Kreis Wesel/ Niederrhein. Im Interview äußert sich NRW-Umweltminister Oliver Krischer zur NRW-Wolfsverordnung, zu Wölfin Gloria – und zum erleichterten Abschuss in Bayern.
- Wölfin Gloria stellt Tierhalter am Niederrhein vor große Herausforderungen.
- Ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 2021 regelt, dass Wölfin Gloria nicht abgeschossen werden darf.
- Doch wie geht es mit dem Thema Wolf in Nordrhein-Westfalen weiter? Dazu äußert sich Umweltminister Oliver Krischer (Grüne)im Interview mit dieser Redaktion.
Seit etwas mehr als einem Jahr ist Oliver Krischer (Grüne) Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in Nordrhein-Westfalen. Das Thema Wolf teilt er sich mit dem Landwirtschaftsministerium. Geerbt hat er von seiner Vorgängerin, Ursula Heinen-Esser (CDU), eine Wolfsverordnung, die den Umgang mit dem geschützten Tier regeln soll.
Geht es um die Rolle der Schafe im Hochwasserschutz, so führt die Diskussion auch zum Wolf – am Niederrhein eine Herausforderung für die Schafhalter.
Oliver Krischer: Es ist ein breites und emotional diskutiertes Thema. Ich habe eine Wolfsverordnung von der Vorgängerregierung geerbt, die sich in der Praxis nicht unbedingt bewährt hat. Wir sind im Moment unter anderem dabei, diese Verordnung zu überarbeiten.
Das gilt auch für den Praxis-Leitfaden Wolf von Bund und Ländern. Ich gehe davon aus, dass wir so die Entnahme beispielsweise auffälliger Wölfe auch rechtssicher durchsetzen können.
Herdenschutzhunde sind effektiv, aber kostspielig. Herdenschutzzäune werden zwar gefördert – aber all das sorgt aber für Mehrarbeit. Wenn der Wolf auch schützenswert ist, müssen die Schafhalter dann nicht stärker unterstützt werden?
Wir tun beim Herdenschutz eine ganze Menge, da wird viel Geld investiert, von dem die Schäferinnen und Schäfer auch profitieren. Aber da schauen wir auch: Was können wir auch bezüglich Antragsverfahren und Umsetzung noch besser und einfacher machen? Der zusätzliche Aufwand ist da auch ein Thema. Denn eines ist klar: Selbst, wenn man auffällige Wölfe entnehmen kann, die hin und wieder Zäune überwinden, der Wolf wird uns langfristig erhalten bleiben. Wir müssen schauen – wie es in anderen Ländern Europas ja inzwischen gelungen ist – ein Miteinander zwischen Tierhaltung und Wolf hinzubekommen. Und das bedeutet, dass es gute Herdenschutzmaßnahmen gibt, die sich in der Praxis dann auch bewähren und vor allem den Aufwand für die Schafhaltungen decken.
Bayern hat den Vorstoß gemacht, den Abschuss des Wolfs zu vereinfachen.
Die Debatte läuft in allen Bundesländern. Was die CSU in Bayern gemacht hat, halte ich nicht für zielführend. Das hat meines Erachtens mehr mit der dortigen Landtagswahl als mit der Sache zu tun. Es ist so offensichtlich gesetzeswidrig, dass es ziemlich sicher – da sind sich alle Fachleute einig – vom Gericht gekippt wird. Damit ist den Schäferinnen und Schäfern überhaupt nicht geholfen.
Gibt es schon Erkenntnisse darüber, ob es stark auffällige und problembehaftete Wölfe gibt?
Naja, es gibt eine Wölfin, deren Namen, Gloria, am Niederrhein alle kennen. Wir veröffentlichen ja alle Risse und es lässt sich ja einfach nachlesen im Internet, dass sie mehrfach schon Schafsrisse gemacht hat. Nach unserer bisherigen Wolfsverordnung und anderen Regeln kann sie nicht entnommen werden. Das hat auch ein Gericht so bestätigt. Das ist halt genau die Frage, ob man hier mit neuen Erkenntnissen nicht auch zu anderen Kriterien kommt. (acf/ sz)