Kreis Wesel. Die Bioabfallbehandlungsanlage für die Kreise Wesel und Viersen wurde eingeweiht, bald soll der Betrieb offiziell starten. Was dort passiert.

Ein Projekt, das bereits vor einigen Jahren über die Kreisgrenzen hinweg begonnen hat, befindet sich nun auf der Zielgeraden: Vor einem Jahr war Grundsteinlegung, nun ist die neue Bioabfallbehandlungsanlage für die Kreise Wesel und Viersen auf dem Gelände des Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof in Kamp-Lintfort eingeweiht. Und sie kann einiges: Künftig sollen hier die jährlich rund 67.500 Tonnen Bioabfall aus den Haushalten beider Kreise verwertet und dabei noch Strom erzeugt werden: rund sechs Millionen Kilowattstunden.

Drei Bananen für einen Handyakku: Biotonne muss richtig befüllt werden

Landrat Ingo Brohl hob im Rahmen der Feierlichkeiten am Freitag die Bedeutung dieser Stunde für die beiden Kreise hervor und bedankte sich bei den Beteiligten. Er betonte die interkommunale Zusammenarbeit und den Nutzen der modernen Anlage. Sie sei ein Paradebeispiel für nachhaltige Kreislaufwirtschaft, aus Bioabfall entstehe hier ein hochwertiges Recyclingprodukt, das in mehrfacher Hinsicht Energie und Ressourcen einspare. „Dieser Standort hat meiner Wahrnehmung nach noch viel Innovationskraft“, sagte er zudem.

Klima- und umweltschonend ist die Anlage auch noch: Rund 10.000 Tonnen CO2 könnten vermieden werden, führte Dezernent Reiner Röder, der stellvertretend für den Kreis Viersen sprach, aus. Er betonte auch: Es handele sich um eine Einweihung, noch nicht um die offizielle Inbetriebnahme. Diese soll aber im Januar erfolgen, bis dahin läuft ein Testbetrieb. Röder machte ganz greifbar deutlich, was die Verstromung von Biogas bedeutet: Mit drei Bananenschalen, die kompostiert und vergärt würden, könnte ein Handyakku wieder aufgeladen werden, „essen Sie also Bananen und füllen Sie die Biotonne richtig“.

Anlage am Asdonkshof: Abwärme wird ebenfalls genutzt

Denn es gibt Stoffe, die den Prozess stören können. Kunststoff in erster Linie, wie der Kreis Weseler Dezernent Helmut Czichy am Rande eines Rundgangs auf dem Gelände sagt. Ebenfalls ein Problem seien hier die angeblich biologisch abbaubaren Stoffe, dafür wolle der Kreis in einer Kampagne sensibilisieren. Was allerdings effektiv ist für den Vergärungsprozess: kalorienreiche gekochte Speisen, wie Bauherrenvertreter Uwe Poggenburg von der Niederrheinischen Bioanlagen Gesellschaft erläutert.

Auf etwa 5000 Quadratmetern finde der gesamte Prozess mitsamt Vorbereitung statt – begonnen mit Anlieferung, über die erste Aussiebung, hin zur Fermentation, also dem Vergärungsprozess und der Kompostierung, so Poggenburg. Bei dem Vergärungsprozess erzeugtes Biogas wird in zwei Blockheizkraftwerken verstromt, die bei dem Verbrennungsprozess entstehende Wärme könne ebenfalls weiter genutzt werden: zum Heizen des Betriebsgebäudes sowie zur Unterstützung des Vergärungsprozesses und der Kompostierung. Ebenfalls ein Vorteil der neuen Anlage: Flüssige Gärreste sollen vermieden werden. Und auch die Landwirtschaft profitiert: Denn sie soll den Angaben zufolge die hochwertigen Komposte als Dünger einsetzen können. (acf)