnung sowie Hilfen für Schäferinnen und Schäfer in Aussicht gestellt.