Kreis Wesel. Produkte, als kompostierbar beworben, sind ein Problem in den Biotonnen von Moers, Dinslaken, Wesel & Co. Was hinein darf, überrascht mitunter.
Über ein Transportband wandert, was die Menschen im Kreis Wesel so alles in ihre Biotonnen geworfen haben. Ein Mitarbeiter des Asdonkshofs zieht Kunststoff heraus, jede Menge davon: in Tüten eingepackte Gemüsereste, Blumentöpfe, Plastikaufkleber, eine Windel, die Folie vom Salatkopf, das Netz der Kartoffeln… All das darf nicht im Kompostierwerk an der Müllverbrennungsanlage in Kamp-Lintfort ankommen. Aber gibt es nicht auch kompostierbare Plastikgegenstände? Die gibt es, und sie bereiten im Kompostierwerk zunehmend Probleme. Was darf in die braune Tonne, was nicht?
Cornelia Bothen, Pressesprecherin der Kreis Weseler Abfallgesellschaft, erläutert die Schwierigkeiten. Kaffeekapseln beispielsweise werden teils damit beworben, dass sie aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und somit kompostierbar seien. Es gibt Geschirr aus Bambus, Teller aus Palmblättern und mehr. In der Biotonne haben all diese Dinge nichts verloren, in der gelben Tonne im Übrigen auch nicht. „Biobasierte Kunststoffe können sich beim Kompostieren bei uns nicht zersetzen, weil sie zu lange brauchen“, erläutert Bothen. Die Rottezeit des Bioabfalls am Asdonkshof dauert sechs bis zehn Wochen. Zudem lasse sich mit bloßem Auge gar nicht erkennen, welche Sorte Plastik vorliegt.
Vorsicht bei angeblich kompostierbaren Produkten – sie gehören nicht in die Biotonne
Manche Menschen, die besonders umweltbewusst handeln wollen, kaufen relativ teure Bioplastiktüten, um ihre Küchenabfälle damit in die Tonne zu geben. Sie werden dann mühsam samt Inhalt aussortiert und wandern in die Verbrennung. „Nehmen Sie Zeitungspapier wie früher, um Gemüse- oder Obstreste einzuwickeln“, rät Bothen. Eine Zeitung, zuunterst in die Biotonne gelegt, verhindere zudem das Anfrieren des Abfalls im Winter, im Sommer könne man zusätzlich eine Zwischenschicht einziehen, das absorbiere Feuchtigkeit. Hochglanz sollte das Papier aber nicht sein.
Ebenfalls intensiv als kompostierbar beworben sind verschiedene Sorten Katzen- und Kleintierstreu. Im Kompostierwerk will man das Material nicht haben, zu unhygienisch. Die Rotte erhitzt sich auf lediglich 70 Grad, das reicht nicht aus – aus diesem Grund gehören auch Fleisch und tote Kleintiere nicht in die braune Tonne.
Auch gegarte Essensreste und Backwaren dürfen in den Biomüll
In den Biomüll dürfen Gemüsereste, Obstschalen – auch von Südfrüchten – Eierschalen, Teebeutel, Nussschalen, Kaffeesatz und Filter, Gartenabfälle, Haare, Federn, Küchenkrepp etwa. Und es darf einiges hinein, das auf dem heimischen Komposthaufen nichts zu suchen hat, weil es Ratten anlocken würde: Gegarte Essensreste, Brot und Backwaren, Fischreste, verdorbene Nahrungsmittel und nicht flüssige Milchprodukte sind im Biomüll durchaus willkommen.
Im Winter, erzählt Cornelia Bothen, sind die Biotonnen schlechter befüllt als im Sommer: Weil nicht so viel Grünmaterial anfällt, werden viele auch Hausmüll darin los, an der Sortieranlage ein Ärgernis. Und da ist noch ein anderes Problem: „Es landet noch immer zu viel Biomaterial im Restmüll.“ Küchen- und Gartenabfälle sind wertvolles Rohmaterial. Wenn die moderne Verwertungsanlage für Biomüll, die derzeit am Asdonkshof gebaut wird, fertig ist, zeigt sich, was Biomüll kann. Der Inhalt der Kreis Weseler und Kreis Viersener Biotonnen – jährlich rund 67.500 Tonnen – wird zu 2,65 Millionen Kubikmetern Biogas und sechs Millionen Kilowattstunden Strom verarbeitet, dazu 25.000 Tonnen Kompost.
Bevor das nunmehr vom Plastik befreite Material in die Kompostierhalle wandert, durchläuft es den Metallabscheider: Eine ganze Kiste voller Schäufelchen, Gartenscheren und Obstmesser steht dort, mit dem Grünzeug versehentlich in die Tonne gewandert.