Essen. Das in die Krise geratene Krupp-Krankenhaus in Essen setzt auf eine weibliche Doppelspitze. Der bisherige Geschäftsführer geht nach 13 Jahren.
Mit blumigen Worten und einer guten Woche Vorlauf verabschiedet sich das Alfried-Krupp-Krankenhaus jetzt von seinem langjährigen Geschäftsführer Dr. med. Günther Flämig, der die beiden Krupp-Häuser in Rüttenscheid und Steele seit dem Jahr 2011 leitete. „Von beiderseitiger Wertschätzung getragen“ und auf eigenen Wunsch werde Flämig Ende März aus der Geschäftsführung der Krankenhäuser ausscheiden.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung als Trägerin der Krankenhäuser dankte Flämig ausdrücklich für seine langjährige Tätigkeit. „Unter seiner Ägide hat das Alfried-Krupp-Krankenhaus eine Position als zentraler und moderner Gesundheitsversorger der Stadt Essen behaupten und ausbauen können“, heißt es in einer Pressemitteilung vom 22. März. In jüngster Zeit hatte das „Krupp“ allerdings wiederholt nicht mit Spitzenmedizin, sondern mit Krisen Schlagzeilen gemacht: So sah man sich im Juni 2022 gezwungen, die Frauenklinik mit der Geburtsstation zu schließen. Im Oktober 2023 wurde dann bekannt, dass das Krankenhaus in Steele in eine wirtschaftliche Schieflage geraten ist.
Krupp-Krankenhaus: Nach Mediziner Flämnig übernehmen zwei Managerinnen die Führung
Um dort eine drohende Insolvenz abzuwenden, begab man sich damals in ein Schutzschirmverfahren, das seither geordnet läuft. Erst kürzlich verkündete man, dass der Standort gerettet werde und man lediglich das Schlaflabor aufgeben müsse. Für den Umstrukturierungsprozess hatte „Krupp“ im Herbst vergangenen Jahres erfahrene Sanierungsexperten engagiert und damit letztlich die Entmachtung von Flämig bereits eingeleitet.
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Anfang Februar 2023 installierte man dann bereits eine neue Führung: Die Diplom-Kauffrau Dr. Michaela Lemm, die seit mehr als 20 Jahren Krankenhäuser berät und Geschäftsführerin der „hcb GmbH“ in Essen ist, trat interimistisch in die Geschäftsführung ein. Zum 1. März kam Susanne Diefenthal als neue Geschäftsführerin der beiden Häuser hinzu. Die Juristin ist seit 2010 im Krankenhausmanagement tätig und war zuletzt Mitglied der Geschäftsführung der „München Klinik gGmbH“. Die beiden Managerinnen übernahmen de facto die Führung von Mediziner Flämig, der den geordneten Übergang organisieren sollte.
Klinik-Standort Steele ist gerettet
„Nach den Ereignissen der letzten Monate, die die beiden Krankenhäuser in Rüttenscheid und Steele vor die Aufgabe einer Restrukturierung gestellt haben, sind wir schnell und zielgerichtet an die Erstellung eines Sanierungsplanes für das Haus in Steele gegangen“, sagt Flämig nun zum Abschied. Darüber hinaus habe man gemeinsam mit den Führungskräften, den Beschäftigten und externen Beratern eine Medizinstrategie erarbeitet, die für beide Häuser eine Zukunft verspreche. „Nach über 13 Jahren in der Verantwortung übergebe ich mit Zuversicht und Stolz die Geschäfte an meine Nachfolgerinnen. Ich wünsche den Mitarbeitenden beider Häuser alles Gute und danke der Stiftung für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit bei Krupp“, sagt der 55-jährige.
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Nun sei es die Aufgabe von Susanne Diefenthal und Michaela Lemm, „gemeinsam mit der Belegschaft zügig und konsequent alle anstehenden Maßnahmen umzusetzen“, teilt die Stiftung zum Führungswechsel mit. Diefenthal soll für die Bereiche Personal, Pflege und Service, Aus- und Weiterbildung, Arbeitsschutz, betriebliche Gleichbehandlung sowie Recht und Versicherungen verantwortlich sein. Ihr sei bewusst, welche Herausforderung das in Zeiten von Ärzte- und Pflegekraftmangel bedeute: „Mitarbeitende zu gewinnen, zu binden und immer wieder zu fördern, ist unerlässlich.“
Neue Chefin mit offenen Armen empfangen
Michaela Lemm, die vorübergehend in die Geschäftsführung eingetreten ist, soll den Sanierungsprozess in Steele und die Restrukturierungsmaßnahmen für die zwei Standorte vorantreiben. „Ich bin in beiden Krankenhäusern mit offenen Armen empfangen worden und habe ab dem ersten Tag viele gute Gespräche geführt“, berichtet sie. „Tatsächlich ist das die beste Voraussetzung für eine intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit, um beide Häuser gemeinsam in die Zukunft zu führen.“ Sie sei zuversichtlich, „dass mit diesen Mitarbeitenden alles zu schaffen sei“.
Beide neue Geschäftsführerinnen betonen, dass sie sich auf die Zusammenarbeit freuen und auf die „Frauenpower“ an der Spitze der Krankenhäuser setzen. Günther Flämig wiederum freut sich darauf, „zuerst einmal mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu dürfen, die in den letzten herausfordernden Monaten des Insolvenzverfahren deutlich zu kurz gekommen ist“. Wo es dann hingehe, sei noch offen: „In Ruhe werde ich die mir vorliegenden Angebote und damit verbundenen neuen Aufgaben prüfen sowie dem Gesundheitswesen erhalten bleiben.“
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