Mülheim. Längst sollten hier neue Einfamilienhäuser stehen. Doch die Schrottimmobilien nahe der A40 in Mülheim verfallen. Was die Eigentümer nun planen.
Hier könnte man jede Menge Brombeeren pflücken. Meterhoch umrahmen Sträucher das geschwärzte Gemäuer, momentan sind sie mit dicken dunklen Früchten besetzt. Auch anderes Grün ist in die Höhe geschossen, Zweige erreichen die zerbrochenen Fenster im ersten Stock. Großstadtpflanzen erobern die maroden Gebäude am Frohnhauser Weg, Ecke Blücherstraße.
Die A40-Anschlussstelle Mülheim-Heißen liegt direkt nebenan. Täglich fahren oder laufen an dieser belebten Stelle viele Menschen vorbei, schauen auf einen „Lost Place“. Besonders augenfällig ist das ehemalige Steigerhaus am Frohnhauser Weg 38 mit seinem spitzen Giebel und verwitterndem Stuck. Ein Werbetransparent verhängt einen Teil der Fassade. Graffitisprayer haben sich dort kläglich versucht.
Gebäude an der A40 in Mülheim-Heißen verfallen seit Jahren
In den vergangenen Jahren rückten die verfallenen Gebäude zwei Mal in den Blickpunkt: Im August 2021 brach Feuer aus in einem der flachen Reihenhäuser in der Stichstraße. Bis heute steht es als Brandruine, verrußt, mit eingestürztem Dach. Etwa ein halbes Jahr später war der Zustand der Immobilien politisches Thema in der Bezirksvertretung 1. Kurz vorher hatte die Bauaufsicht der Stadt Mülheim die Eigentümer aufgefordert, die Fenster zu verschließen und den Gebäudekomplex mit Zäunen zu sichern. Damals waren schon Dachziegel herabgefallen.
Aktuell ist der Bereich mit Metallzäunen abgesperrt. Hinter der Häuserzeile lagert etwas Baugerät und Material. Gewerkelt wird dort jedoch nicht. Nur die Pflanzen arbeiten sich vor.
Einer der Eigentümer wohnt direkt nebenan
Was sagen die Nachbarn, die seit Jahren neben den verfallenen Häuser wohnen? Der direkte Nachbar am kleinen Abzweig der Blücherstraße hat dort ein hübsches weißes Häuschen und könnte theoretisch alles ändern. Denn er ist einer der Eigentümer, Frank Lenz. Vor nunmehr zwei Jahrzehnten haben die Mülheimer Automobilhändler und Brüder Frank und Marcus Lenz das gesamte Areal gekauft, in dem sie selber aufwuchsen - insgesamt rund 4000 Quadratmeter.
Ihren ursprünglichen Plan, die Gebäude abzureißen und acht neue Einfamilienhäuser zu errichten, haben sie nie verwirklicht. Frank Lenz erwähnt einen alten Rechtsstreit mit der Stadt Mülheim, den sie bis vor das Oberlandesgericht getragen hätten. Letztlich erfolglos - „alles kam anders“. Bis heute vertritt er die Ansicht, die Stadt habe sich „quergestellt“, sonst hätten sie längst ihr Projekt vollendet. „Immerhin 1100 Quadratmeter Wohnfläche haben wir bereits geschaffen“, sagt Lenz mit Blick auf die benachbarten, schon modernisierten Häuser an der Blücherstraße, die ihnen ebenfalls gehören.
Auch Abriss der maroden Häuser wäre wohl zulässig
Längst gibt es eine Baugenehmigung für die Hausnummern 35-39, zu denen auch die Brandruine gehört. „Die Verlängerung wird jährlich beantragt und entsprechend erteilt“, bestätigt Axel Booß, Leiter der städtischen Bauaufsicht in Mülheim, jetzt auf Anfrage. Wann das Bauvorhaben begonnen wird, müssten die Eigentümer entscheiden. Auch ein kompletter Abbruch der maroden Gebäude wäre wohl zulässig. Laut Bauaufsicht gibt es keine ersichtlichen Gründe, die das verhindern könnten, etwa Denkmalschutz.
Für das alte Steigerhaus am Frohnhauser Weg sei dagegen noch keine Baugenehmigung beantragt, erklärt Eigentümer Frank Lenz. Sie hätten das Projekt keineswegs begraben. „Wir werden die Ecke in absehbarer Zeit komplett sanieren.“ Geplant sei eine anderthalbgeschossige Bauweise, wie auf der anderen Seite der Blücherstraße. Eigentlich hätte es 2022 oder 2023 losgehen sollen, so der Heißener Geschäftsmann. Doch wegen gestiegener Zinsen und Baumaterialkosten, auch wegen des Facharbeitermangels hätten sie davon abgesehen. „Wir machen es aber auf alle Fälle“, verspricht Lenz. „Wir sind da am Ball.“
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