Mülheim. Besuch im Lager der „Royal Rangers“ in Mülheim: Was sie jungen Menschen bieten und warum viele begeistert sind vom Spirit der Pfadfinder.
Das Gelände erreicht man über einen verschwiegenen Feldweg auf Höhe der Hauses Oemberg 43: Rund fünfzig Kinder und eine Handvoll Erwachsener genießen die Natur in dieser vermeintlichen Abgeschiedenheit - sie sind Teil der Royal Rangers, Pfadfinder also. Das Lagerfeuer brennt, zahlreiche Stockbrote garen über der offenen Flamme und es werden sogar Prüfungen abgelegt – dazu gehören auch sogenannte Messer-Prüfungen.
Was vielleicht martialisch klingt, ist aber das genaue Gegenteil. „Ältere Kinder lernen, wie man verantwortungsbewusst und vorsichtig mit einem kleinen Messer, dem sogenannten Fahrtenmesser, umgeht“, erklärt Jorit Neß. Der Leiter des Mülheimer Stammes der Royal Rangers vermittelt unter fachlicher Anleitung, wie ein Messer richtig zu nutzen, zu transportieren und sogar, wie es sicher zu übergeben ist.
Erfolgserlebnisse in der Natur: Frieda stellt eine Vogel-Futterstelle her
Stolz melden sich gerade Janosch und Jonathan mit bestandener Prüfung. Auch Frieda hatte ein Erfolgserlebnis und trägt ihr Werk stolz in Händen – eine mit Vogelfutter gefüllte Tasse, aus deren Mitte ein Stock ragt. „Wir haben die Tasse mit Vogelfutter gefüllt, Kokosfett geschmolzen und dazu gegeben und dann den Stock reingesteckt.“ Hängt man die Tasse nun am Henkel auf, erhält man eine erstklassige Vogelfutterstelle.
Miras Highlight dieses Tages war das Geländespiel „Ranger Rugby“. „Es gibt zwei Teams und einen Ball und man darf mit dem Ball nur fünf Schritte machen, bevor man ihn an ein Teammitglied weiterzugeben versucht. Das geht ganz schön schnell und man muss dann versuchen, den Ball über die Torlinie zu transportieren“, erklärt die Neunjährige begeistert.
Benedikt ist schon mit fünf Jahren beigetreten
Benedikt gehört an diesem Tag mit seinen 13 Jahren heute zu den Älteren und absolviert ein Praktikum bei den „Royal Rangers“. „Ich bin schon Mitglied, seit ich fünf Jahre alt bin.“ Zur Vorbereitung auf seine Konfirmation gehört auch ein Praktikum, das er nun mit viel Freude in einem Team von rund 15 Ehrenamtlichen ableistet.
Spaß und Bewegung in der Gemeinschaft und das auch noch an der frischen Luft – das wünschen sich viele Eltern für ihre Kinder und genau das ist es, was die Pfadfinder „Royal Rangers“ ihren Mitgliedern bieten. Der Mülheimer „Stamm“, wie sich die einzelnen Ortsgruppen nennen, existiert seit zwölf Jahren und trifft sich derzeit immer auf einem kleinen Grundstück am Oemberg in Saarn, das ihnen von der Besitzerfamilie freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Goldene Pfadfinderregel: Handle selbst so, wie du es von anderen erwartest
Die „Royal Rangers“ bieten ihren Mitgliedern aber noch mehr. „Wir machen alles, was Spaß macht – und das über das ganze Jahr unter freiem Himmel“, fasst Jorit Neß kurz zusammen. Ein erklärtes Ziel sei es, die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern und eine freundliche Gemeinschaft zu formen, getreu der Goldenen Regel der Royal Rangers: „Was du von anderen Menschen erwartest, das tu ihnen auch“. Das sei nur dank des großen ehrenamtlichen Engagements aller Mitarbeitenden möglich.
Und noch etwas anderes ist den Rangers wichtig: „Wir bauen unsere pfadfinderischen Prinzipien auf dem Fundament christlicher Werte auf“, heißt es in den Grundsätzen. Die Royal Rangers gehören der Credo Gemeinde Saarn an.
Ein Highlight sind die Camps: Zelten und epische Geländespiele
Eines der Highlights im Kalender sind immer die Camps, von denen es mindestens eins pro Jahr gibt. „Dann steht Zelten, Abenteuer und epische Geländespiele auf dem Programm“, erläutert der Stamm-Leiter. Das finde sowohl im Kreis der Mülheimer Gruppe, zu der bis zu 100 Personen angehören statt – als auch innerhalb der Region oder auf Bundesebene. „Beim letzten Bundestreffen waren insgesamt 16.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei“, erinnert sich Jorit Neß. Damals nahm die eigens zu diesem Zweck errichtete Zeitstadt eine gesamte Trabrennbahn und deren Randbereiche ein.
So dankbar der Mülheimer Stamm der „Royal Rangers“ für sein aktuelles Grundstück auch ist, befindet er sich doch auf der Suche nach einem neuen, größeren Gelände. Ein Grund dafür sei, dass immer angestrebt wird, die einzelnen, kleinen Gruppen von Kindern räumlich voneinander getrennt agieren zu lassen. Dazu fehle momentan leider einfach der Platz. „Viele besondere Pfadfinderprojekte bleiben aufgrund der aktuellen Platzverhältnisse leider auf der Strecke“, so Neß.
Schnuppertag bei den Royal Rangers im Februar
Ungeachtet dessen freue man sich aber immer über Kinder und Jugendliche, die sich für das naturnahe Miteinander interessieren. Obgleich es ein klares Bekenntnis zu christlichen Werten gibt, gebe es außer einem Alter von sechs bis zu 16 Jahren keine Zugangsbeschränkung. „Hier ist jeder willkommen“, so der Stamm-Leiter.
Die Pfadfinder-Bewegung ist international verbreitet. „Es ist die größte Kinder- und Jugendbewegung der Welt“, betont Jorit Neß.
Am Samstag, 3. Februar, findet auf dem Gelände des Mülheimer Stamms der „Royal Rangers“ in der Zeit von elf bis 14 Uhr ein Schnuppertag statt. Zu dem alle interessierten Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 16 Jahren herzlich eingeladen sind. Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite des Vereins: rr453.de
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