Goch/Kranenburg/Kleve/Emmerich. Sieben Heranwachsende aus dem Ruhrgebiet wurden nach dem Juwelier-Raub vorläufig festgenommen. Immer mehr, teils kuriose, Details werden bekannt.

Das hatten sich die Räuber offenbar ganz anders vorgestellt: Denn der Überfall auf den Juwelier in Goch am Freitagnachmittag darf mit Sicherheit als völlig misslungen bezeichnet werden. Nicht nur, weil einer der Täter beim Wegrennen in der Frauenstraße schon nach wenigen Metern fast mit einer Seniorin samt Rollator kollidiert wäre.

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Wie die Polizei am Montag auf NRZ-Nachfrage bekannt gab, seien sieben männliche Personen vorläufig festgenommen worden. Alle Verdächtigen stammen aus dem Raum Dortmund, Essen und Mülheim an der Ruhr und sind im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Ein 18-jähriger Dortmunder mit spanischer Nationalität wurde am Samstag dem Haftrichter beim Amtsgericht in Kleve vorgeführt, der auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft anordnete – die anderen sechs wurden zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt, sind aber jetzt natürlich der Polizei bekannt. Die Ermittlungen dauern an.

Polizei
Ein Polizeihubschrauber suchte am Freitag auch über Kleve-Kellen nach den Räubern eines Juweliergeschäftes. © NRZ | Johannes Kruck

Beute des Überfalls ist bei den Tätern gefunden worden

Die Tüten mit der Beute seien sichergestellt worden, die vermeintlichen Tatwaffen sowie Teile der Maskierung (unter anderem Teile der Maleranzüge), so die Polizei weiter.

Die abenteuerliche Flucht der mutmaßlichen Räuber führte über die B504 zunächst in Richtung Kranenburg. Durch die Niederung rasten die Beschuldigten dann über Zyfflich, Niel und Mehr weiter nach Kleve und nahmen über die Emmericher Straße Kurs auf die Rheinbrücke nach Emmerich. Wollten sie über die A3 zurück ins Ruhrgebiet? Dann verhinderte wohl auch der Unfall auf der Rheinbrücke das weitere Entkommen.

Raub in Goch
Die Polizei stellte auf der Rheinbrücke Feuerwehr-Fahrzeuge und Lkw quer, um die Täter an der weiteren Flucht zu hindern und damit sie nicht in die Unfallstelle rasten. © TV Niederrhein | Guido Schulmann

Flucht über die Rheinbrücke nach Emmerich war nicht möglich

Denn da die Rheinbrücke zu diesem Zeitpunkt dicht war, bog das Fluchtfahrzeug in den Oraniendeich ein und fuhr in Richtung Griethausen, brauste dann weiter auf den Postdeich in Kellen. Im nahegelegenen Gewerbegebiet endete schließlich die völlig konfuse Flucht der Verdächtigen. In welchem genauen Tatzusammenhang ein zweites Fahrzeug steht, sei zurzeit Teil der laufenden Ermittlungen, so die Polizei weiter.

Während der Flucht des dunklen Audi RS3 mit Kennzeichen aus Dortmund (DO) wurden der Polizei mehrere Beinahe-Unfälle gemeldet. Verkehrsteilnehmer, die solche Situationen beobachtet oder sogar davon betroffen waren, werden gebeten, sich beim Verkehrskommissariat der Polizei in Kleve zu melden. Hinweise bitte unter Telefon 02821-5040.

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+++ So hatte die NRZ bereits am Wochenende berichtet +++

Vier maskierte Räuber haben am Freitag ein Juweliergeschäft auf der Frauenstraße in Goch überfallen. Die mit Schusswaffen und Werkzeugen bewaffneten Täter betraten kurz nach 15 Uhr das Geschäft und bedrohten die Angestellten. Sie trugen weiße Maler-Einmalanzüge und waren mit schwarzen Sturmhauben/Skimasken maskiert. Im Geschäft zerstörten sie laut Polizei die Glasscheiben von Vitrinen und erbeuten Schmuck und Uhren.

Die Täter flüchteten in einem schwarzen Audi RS3 vom Tatort. Wie die Polizei am Samstag berichtet, konnte dieses Fahrzeug nach umfangreichen Fahndungsmaßnahmen, an denen neben starken Kräften der Kreispolizeibehörde Kleve und der Bundespolizeiinspektion auch zwei Polizeihubschrauber beteiligt waren, in einem Industriegebiet in Kleve verlassen aufgefunden und sichergestellt werden.

Neue Hinweise auf weiteres Fluchtfahrzeug

Im Zuge der weiteren Fahndungs- und Ermittlungsmaßnahmen konnten laut Polizei mehrere Personen vorläufig festgenommen werden, deren Tatbeteiligung derzeit Gegenstand der Ermittlungen ist.

In diesem Zusammenhang haben sich Hinweise auf einen schwarzen VW Golf GTI mit MTK-Kennzeichen (Kfz-Kennzeichen Main-Taunus-Kreis in Hessen) ergeben. „Dieses Fahrzeug könnte mit der weiteren Flucht der Täter in Zusammenhang stehen“, so die Polizei.

Halsbrecherische Flucht vor der Polizei

Dramatische Stunden hatte es zuvor am Freitagnachmittag mitten im Berufsverkehr gegeben: Auf ihrer Flucht fuhren die Räuber zum Teil mit massiv überhöhter Geschwindigkeit und es kam glücklicherweise nicht zu Unfällen, soweit bisher bekannt. Mehrere unbeteiligte Zeugen meldeten der Polizei die halsbrecherische Flucht.

Die Polizei stellte auf der Rheinbrücke Feuerwehr-Fahrzeuge und Lkw quer, um die Täter an der weiteren Flucht zu hindern. Dort hatte sich nahezu zeitgleich nach einem Unfall ein größerer Stau gebildet.

Fahndung zu Land, zu Wasser und aus der Luft

Raub in Goch
Auch ein Boot der Wasserschutzpolizei kam zum Einsatz. © TV Niederrhein | Guido Schulmann

Auch ein Boot der Wasserschutzpolizei kam auf dem Rhein nahe der Rheinbrücke zum Einsatz.

Am Klever Ring bezog ein Polizeifahrzeug Stellung, ein Polizeihubschrauber kreiste immer wieder über das Gebiet zwischen Karl-Kisters-Realschule, Haus Riswick und Kaufland in Kellen.

Polizei sucht nach Maleranzügen der Räuber

Aktuell suchen die Ermittler nach den Maleranzügen, die die Räuber bei der Tat getragen haben: „Es ist davon auszugehen, dass sie sich dieser Anzüge auf ihrer Flucht entledigt haben, sie irgendwo weg- oder hineingeworfen haben.“ Dies könnte im derzeit bekannten Fluchtbereich (Goch, Kranenburg, Kleve) oder auch darüber hinaus passiert sein.

Wenn solche weißen Einmal-Anzüge oder Reste davon entdeckt werden, bittet die Polizei um Nachricht unter Telefon 02821/5040. Achtung: „Bitte nicht anfassen, soweit möglich!“

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