Kreis Wesel. Im Kreis Wesel startet jetzt eine Kampagne, die humorvoll über die drängensten Themen rund um den Müll informiert und Bewusstsein schaffen will.

Dieses Gesicht wird den Menschen im Kreis Wesel künftig häufiger begegnen: Mike der Müllexperte ist im Anmarsch. Der stämmige Typ mit der orangefarbenen Latzhose steht für die Abfallkampagne „Mach‘s richtig. Das Abfallbündnis im Kreis Wesel“. Auf Großplakaten, im Netz und auf Instagram soll Mike ohne erhobenen Zeigefinger und mit einer Prise Humor auf die drängenden Punkte beim Thema Abfall hinweisen, Hundekot etwa. „Ob kleine oder große Geschäfte: Die Kacke muss weg“, appelliert er mit zwei Vierbeinern an der Leine auf einem Plakat.

Müllmann Mike, im wirklichen Leben der Schauspieler Carsten Caniglia, stand jetzt auch im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung am Asdonkshof mit Landrat Ingo Brohl und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der kreisangehörigen Kommunen.

Peter Bollig, Geschäftsführer der Kreis Weseler Abfallgesellschaft (KWA), erläuterte die Ziele dieser Kampagne: Es geht um die Umstellung von Abfallwirtschaft auf Kreislaufwirtschaft, um Müllvermeidung, Wiederverwertung, Recycling und um die korrekte Abfallentsorgung etwa. „Die Kampagne will die Neugier wecken und setzt auf bewusstes Verhalten“, so Bollig. Landrat Ingo Brohl sagte, dass sie über mindestens drei Jahre laufen wird, Kostenpunkt rund 750.000 Euro. Kreis Wesel und die 13 angehörigen Kommunen haben das Abfallbündnis gegründet und gemeinsam die Inhalte der Kampagne erarbeitet. Die Figur Mike, ein Kumpeltyp und quasi Müllwerker von nebenan, soll sie unter die Leute bringen.

Schwerpunktthemen in diesem Jahr sind Littering, also Müll, den Zeitgenossen fallen lassen, wo sie gehen und stehen, auch liegen gelassene Hundehaufen fallen unter dieses Kapitel. Zweiter Schwerpunkt wird die Biotonne sein, in der das Abfallbündnis gern viele, vor allem kohlenhydrathaltige Essensreste sehen möchte, die am Asdonkshof zu Strom und Gas verarbeitet werden. Plastik und auch die sogenannten kompostierbaren Tüten dagegen stören den Ablauf der neuen Bioabfallverwertungsanlage beim Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof und auch den des Kompostierwerks. Grund dafür ist, dass diese Tüten zu lange benötigen, um im Kompost aufzugehen und ihn somit als Störfaktor verunreinigen.

Biotonne reagiert allergisch auf Plastik

Zum Auftakt appellierte Mike am Asdonkshof, Verantwortung zu übernehmen und nicht darauf zu zählen, dass „andere hinter mir aufräumen, nach dem Motto ‚wozu zahle ich denn Steuern?‘“. Die Dinge sollten im Kleinen beginnen, im eigenen Kopf starten, um den eigenen Lebensraum zu schützen, „es gibt eben keinen Ersatzlebensraum“, so Müllmann Mike. Belehrend herüber zu kommen, so KWA-Sprecherin Cornelia Bothen, wolle man aber vermeiden. Mitunter ist die Nachricht daher etwas schlicht umgesetzt: So hängt der Biotonne, die dieser Tage auf Weseler ASG-Müllfahrzeugen zu bewundern ist, die Zunge unter dem Deckel heraus, mit Flecken drauf. Mike hatte versucht, sie mit Plastik zu „füttern“, darauf reagiert sie allergisch.

In den kommenden Jahren kommen noch die Themen Sperrmüllklau und wilde Müllkippen hinzu, außerdem ein pädagogisches Konzept für die weiterführenden Schulen. Man hoffe über die jungen Leute alle zu erreichen, so Landrat Brohl. Als Vater wisse er, dass Themen aus Kindergarten und Grundschule in den Familien beim Tischgespräch ankommen. Die weiterführenden Schulen bezeichnet er als „Abbruchkante“, hier reißen die Themen ab. Die Kampagne will sie in die Schulen tragen, auch Mike und sein „Team Mike“, denn der 48-jährige Schauspieler wird kaum jeden Besuch vor Schülern selbst mitmachen können.

Auch auf Festen in den Städten und Gemeinden werden Mike und seine Leute künftig vertreten sein und das Anliegen unters Volk bringen. Dabei ist den Machern der Kampagne durchaus die Rolle der neuen Medien bewusst: Im Internet und auf Instagramm werden unterhaltsame Infofilme zum Thema laufen, natürlich mit Mike in der Hauptrolle. Wer mehr wissen möchte, kann sich unter www.frag-mike.info schlaumachen. Hier gibt es zu jedem Thema Informationen, es gibt die Werbefilme und einen Terminkalender, auf dem sich etwa die Termine von Recyclingcafés in Schermbeck, Xanten, Neukirchen-Vluyn, Hünxe und Sonsbeck finden, außerdem die der Warenbörsen in Rheinbeck, des Clean up Days in Neukirchen-Vluyn und Wesel am 20. September. Der Kalender soll noch aufgestockt werden.

Wer einmal genau wissen will, was mit den rund 500 Kilogramm Abfall pro Kopf und Jahr im Kreis Wesel geschieht, oder auch, wie der Inhalt der braunen Tonne weiter zu Gas, Strom und Kompost verarbeitet wird, sollte sich den 13. Oktober vormerken: Dann lädt der Asdonkshof in Kamp-Lintfort zum Familienfest ein. Ein Blick in die neue Bioabfallbehandlungsanlage wird möglich sein, außerdem gibt es Führungen mit Infos und Einblicken zur Müllverbrennungsanlage und den anderen Abteilungen des Asdonkshofs. Klar, Mike und sein Team dürfen hier nicht fehlen.