Kreis Kleve. Dass bereits Ende Januar die ersten Störche wieder am Niederrhein eingetroffen sind, ist überraschend. Ornithologen vermelden zudem einen Rekord.
Früher galten sie als Vorboten des Frühlings, jetzt sind die ersten Störche schon im Januar wieder in den Kreis Kleve zurückgekehrt – ungewöhnlich früh. Rückkehrer aus den Süden wurden unter anderem rund um Haus Riswick in Kleve-Kellen gesichtet, auch Nahe des Klever Ortsteils Rindern haben Ornithologen gleich mehrere Störche registriert, die vor wenigen Tagen dort wieder eingetroffen sind.
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Steffi Heese, Naturschutzreferentin vom Nabu-Naturschutzzentrum, erklärt dazu: „Üblicherweise kommen die ersten Störche im Februar zurück. Dass jetzt die ersten wieder eingetroffen sind, ist früher als normal.“ Bis zu etwa zehn Störche aus dem Nordkreis Kleve seien aber ihren Informationen nach den ganzen Winter über vor Ort geblieben. „Dem Weißstorch geht es hier sehr gut“, sagt die Biologin und verweist auf Zahlen ihrer Kollegin Bettina Blöß vom Naturschutzzentrum im Kreis Kleve. Demnach war 2024 wieder ein Rekordjahr für Meister Adebar.
74 Brutpaare und mindestens 90 Jungstörche
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„So viele Brutpaare wie im vergangenen Jahr hatten wir noch nie im Kreis Kleve“, erklärt Blöß den registrierten Wert von 74 Bruten, aus denen mindestens 90 Küken hervorgegangen sind, die flügge geworden sind – vermutlich aber noch einige mehr. Zum Vergleich: 2023 war mit damals 68 Brutpaaren auch schon ein Rekordjahr, davor lagen die Zahlen der Bruten stets unter 60. Seit 40 Jahren führen die Ornithologen genaue Statistiken über die Weißstörche im Kreis Kleve, die bis in die 1990er-Jahre so gut wie nie am Niederrhein auftauchten.
Dazu heißt es vom Naturschutzzentrum: „Nach dem Verschwinden von Adebar aus unserer Region, brütete zum ersten Mal 1996 wieder ein Weißstorchenpärchen im Kreis Kleve, nachdem in dem Kranenburger Ortsteil Zyfflich eine Nisthilfe aufgestellt wurde. Anfänglich nur schleppend, stieg die Population seitdem merklich an.“ Erstmals über 20 Bruten wurden im Jahr 2016 registriert, über 40 Jungtiere erblickten damals das Licht der Welt. Nun wurde fast die vierfache Anzahl gezählt.
Koloniebildungen in Hüthum und in der Hetter
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Erstaunlich ist, dass in den vergangenen Jahren der Anteil Naturbruten zugenommen hat. Zuletzt lag dieser bei rund 20 Prozent, Tendenz weiterhin leicht steigend. Die Störche bauen ihr Nest dann meist auf Baumstämmen, deren Krone abgebrochen ist. Die Belaubung mache es allerdings schwer, dort den Bruterfolg zu ermitteln.
Bei manchen Baumbruten gebe es sogar kleine Koloniebildungen in Optimalhabitaten, wo es nahezu perfekte Bedingungen gebe, so Blöß. Unter anderen habe sie dies in Hüthum und auch in der Hetter registriert.
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Wintersterblichkeit ist deutlich zurückgegangen
Die 43-jährige Fachfrau bilanziert: „Dem Weißstorch geht es immer noch ziemlich gut. Wir haben bei uns westziehende Störche, die ganz oft nicht mehr nach Afrika fliegen, sondern nur noch in den Süden Europas oder vereinzelt sogar hierblieben. Dadurch ist die Wintersterblichkeit verringert.“ Denn ein Flug nach Afrika über die Meerenge sei immer gefährlich, und in Afrika hätten die Störche auch Probleme mit Dürren beispielsweise. Heute überleben mehr den Winter.“
„Irgendwann wird es eine Grenze geben, wenn das Nahrungsangebot erschöpft ist. “
Länger wurden übrigens Jungstörche im Kreis Kleve nicht beringt, in diesem Jahr könnte es aber mal wieder soweit sein, ergänzt die Ornithologin.
2025 könnte das nächste Rekordjahr werden
Und gibt es 2025 erneut ein Rekordjahr an Brutpaaren? Dazu sagt Blöß: „Ja, ich vermute, dass wir weiterhin einen Anstieg haben werden. Irgendwann wird es aber eine Grenze geben, weil das Nahrungsangebot erschöpft ist. Weißstörche sind aber Opportunisten, also nicht auf eine bestimmte Beutetierart angewiesen: Die nehmen Amphibien, Mäuse, Insekten, Regenwürmer, Maulwürfe – alles mögliche Kleingetier. “
Störche würden aber auch ihr Revier gegen andere Störche verteidigen. Dies sei auch an mehreren Nisthilfen unter anderem in der Hetter und in Bedburg-Hau beobachtet worden: „Wenn da ein anderer Storch hinkam, gab es Zoff!“ Eine neue Tendenz schildert die Biologin dann noch: „Wir haben in den letzten Jahren beobachten können, dass immer mehr Brutpaare in den Südkreis Kleve gehen.“