Moers/Kamp-Lintfort. Der Umzug der Niag-Zentrale von Moers nach Kamp-Lintfort galt als sicher. Nun zeigt sich: Hinter den Kulissen hakt es. Das sind die Hintergründe.

Der Umzug der Unternehmenszentrale der Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG (kurz: Niag) von Moers nach Kamp-Lintfort galt als sicher. Nach Informationen unserer Redaktion bröckelt der Plan, den das Unternehmen im vergangenen Dezember öffentlich machte, hinter den Kulissen gehörig. Dem Vernehmen nach werde das Verkehrs- und Logistikunternehmen die noch bis zum 30. September gültige Option für einen Erwerb des Grundstückes in Nord-Kamperbrück verstreichen lassen.

Auf Nachfrage will die Niag diese Information weder bestätigen, noch dementieren. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zum aktuellen Zeitpunkt zu Ihren Fragen nicht Stellung nehmen“, lautet die kurze Antwort des Niag-Sprechers Michael Block.

Kaufoption vor dem Ablauf: Kamp-Lintfort will Grundstücksangebot an die Niag wohl nicht verlängern

Deutlich gesprächsbereiter zeigt sich Christoph Landscheidt. „Es gibt bekanntlich ein hochinteressantes Flächenangebot der Stadt Kamp-Lintfort und eine befristete, inzwischen einmal verlängerte Kaufabsichtserklärung der Niag, die demnächst ausläuft“, schildert der Bürgermeister von Kamp-Lintfort. „Stand heute gehe ich angesichts der regen Nachfrage nach gewerblichen Flächen von zahlreichen Unternehmen an unsere Stadt nicht davon aus, dass ich dem Stadtrat vorschlagen werde, das Angebot an die Niag nach Fristablauf weiter aufrechtzuerhalten.“

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Die Vermarktung des Grundstücks zwischen Rheinberger Straße, Nordstraße und Kruppstraße an die Niag hätte die Verwaltung ohnehin eher kritisch gesehen, betont Landscheidt. „Wir hätten es vorgezogen, die Fläche kleinteiliger zu vermarkten, anstatt an nur ein Unternehmen. Aber wir haben uns in der Verantwortung gesehen, der Niag das zur Verfügung zu stellen und vorzuhalten, wenn es anderswo nichts gab.“ Noch sei ja nichts entschieden, aber sollte das Unternehmen erneut die Frist zum Ende des Monats verstreichen lassen, dann sei es „schade, dass wir Zeit verloren haben.“ Denn die Erschließung für kleinere Unternehmen sei eine andere als für ein großes Unternehmen. Mit mehreren kleinen Unternehmen habe die Stadt auch die Chance, neue Arbeitsplätze in die Stadt zu holen und neue Steuerzahler. Als Grund für die Zurückhaltung der Niag kann sich Landscheidt den Förderstopp für E-Mobilität vorstellen. „Das ist ja kein Geheimnis, dass da kein Geld mehr fließt.“

Niag-Umzug von Moers nach Kamp-Lintfort hakt: Ist Förderstopp für E-Busse der Grund?

Dieser Erklärungsansatz deckt sich mit den Informationen unserer Redaktion. Einer der Gründe für den angestrebten Umzug von Moers nach Kamp-Lintfort war der gestiegene Platzbedarf für die Ende 2023 noch im Wachstum scheinende Flotte an Elektrobussen. Ein großes Busdepot mit Ladeinfrastruktur für E-Mobilität war fester Bestandteil der Pläne, wie die Niag im Dezember veröffentlicht hatte.

Dazu würden ebenfalls Äußerungen passen, die das Unternehmen noch im Juni während eines Pressetermins zur Vorstellung von zwei neuen Elektrobussen getätigt hat. Dort bezeichnete ein Sprecher die Förderung für Ladeinfrastruktur als „wichtige Voraussetzung“ für die Mobilitätswende – und wies darauf hin, dass der Bund nur noch bis Ende 2025 einen Anteil von 80 Prozent der Mehrkosten des Elektrobusses im Vergleich zum Dieselbus trägt. Und Ende Juli forderte der Kreistag die Bundesregierung per Resolution dazu auf, die Förderung fortzuführen.

Zahlreiche Stimmen aus der Moerser Kommunalpolitik hatten die Ankündigung des Wegzuges in die Nachbarstadt seinerzeit missbilligt. Fraktionen und Wirtschaftsvertreter übten Ende vergangenen Jahres scharfe Kritik an Bürgermeister Christoph Fleischhauer, der sich nach deren Auffassung nicht ausreichend um den Erhalt eines wichtigen Arbeitgebers und Steuerzahlers gekümmert hätte. Ob die Niag in Folge der von Landscheidt geschilderten Zurückhaltung in Moers ansässig bleiben wird, bleibt abzuwarten.