Essen. Karstadt, Brecklinghaus, Gourmet-Meile: Immobilienexperten sehen weiterhin keine Trendwende in der Innenstadt. Der Handel tut sich weiter schwer.

Das Warenhaus Karstadt im Limbecker Platz steht vor dem Aus, das alteingesessene Fachgeschäft Brecklinghaus steckt in der Insolvenz, die Gourmetmeile „Essen verwöhnt“ fällt aus: Die jüngsten Nachrichten zur Essener Innenstadt beunruhigen Immobilienexperten. „Das ist keine Werbung für dieInnenstadt“, meint Gordon Brandt, Mitglied im Verein Immopromeo Grundstücksbörse Ruhr. In dem Verein haben sich unter anderem Makler zusammengeschlossen.

„Wenn ein Ankerpunkt wie Karstadt wegfällt, ist das natürlich problematisch“, sagt Brandt. Auch wenn das Warenhaus im Limbecker Platz zuletzt unter Druck gestanden habe, ziehe es doch noch immer Besucher in die Innenstadt, die Essen künftig fehlen würden. „Manche kommen vor allem wegen Karstadt in die Innenstadt“, glaubt er. Das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof will seine Essener Filiale als eine von 16 bundesweit Ende August schließen. Werbung für eine Innenstadt seien solche Ankündigungen jedenfalls nicht.

Absage von „Essen verwöhnt“ kostet wichtiges Publikum

Auch die Absage von „Essen verwöhnt“ dürfte ausgerechnet das Publikum kosten, das ansonsten seltener in der Innenstadt unterwegs ist. „Vor allem wenn als einer der Gründe die Clan-Auseinandersetzungen im vergangenen Jahr genannt werden, dann führt das doch dazu, dass manche gleich gar nicht mehr in die Innenstadt kommen“, befürchtet Makler Rainer Post, Vorstand beim Verein Immopromeo.

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Die erhoffte Trendwende in der City sieht die Maklervereinigung daher weiterhin nicht. „Diese kann nur gelingen, wenn man mehr Kaufkraft in die Innenstadt bekommt“, sagt Post. Ansonsten werde es auch keine hochwertigen Ansiedlungen geben. Jüngste Neueröffnungen auf der Limbecker Straße wie die des Secondhand-Modehändlers ReSales füllten zwar Leerstände. Allerdings zögen sie nicht die Kundschaft an, die die Essener Innenstadt eigentlich brauche.

Aktuell stehen auf der Kettwiger Straße fünf Läden leer, auf der Limbecker Straße hat Post sechs Leerstände gezählt. „Vergleicht man das mit anderen Städten, klingt das noch nicht dramatisch“. Allerdings sei die Neuvermietung von Ladenlokalen nach wie vor nicht einfach. „Vor allem das Filialistengeschäft ist nicht besser geworden“, konstatiert Post.

Das liege zum einen daran, dass sich die Händler mit vielen Filialen selbst anders aufstellen und ihr Geschäft neu ausrichteten. Zum anderen bleibe das Umfeld zwischen Kettwiger und Limbecker Straße schwierig. Post: „Die Gesamtstruktur der Innenstadt verbessert sich nicht. Wir brauchen dringend ein Konzept, um die Innenstadt weiterzuentwickeln.“

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Die Stadtverwaltung und die städtische Essen Marketing Gesellschaft (EMG) arbeiten daran. Im Herbst vergangenen Jahres stellte die Verwaltung das „Leitbild – Zukunft. Essen. Innenstadt“ vor. Eine Zukunftsvision, die bislang als Diskussionsgrundlage nur theoretisch geblieben ist.

„Natürlich ist es schwierig, Strukturen aufzubrechen“, zeigt Gordon Brandt Verständnis dafür, dass es nicht so schnell vorangeht, wie es angesichts der drängenden Probleme eigentlich angezeigt wäre. „Aber man wünschte sich schon eine Entwicklung, die zumindest vorwärts geht und nicht rückwärts.“

Kein Mietspiegel mehr für Essener Läden

Wie stark sich die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel in der Innenstadt geändert haben, zeigt auch der Fakt, dass Immopromeo schon seit einiger Zeit keinen Mietspiegel mehr für Läden herausgibt. Dieser diente in der Vergangenheit unter anderem als Orientierungshilfe bei Neuanmietungen und als Grundlage für Bewertungen von Handelsimmobilien. „Wir können Ladenmieten heute nicht mehr belastbar darstellen“, betont Post.

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Die Ursachen dafür sind vielfältig: Subventionen durch das Innenstadtprogramm, neue Nutzungen neben dem Handel, flexible Vertragslaufzeiten, Übergangsanmietungen - all das führe zu Verwerfungen am Markt. Daher komme es immer stärker auf die Einzelfallbetrachtung an.

Der Maklerverbund appelliert mit Blick auf die Innenstadt, „das Leben am Leben zu halten“. Große Stadtfeste wie Essen Original an diesem Wochenende seien deshalb positiv hervorzuheben.

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