Essen. EBB führt bayrischen Politiker durch die City, Themen sind Clans, Drogen und Niedergang. Gastronom: „Landwirt vom Dorf muss mir nichts erklären.“
Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident in Bayern und Bundesvorsitzender der Freien Wähler, will am Freitag, 6. September, auf Einladung des Essener Bürgerbündnisses EBB die Essener Innenstadt besuchen. „Mit Blick auf die schrecklichen Attentate in Solingen und die politische Diskussion um die Änderung des Waffenrechts wird sich Herr Aiwanger ein Bild von der durch Drogenhandel, Clanstrukturen und Niedergang des Einzelhandels gebeutelten Innenstadt Essens machen“, heißt es in einer Mitteilung des EBB, das den Freien Wählern angehört. Auf den Besuch fällt nun aber ein Schatten.
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„Löwen“-Wirt will sich politisch „möglichst weit weg von den Rändern bewegen“
Und das kam so: Aiwanger und das EBB planten nach dem Innenstadt-Rundgang im Gasthaus „Der Löwe“ am Kopstadtplatz eine gemeinsame Veranstaltung mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG), Manuel Ostermann, zum Thema Sicherheitspolitik. Auch interessierte Bürger wären dazu willkommen gewesen. Daraus wird aber nichts. Denn „Löwen“-Inhaber Lars Becker hat die Reservierung kurzfristig storniert - aus politischen Gründen. Er wolle sich „möglichst weit weg von den Rändern bewegen“, so Becker zur Begründung und habe den Verlauf der Veranstaltung „überhaupt nicht einschätzen“ können.
Dass der bayerische Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister in seine Gastronomie kommen wolle, sei ihm „überhaupt nicht bewusst“ gewesen, sagt Lars Becker. In seinem Wirtshaus am Kopstadtplatz schenkt Becker bayerisches Bier aus, zudem ist er künftig Betreiber des „Bayerischen Brauhauses“ im neu gebauten Königshof am Willy-Brandt-Platz. Er hat also kein Problem mit Bayern, wohl aber mit Aiwanger und der Stoßrichtung der gesamten EBB-Veranstaltung: „Ich wohne und arbeite in der Essener Innenstadt, und mir braucht kein bayerischer Landwirt vom Dorf erklären, was hier los ist.“
Die Essener Innenstadt sei deutlich besser als ihr Ruf, glaubt Becker. „Auch die, die ständig meckern, gehen voller Stolz mit auswärtigen Gästen in die Lichtburg, ins GOP, die Synagoge oder ins Theater.“ Viele würden aber gar nicht mehr darüber nachdenken, dass all diese Attraktionen ebenfalls zur Essener Innenstadt gehören.
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„Landwirt vom Dorf“ ist böse und natürlich abwertend gemeint, aber zumindest nicht falsch: Hubert Aiwanger bewirtschaftete vor seiner politischen Karriere bei den Freien Wählern den Bauernhof seiner Eltern in einer niederbayerischen Kleinstadt mit. Deutschlandweit bekannt wurde er im vergangenen Jahr durch den sogenannten Flugblatt-Skandal. Ihm wurde vorgeworfen, als 16-jähriger Schüler ein antisemitisches Flugblatt verfasst zu haben, was er aber bestritt.
Besichtigungen am Rheinischen Platz und in der Viehofer Straße geplant
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Vor dem geplanten und nun abgesagten Gasthaus-Besuch wollte Aiwanger gemeinsam mit dem Landesvorsitzender NRW der Freien Wähler, Arbi Davood Megerdich, und dem Fraktionsvorsitzenden des EBB im Rat der Stadt Essen, Kai Hemsteeg, den Rheinischen Platz besichtigen und einen Rundgang über die Viehofer Straße unternehmen. Endpunkt soll mit der Marktkirche der Ort sein, an dem die Polizei zur Kriminalitätsprävention ab dem 11. September erneut eine mobile Videoüberwachungsanlage errichten wird.
Nur für die Veranstaltung danach muss nun eine andere Gastronomie her, was laut EBB kein Problem ist, aber erst öffentlich werden soll, wenn der Vertrag fix ist. „Wir lassen uns jedenfalls nicht einschüchtern“, betont EBB-Fraktionschef Kai Hemsteeg.
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