Essen. NRW-Gesundheitsminister Laumann habe seine Pläne mit den Beteiligten besprochen, loben Essener Klinikchefs. Der Bundesminister habe das versäumt.

Eine Reform der Krankenhauslandschaft halten auch die Essener Klinik-Träger für überfällig, doch manchem ist der Blick der Politik zu verengt. „Grundsätzlich begrüßen wir die Konzentration von medizinischen Leistungen zur Verbesserung von Qualität und Effizienz“, sagt etwa die Geschäftsführerin der Alfried-Krupp-Krankenhäuser in Rüttenscheid und Steele, Susanne Diefenthal, und fügt hinzu: „Leider sind die Reformanstrengungen ausschließlich auf den medizinischen Kontext gerichtet und lassen alle Häuser zum Beispiel mit den gesellschafts-, arbeits- und kartellrechtlichen Fragestellungen und den daraus entstehenden erheblichen finanziellen Belastungen, auch in der Umsetzung, alleine.“

Uniklinik Essen fordert Telemedizin und mehr Vernetzung

Susanne Diefenthal, Geschäftsführerin der Alfried-Krupp-Krankenhäuser in Rüttenscheid und Steele

„Das Ansetzen alleine bei den Krankenhäusern verdient das Wort Reform auch nicht wirklich, vielmehr müsste die Struktur des gesamten Gesundheitsbereichs einem grundsätzlichen Änderungsprozess unterzogen werden.“

Susanne Diefenthal, Geschäftsführerin der Alfried-Krupp-Krankenhäuser in Essen-Rüttenscheid und -Steele

Es sei auch nicht gelungen, das Gesundheitswesen ganzheitlich zu betrachten, wie es etwa in Dänemark, Schweden und Norwegen geschehen, kritisiert Diefenbach. „Das Ansetzen alleine bei den Krankenhäusern verdient das Wort Reform auch nicht wirklich, vielmehr müsste die Struktur des gesamten Gesundheitsbereichs einem grundsätzlichen Änderungsprozess unterzogen werden.“

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Sicherstellen, dass jeder Patient im richtigen Bett liegt

Einen umfassenderen Blick auf das Gesundheitswesen erhofft sich die Uniklinik von der anstehenden Krankenhausreform auf Bundesebene. Hier stehe „die richtige Idee im Vordergrund, dass jeder Patient im richtigen Bett liegt“. Neben einer Klinik könne das auch das eigene Bett zu Hause sein. „Insofern ist auch auf Bundesebene die Reform der Krankenhauslandschaft überfällig, erst recht vor dem Hintergrund einer zunehmend drohenden, unkontrollierten Insolvenz einzelner Kliniken.“

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Das allein greife aber noch zu kurz: „Ohne eine digitale Infrastruktur und den Ausbau der Telemedizin über die Grenzen des einzelnen Krankenhauses hinweg wird es nicht gelingen, die Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland aufrecht und finanzierbar zu halten. Es braucht also eine effizientere, digital vernetzte Infrastruktur mit weniger Kliniken.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe dies zwar „völlig richtig erkannt“. Das Problem seiner Pläne sei jedoch „die mangelhafte Kommunikation mit den für die Krankenhäuser zuständigen Ländern sowie den wichtigsten Akteuren der Gesundheitswirtschaft“. Dieses Versäumnis drohe seine Reform zu verzögern oder zu verwässern.

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Mit der Strategie, frühzeitig alle Beteiligten einzubeziehen, hebe sich NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei seiner Reform „sehr wohltuend“ vom Vorgehen des Bundes ab. „Ich bin mir sicher, dass dies den Erfolg und die Akzeptanz maßgeblich steigern wird“, sagt der Ärztliche Direktor der Uniklinik Essen, Prof. Jochen A. Werner. Angesichts der über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen werde es zwar nicht überall Begeisterungsstürme geben. Doch am Ende könne Laumanns Reform zu einer „signifikant besseren, zukunftsfesten Krankenhauslandschaft in NRW führen“.

Bund soll NRW-Reform als Blaupause nutzen

Bei den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM) hofft man, dass die Bundesreform „die guten Ergebnisse der Landesreform nicht infrage stellt oder gar negiert“. Laumann habe sich viele Jahre für eine Analyse des Status Quo genommen, seine Pläne seien „weitaus durchdachter und zielführender“ als die aus Berlin, „die aktuell ständig nachjustiert werden“. Die KEM empfehlen dem Bund daher, „die in NRW gesammelten Informationen und Erfahrungen für die Bundesreform im Sinne einer Blaupause zu nutzen“.

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