Kamp-Lintfort. Am heutigen Freitag hat sich der Bürgermeister Kamp-Lintforts erklärt, ob er bei den Wahlen im Herbst nochmal antreten wird. Das hat er gesagt.
Die Klärung war mit Spannung erwartet worden: Tritt der mittlerweile 66-jährige Bürgermeister der Stadt Kamp-Lintfort, Christoph Landscheidt, noch einmal als SPD-Bürgermeister-Kandidat an? Am Freitag, 10. Januar, hat er sich frühzeitig dazu geäußert: „Solange es noch Spaß macht, mache ich weiter.“ Und es scheint Spaß zu machen, Bürgermeister von Kamp-Lintfort zu sein.
Er habe es sich genau überlegt, ob er sich das alles noch antun wolle. Er sehe, dass viele Kollegen - nicht nur im Kreis, sondern auch landesweit - die Segel streichen. Er aber wolle weiter machen, sagt er sichtlich frohen Mutes. „Wir haben in den letzten 25 Jahren eine sehr dynamische Stadtentwicklung sehen können. Die war sehr erfolgreich. Wir haben mit der Landesgartenschau 50 Millionen Investitionen nach Kamp-Lintfort geholt. Aber wir sind noch nicht fertig“, begründet er den Entschluss. Überdies habe ihn sein Sohn ermutigt: „Mach‘s noch einmal Papa, hat er gesagt.“
Die offizielle Nominierung steht noch aus
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Zwar steht die offizielle Nominierung des langjährigen und beliebten Stadtoberhauptes als Spitzen-Kandidat noch aus. Das dürfte aber bei den Verhältnissen der SPD in Kamp-Lintfort nur Formsache sein. Bei der letzten Bürgermeisterwahl 2020 holte Landscheidt über 80 Prozent der Stimmen. Den Erfolg verdanke er auch der „Supermannschaft im Rathaus“.
René Schneider, Vorsitzender der SPD Kamp-Lintfort, zeigte sich glücklich mit der Entscheidung des Bürgermeisters. „Wir haben gesagt, wir wünschen uns das. Wir sind dankbar, dass wir ein Zugpferd im positiven Sinne haben.“ Und wenn Landscheidt selbst sich erst nach den Sommerferien im Wahlkampf sieht, so werden seine Parteikollegen es schon ab Ostern tun, wie Schneider versichert.
„Sonst hätten wir keinen Zechenturm mehr, das EK3 würde nicht stehen und wir hätten die Landesgartenschau während Corona nicht eröffnet“
Dass die SPD entgegen dem landesweiten Trend in Kamp-Lintfort wieder die absolute Mehrheit holen wird, scheint für Landscheidt außer Frage. „Das ist kein Defizit, wenn Entscheidungen zügig umgesetzt werden sollen. Das ist wichtig. Das ist keine Basta-Politik.“ Er verweist: „Sonst hätten wir keinen Zechenturm mehr, das EK3 würde nicht stehen und wir hätten die Landesgartenschau während Corona nicht eröffnet. Auch gebührenfreie Kitas gäbe es in unserer Stadt nicht.“ Es gebe eben ein paar Knackpunkte, da sei es wichtig, die richtigen Entscheidungen zu treffen: „Wir wissen, was wir hier tun.“ Manchmal müsse man auch ins volle Risiko gehen, wie seinerzeit beim Kauf der bunten Riesen. „Wenn das schief gegangen wäre, hätten wir die Torte ins Gesicht bekommen.“
Wobei er sich glücklich schätze, dass in seiner Stadt 99 Prozent der Beschlüsse im Rat einstimmig über alle Fraktionen hinweg gefällt würden. „Und es geht hier nicht um Eitelkeiten, sondern um sachbezogene Entscheidungen. Das ist in manchen Städten anders.“ Jüngste Umfragen im Bund sehen die Sozialdemokraten bei grade mal 17 Prozent Zustimmung. In Kamp-Lintfort regiert die Partei - mit nur einer Unterbrechung in 1999 - seit Jahrzehnten alleine, ohne auf Koalitionen angewiesen zu sein.
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Und wenn Landscheidt sagt, „wir sind noch nicht fertig“, dann hat er große Projekte im Auge, die seinen ohnehin guten Ruf nachhaltig stärken würden. Etwa, wenn 2026 endlich die Bahn kommt: „Das Blöde ist nur, man sieht noch nix‚ dabei sind wir auf der Zielgeraden“, ist der Bürgermeister sicher. Es sei aber enormer Planungsaufwand, die reine Bautätigkeit werde erst Ende 2025 oder noch später beginnen können. Auch das Thema Wohnen treibt ihn um. Nach der Flaute durch Lieferkettenengpässe, steigende Baukosten und Zinsen, soll es nun in Kamp-Lintfort wieder vorwärts gehen. Er nennt das Baugebiet am Bendsteg, den Niersenbruch und auch das Zechengelände. „Wenn die RAG MI da nicht selbst tätig werden will, müssen wir das eben selber machen“, nimmt er eines der attraktivsten Baugrundstücke der Stadt in den Blick.
Die Absage der Niag verschafft mehr Beinfreiheit
Weiteres wichtiges Thema seien für ihn die Arbeitsplätze in der Stadt. Die Absage der Niag, die nicht mehr kurzfristig nach Kamp-Lintfort ziehen will, verschaffe der Stadt mehr Beinfreiheit. „Wir waren ohnehin eher für eine kleinteilige Entwicklung“, sagt Landscheidt, der sich davon mehr Arbeitsplätze verspricht. „Anfragen gab es schon.“ Nicht ohne Stolz verkündet er, dass Kamp-Lintfort in Sachen Wärmeplanung landesweit führend ist.
Was ihm auf den Nägeln brennt: die ärztliche Versorgung in seiner Stadt. „Nur eine Kinderarztpraxis - das ist definitiv zu wenig“, findet er. Er sei mit anderen betroffenen Kommunen bis auf Bundesebene bei der KV vorstellig gewesen. „Es scheint aber bei den herrschenden Strukturen nur schwer zu lösen.“ Da müsse es wohl mehr kommunales Engagement geben, fürchtet er.
„Keine Angst, wir bleiben nicht so lange hier“
Dass seine Liebe zur ehemaligen Zechenstadt so groß sein würde, dass er über das Rentenalter hinaus hier arbeiten will, war nicht abzusehen. „Im November 1994 bin ich mit meinem Sohn durch die Stadt gegangen und habe ihn getröstet: Keine Angst, so lange bleiben wir hier nicht. Damals sah die Stadt deutlich anders aus.“ Heute habe sie ein gutes Image. „Als wir anfingen, uns offensiv als Hochschulstadt zu bezeichnen, haben viele erstmal gelacht. Aber es hat sich gelohnt“, ist Landscheidt sicher.