Kreis Wesel. Seltene Rohstoffe wandern mit Elektroschrott und Batterien in die Verbrennung, die Recyclingquote ist dürftig. Was dem Kreis Wesel zu tun bleibt.
Gut die Hälfte der ausgedienten Elektrogeräte und Batterien landen im Restmüll, entsprechend dürftig ist die Recyclingquote. Das hat eine Anfrage der Grünen an die Kreisverwaltung ergeben. Was in die graue Tonne passt, wird gern darin entsorgt, zahlreichen Annahmestellen zum Trotz. Selbst ist der Kreis nicht für das Recycling verantwortlich – er könnte aber das Thema Elektroschrott an sich ziehen. Allerdings nicht kostenneutral, die Gebührenzahler müssten draufzahlen, so die Befürchtung. Ob die Grünen das wollen, wird die Fraktion noch beraten, so Kreistagsmitglied Jürgen Bartsch auf Anfrage. Doch der Ukraine-Krieg zeige, dass es sinnvoll ist, sich von internationalen Abhängigkeiten so weit wie möglich zu befreien: Seltene Erden, Lithium, Kobalt, Nickel - all das landet aktuell in der Müllverbrennung.
Was kann der Kreis Wesel tun, um gegenzusteuern? Nicht viel, antwortet die Kreisverwaltung in einer Vorlage für den Ausschuss für Bauen und Abfallwirtschaft. Während er bei Altpapier, Bio- und Grünabfall, Restmüll, Sperrmüll, Alttextilien und Hartkunststoffen zuständig sei, blieben bei E-Geräten und Batterien nur die Öffentlichkeitsarbeit.
Exakte Mengenangaben gibt es für den Kreis Wesel nicht
Konkrete Mengenangaben stoßen an Grenzen: Deutschlandweit fallen jährlich rund 1,6 Millionen Tonnen Elektroaltgeräte an, das sind 20 Kilo pro Einwohner, so der Kreis mit Bezug auf Ministeriumsangaben. Nur knapp die Hälfte wird recycelt. Im Kreis Wesel melden die öffentlich-rechtlichen Entsorger rund 2400 Tonnen jährlich, das wären 5,6 Kilo pro Einwohner. Erfasst sind Elektroaltgeräte inklusive Kühlschränke. Unklar ist, welche Mengen der Einzelhandel angenommen hat – eine Rechnung mit Fragezeichen.
Abholung, Containergestellung und Verwertung von Elektroaltgeräten sei Aufgabe und Pflicht der Hersteller, so die Verwaltung. Das Geld dafür generieren sie aus den Schrotterlösen und dem Verkaufspreis. Ein öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger könnte die Verwertung in seine Zuständigkeit übernehmen, auf eigenes Risiko: Die Hersteller wären dann aus der Verantwortung, der Schrotterlös allein müsste die Verwertung finanzieren.
Solche Versuche habe es gegeben, der Kreis nennt das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof, die Städte Wesel, Dinslaken und Moers, die zeitweise Elektronik angenommen haben. Ergebnis: hohe Kosten, hoher logistischer Aufwand und geringe Einnahmen. Sie haben es wieder aufgegeben.
Qualität des Recyclings ist nicht transparent
„Die Unternehmen der Branchen sind Wirtschaftsunternehmen, die am wirtschaftlichen Erfolg, nicht aber zwangsläufig an einer besonders hohen Erfassungs- und Verwertungsquote interessiert sind“, teilt die Verwaltung auf Anfrage der Grünen zur Qualität des Recyclings mit. Auf die Auswahl der Anlagen und deren technische Ausstattung hat der Kreis keinen Einfluss.
Ähnlich traurig wie bei den Elektrogeräten sieht es mit dem Recycling von Batterien aus. Jährlich werden rund 1,5 Milliarden davon deutschlandweit verkauft, rund 75 Prozent davon als Einwegprodukt. Und die Hälfte von alldem landet - auch im Kreis Wesel - im Restmüll. Und das, obwohl die Hersteller zur Rücknahme verpflichtet sind und in den Geschäften Sammelboxen stehen.
Dem Kreis bleibe lediglich, in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen Überzeugungsarbeit zu leisten. Gerade mit Blick auf die verletzlichen internationalen Abhängigkeiten hält Jürgen Bartsch eine gemeinsame Werbekampagne für erfolgversprechend. Und er sieht den Bund in der Pflicht: „Für die Batterien der E-Mobilität muss es zeitig Richtlinien geben.“ In der Weiterverwertung und dem Recycling ausgedienter Akkus sei man in Asien bereits deutlich weiter. Neue Abhängigkeiten zeichnen sich ab.