Kamp-Lintfort. Der Kamp-Lintforter SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider siegt erneut im Wahlkreis Wesel II. Auch die Grünen können zulegen.
Den schönen Frühsommertag hatte René Schneider noch für eine Wandertour durch die Sonsbecker Schweiz genutzt – „um den Kopf freizukriegen“, so der Kamp-Lintforter. Als er nach den ersten Hochrechnungen am Abend im Kamp-Lintforter Jugendzentrum Kaliber die Stimmenauszählung verfolgte, verspürte Schneider trotz der großen Freude über seinen Wiedereinzug in den Düsseldorfer Landtag aber auch eine leichte Katerstimmung ob des schlechten Abschneidens seiner Partei: „Das Glücksgefühl überwiegt heute, aber trotzdem haben wir uns im ersten Moment gefragt, was da passiert ist.“ Noch nie habe er im Landtagswahlkampf so wenig über Landesthemen mit den Wählerinnen und Wählern gesprochen: „Mit dem Ukraine-Kriege sind die Prioritäten in eine ganz andere Richtung gegangen.“ Eines der wenigen echten Landesthemen, die am Wahlstand diskutiert wurden, war laut Schneider der Kiesabbau.
„Gut unterwegs gewesen“
Am Ende waren es nur 2,99 Prozentpunkte, die der Kamp-Lintforter vor seinem Hauptkontrahenten Sascha van Beek von der CDU lag. Wie zu erwarten war, lag Schneider in Kamp-Lintfort und auch in Voerde von Anfang an vor van Beek. Der machte hingegen das Rennen in Rheinberg, Sonsbeck, Alpen und Xanten. Den Ausgang der Wahl verfolgte van Beek gemeinsam mit seiner Mannschaft auf dem Spargelhof Schippers in Alpen. Auch wenn ihn der Sieg der Landes-CDU freue, sei er aber umso mehr enttäuscht von seinem eigenen Ergebnis, sagte van Beek. „Vielleicht haben wir am Ende einfach nicht genügend Leute erreicht.“ Das gute Gesamt-Abschneiden der CDU sei zumindest ein Trost für sein Wahlkampfteam und die Bestätigung, „gut unterwegs gewesen zu sein“.
„Die 18 Prozent hatten wir zwar schon in den Umfragen, aber dass die dann auch wahr werden, das konnte keiner so richtig ahnen.“ Grünen-Landtagskandidat Niels Awater freute sich mit seinem Team in Rheinberger Hotel am Fischmarkt über den Wahlerfolg seiner Partei sowohl auf Landesebene als auch im Wahlkreis Wesel II: „Jetzt führt kein Weg ohne die Grünen zu einer Regierung in Düsseldorf, die Themen, die wir vertreten, sind immer mehr gefragt“, sagte der 21-Jährige, der am Ende des Abends auch persönlich mit 12,06 Prozent ein gutes Ergebnis einfahren konnte.
Franca Cerutti (FDP) rätselte am frühen Abend noch mit ihren Rheinberger Parteikolleginnen und -kollegen, wo die Gründe für das schlechte Abschneiden der Liberalen auf Landesebene zu suchen sind. Vielleicht sei wegen der Corona-Pandemie die Schulpolitik besonders sichtbar gewesen und dabei nicht immer die Linie der FDP angekommen. Demotivierend sei das Ergebnis für sie persönlich nicht, sie wolle für die FDP weiter am Ball bleiben. Und: „Ich gratuliere René Schneider ganz herzlich.“