Mülheim. „Unerwartete Wendung“ in Mülheim-Saarn: Für die Kirche St. Elisabeth und die katholische Kita stehen neue Eigentümer bereit. Das sind die Pläne.

Für die katholische Kirche St. Elisabeth am Nachbarsweg in Mülheim-Saarn wurde offensichtlich ein Käufer gefunden - und viele in der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt atmen auf. Denn St. Elisabeth soll als Gotteshaus erhalten bleiben.

Ernsthaft interessiert ist die Credo Gemeinde Saarn, eine evangelisch-freikirchliche Gemeinde. Sie möchte die Kirche samt Turm und angrenzender Gebäude erwerben und ab 2025 in St. Elisabeth eine neue Heimat finden. Schon ab diesem Monat soll die Kirche Zentrum eines ökumenischen Projektes werden.

Katholische Kirche St. Elisabeth in Mülheim-Saarn vor dem Verkauf

Das frühere Pfarrhaus und das Gemeindeheim wird die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt als Eigentümerin behalten. Die Kita St. Elisabeth soll zumindest in katholischer Trägerschaft bleiben. Diese Lösung wurde am Wochenende in den katholischen Gottesdiensten der Pfarrei verkündet, nun gibt es dazu auch eine offizielle Mitteilung der beteiligten Partner.

Wie Pfarrer Christian Böckmann auf Anfrage erläuterte, plane die Credo-Gemeinde, nicht nur das Kirchengebäude, sondern auch den Kindergarten zu kaufen, der jedoch unverändert weiterlaufen solle. Der Kaufvertrag sei noch nicht unterzeichnet: „Viele Fragen sind noch zu klären“, so Böckmann, „auch bezüglich des Denkmalschutzes und des Umbaus. Wir sind aber in guten Gesprächen.“

Credo Gemeinde hofft, im Frühjahr 2025 den Vertrag unterzeichnen zu können

Das bestätigt Dr. Blaise Feret Pokos, Pastor der Credo Gemeinde. Er sagt: „Wir beginnen jetzt erste Gespräche mit dem Bauamt, mit Architekten, der Denkmalbehörde, aber auch mit Banken.“ Wie schnell man vorankomme, hänge auch ab von den Bearbeitungszeiten bei den zuständigen Behörden. Die Gemeinde hoffe, im Frühjahr 2025 den Kaufvertrag unterschreiben können.

Bislang feiert die Credo Gemeinde ihre Gottesdienste im Gewerbegebiet an der Solinger Straße. Auf rund 400 Quadratmetern habe man dort auch Räumlichkeiten für Kinder und Jugendliche geschaffen, so Dr. Pokos. Der Platz reiche aber längst nicht aus.

Pfadfinderstamm könnte umziehen auf die große Wiese

Die Credo Gemeinde gehört dem Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden an. Laut Kinder- und Jugendreferentin Vivienne Rymarczyk gibt es vier Kindergruppen, die zeitgleich zum Erwachsenen-Gottesdienst stattfinden. Zusätzlich treffen sich freitags bis zu 70 Jugendliche. „Durch den Umzug verdoppelt sich der Raum für meinen Arbeitszweig“, so Rymarczyk.

Dieses Luftbild zeigt die Kirche St. Elisabeth am Nachbarsweg in Mülheim-Saarn und den zugehörigen Kindergarten.
Dieses Luftbild zeigt die Kirche St. Elisabeth am Nachbarsweg in Mülheim-Saarn und den zugehörigen Kindergarten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Zur Credo Gemeinde gehört außerdem ein Pfadfinderstamm der Royal Rangers, der sich momentan auf einem Privatgrundstück in Saarn trifft. Er könnte auf die große Wiese neben der St.-Elisabeth-Kirche umziehen, so die Überlegung.

Erster ökumenischer Gottesdienst schon am 27. Oktober

Schon ab Oktober möchten die Freikirche und die katholische Pfarrei inhaltlich kooperieren, unter dem Motto „Christlich leben am Nachbarsweg“. In den nächsten Tagen sollen sich hierzu mehrere gemischte Gremien bilden. Bereits am 27. Oktober ist der erste ökumenische Gottesdienst geplant, im Dezember ein gemeinsamer Adventsmarkt an der St.-Elisabeth-Kirche.

Die Übergabe der Immobilie soll fließend erfolgen. Geplant ist, dass die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt die Kirche noch bis ins nächste Jahr hinein nutzt. Übergangsweise will die Credo Gemeinde ihre Gottesdienste von der Solinger Straße zunächst in den Gemeindesaal von St. Elisabeth verlegen. „Gemeinsam werden wir dann schauen, wie wir die nötigen Umbauarbeiten und den Wechsel der Gebäude realisieren“, so Pfarrer Christian Böckmann. Die Kirche muss aufwändig energetisch saniert, die Räume sollen anders aufgeteilt werden.

Schul- und Kita-Gottesdienste können weiterhin stattfinden

Was viele Menschen in der Saarner Nachbarschaft interessieren dürfte: Die Credo Gemeinde hat versprochen, dass in der St.-Elisabeth-Kirche weiterhin ökumenische Schulgottesdienste, Gottesdienste der katholischen Kita und besondere Gottesdienste der katholischen Pfarrei stattfinden dürfen. Auch, wenn das Gotteshaus offiziell verkauft wurde.

Offensichtlich erfreut über die Lösung für die Saarner Kirche sind: (v.li.) Pfarrer Christian Böckmann, Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind, Jugendreferentin Vivienne Rymarczyk, Pastor Dr. Blaise Feret Pokos und Kirchenvorstand Norbert Wortberg.
Offensichtlich erfreut über die Lösung für die Saarner Kirche sind: (v.li.) Pfarrer Christian Böckmann, Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind, Jugendreferentin Vivienne Rymarczyk, Pastor Dr. Blaise Feret Pokos und Kirchenvorstand Norbert Wortberg. © Pfarrei

Ihnen sei ökumenische Verbundenheit, gemeinsame Präsenz und „gute Nachbarschaft“ in Saarn ein wichtiges Anliegen, so Pastor Dr. Pokos. Der Geistliche ist selber erst vor wenigen Wochen von Berlin ins Ruhrgebiet gezogen. Auch Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind haben die Kirchenvertreter schon für ihr Modell gewonnen. Sie sagte bei einem Ortstermin: „Ich freue mich, dass am Nachbarsweg nach einer gemeinsamen Lösung gesucht wird, um die St.-Elisabeth-Kirche weiterhin offenzuhalten – und dies sogar für Christen beider Konfessionen.“

Mülheimer Pfarrei freut sich über „gute Nachricht“

Die Kirche St. Elisabeth, gebaut in den 1950er Jahren, hat rund 350 Sitzplätze und ist damit größer als die Klosterkirche im Dorf Saarn. Im Rahmen des Pfarrentwicklungsprozesses war 2018 beschlossen worden, das Gebäude aufzugeben, zu vermieten oder zu verkaufen. Es hieß, sie sei mittelfristig nicht mehr zu finanzieren. Spätestens bis zum Jahr 2030 sollte dies geschehen. Nun wurde wesentlich früher eine Lösung gefunden. Die ersten Reaktionen in den katholischen Gemeinden seien „durchgehend positiv“ gewesen, sagt Pfarrer Böckmann, der selber erfreut und erleichtert wirkt.

Man habe in den vergangenen Jahren auch darüber nachgedacht, das Gebäude komplett aufzugeben oder ganz anders zu nutzen, erklärt Böckmann. Dass St. Elisabeth jetzt Gotteshaus bleiben kann, sei für Pfarrei und Gemeinde „eine gute Nachricht und eine unerwartete Wendung“.

Keine Neuigkeiten gibt es laut Böckmann in Sachen Herz-Jesu-Kirche: Das Broicher Gotteshaus, das zur selben Pfarrei gehört, steht seit Anfang 2023 leer und soll ebenfalls verkauft werden. Eine glückliche Lösung wie in Saarn ist hier bislang nicht in Sicht.

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