Kreis Wesel. Für Igel stellen Mähroboter häufig eine tödliche Gefahr dar. Die Grünen im Kreis Wesel hätten deshalb gerne ein Nachtfahrverbot für die Geräte.

Mähroboter stellen für Igel eine tödliche Gefahr dar – und sind nicht nur Naturschützern ein Dorn im Auge. Vor allem in der Nacht und in der Dämmerung verletzen die Maschinen die kleinen Tiere immer wieder schwer, denn dann sind die Igel unterwegs. In Köln wurde dieses Problem nun angegangen, dort gilt seit Oktober ein Nachtfahrverbot für Mähroboter zum Schutz von Igeln und anderen Kleintieren – ähnliche Überlegungen gibt es unter anderem in Düsseldorf. Jetzt könnte auch hier in der Region schnell Bewegung in die Sache kommen. Denn die Fraktion der Grünen im Kreistag fordert ein solches Verbot nun auch für den Kreis Wesel, in Rheinberg und in Moers stehen solche Forderungen ebenfalls schon auf der politischen Tagesordnung.

„Mähroboter können insbesondere bei Igeln gravierende bis tödliche Schnittverletzungen verursachen und stellen daher eine große Gefahrenquelle für sie dar“, begründen die Grünen ihren Antrag. Igel seien deshalb so verletzungsgefährdet, weil sie in der Dämmerung und nachts nach Nahrung suchen und bei Kontakt mit dem Mähroboter nicht flüchten, sondern sich zusammenrollen. Hierbei kann es passieren, dass sie überrollt und verletzt oder gar getötet werden.

Diese Gefahrenquelle kann leicht vermieden werden, indem die Nutzung der Geräte auf den Tag beschränkt wird“, betont die Fraktion und hat die Verwaltung um eine Prüfung gebeten, ob sich ein solches Verbot auch im Kreisgebiet umsetzen lässt. In Köln umfasst die Regelung übrigens nicht nur die Nacht, sondern auch die 30 Minuten vor Sonnenaufgang beziehungsweise nach Sonnenuntergang. Tagsüber können Mähroboter uneingeschränkt benutzt werden.

Kreis Wesel sieht Kontrollen des Verbots problematisch

Im nächsten Umweltausschuss am Dienstag, 19. November, steht das Thema auf der Tagesordnung. Bereits vorab hat die Kreisverwaltung eine Stellungnahme zur Forderung der Grünen abgegeben. Sie sieht die Igel grundsätzlich gefährdet. „Ihr Bestand nimmt seit Jahren kontinuierlich ab, was auf den Verlust geeigneter Lebensräume und den Rückgang der Insektenpopulationen als Hauptnahrungsquelle zurückzuführen ist“, schreibt der Kreis. Vor allem in ländlicheren Gebieten verlieren die Tiere ihren Lebensraum, umso wichtiger sei es, dass städtische Gärten und Parkanlagen ihnen als Rückzugsorte dienen könnten.

Verletzte oder geschwächte Igel müssen von Auffangstationen immer wieder aufgepäppelt werden.
Verletzte oder geschwächte Igel müssen von Auffangstationen immer wieder aufgepäppelt werden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Doch gerade in den Gärten lauern eben immer häufiger die Mähroboter. Laut Kreis könnte die Untere Naturschutzbehörde zwar ein Nachtfahrverbot per Allgemeinverfügung erlassen, so wie es in Köln passiert ist. Doch die Verwaltung hat Bedenken, dass dieses Verbot kaum kontrolliert werden könnte – es gebe schlichtweg nicht das Personal dazu. Zudem gebe es das Problem nicht nur im Kreis Wesel, sondern praktisch im gesamten Bundesland. Der Kreis hätte es daher lieber, dass das nordrhein-westfälische Umweltministerium einen entsprechenden Erlass herausbringt, der dann überall gilt. „Eine solche Initiative könnte die Kreisverwaltung Wesel über den Landkreistag NRW anregen“, heißt es von der Verwaltung.

Der Kreis will deshalb erstmal abwarten, wie sich die Diskussion um die Mähroboter weiterentwickelt: „Bevor die Kreisverwaltung Wesel ein Verbot ausspricht, wird daher vorgeschlagen, zunächst eine Landesempfehlung abzuwarten.“ Parallel dazu solle über die Öffentlichkeitsarbeit auf den Rückgang der Igelpopulation und die hierfür verantwortlichen Ursachen hingewiesen sowie an die Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer appelliert werden, bei der Unterhaltung und Pflege ihrer Gärten wichtige Spielregeln zum Schutz der Igel zu beachten.

Weitere Gefahren für Igel

Der Igel steht derzeit im Fokus des Artenschutzes. Die Deutsche Wildtierstiftung hat den Igel zum Wildtier des Jahres 2024 gewählt, um auf den stetigen Rückgang der Igelpopulation aufmerksam zu machen. Igel gehören nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Arten. Neben den Mährobotern gibt es noch weitere Gefahr in den Gärten, die vom Mensch gemacht wird: „An erster Stelle ist hier der Einsatz von Schneckenkorn zu nennen, der tödliche Folgen für viele Igel hat, da auch Schnecken auf ihrem Speiseplan stehen“, betont der Kreis Wesel.

Im Kreis Wesel gibt es bereits Initiativen, die sich für die Zukunft der kleinen Tiere einsetzen. So haben der Verein Pro Igel und der Bund für Umwelt- und Naturschutz im Oktober ein Monitoring gestartet, um aktuelle Daten über Igel zu sammeln und den Bestand hier besser einschätzen zu können. Aus den Ergebnissen sollen konkrete Schutzmaßnahmen abgeleitet werden. Naturfreunde sind aufgerufen, ihre Igelsichtungen über die App „Obsidentify“ zu melden. Unter anderem geht es bei dem Monitoring der Umweltschützer auch darum, die Gefahr von Mährobotern für Igel aufzuzeigen.

Mehr zum Thema Igel

Jeder Gartenbesitzer kann etwas tun: Denn durch die richtige Gestaltung kann ein Lebensraum für zahlreiche Insekten geschaffen werden, was nicht nur den Igeln, sondern auch der gesamten Artenvielfalt zugutekommt. Doch nicht nur Privatleute, auch die Städte tragen laut Kreisverwaltung eine besondere Verantwortung für den Schutz der Igel. „Indem öffentliche und private Grünflächen naturnah gestaltet werden und den Tieren ungehinderten Zugang ermöglichen, kann ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt dieser geschützten Art geleistet werden“, heißt es weiter. Igel stehen seit einigen Jahren auf der roten Liste.