Essen. Das Essener Refluxzentrum hilft Menschen mit hartnäckigem Sodbrennen. Eine Operation müsse immer das letzte Mittel sein, sagt der Facharzt.
Es ist lästig, kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen und entwickelt sich zur Volkskrankheit: Rund 20 Prozent der Menschen hierzulande leiden immer wieder unter Sodbrennen. „Es ist das typische Symptom der Refluxkrankheit“, sagt Dr. Michael Zaczek, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Philippusstift in Essen-Borbeck. Am neuen Refluxzentrum Essen Nord bietet er Betroffenen gemeinsam mit anderen Medizinern eine umfassende Diagnostik, an deren Ende die passgenaue Therapie stehen soll. In manchen Fällen ist das eine Operation.
Essener Arzt: „ „Sodbrennen kennt praktisch jeder“
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Bei der Refluxkrankheit fließt Magensäure in die Speiseröhre zurück, was zu saurem Aufstoßen, Schluckbeschwerden und Sodbrennen führen kann. Auch Völlegefühl und Schmerzen treten auf. Bei vielen Menschen verschwinden die Beschwerden von selbst, andere quälen sich jahrelang, weiß Dr. Zaczek. Mitunter verstärken seelische Probleme die Beschwerden. „Sodbrennen kennt praktisch jeder. Den meisten Menschen kann mit der Standardtherapie gut geholfen werden.“ Die setzt sich im Wesentlichen aus zwei Elementen zusammen: Medikamenten, die die Produktion von Magensäure hemmen – und einer Veränderung des Lebensstils.
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Denn Sodbrennen wird unter anderem durch Kaffee, Alkohol und Nikotin begünstigt, viele Betroffene sind übergewichtig. Allein die Einnahme von Protonenpumpenhemmern (Säureblockern) greift da zu kurz. Hausärzte, Internisten oder Gastroenterologen beraten ihre Patienten daher über gesunde Ernährung oder ermuntern sie, ein paar Kilo abzunehmen. Oftmals helfe das, betont Zaczek. „Aber etwa zehn Prozent der Betroffenen haben trotzdem weiter Beschwerden.“
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An diese zehn Prozent, die „keine hinreichende Symptomkontrolle“ erreichen, wendet sich das Team des am Philippusstift angesiedelten Refluxzentrums. Dr. Zaczek, der an seinem früheren Arbeitsplatz am Evangelischen Krankenhaus in Herne schon einmal ein solches Zentrum mitbegründet hat, nennt als großen Vorteil das Zusammenspiel von Experten der Klinik und niedergelassenen Fachärzten. Sie bieten eine gründliche Diagnostik und beraten bei komplexen Befunden gemeinsam, wie eine Therapie aussehen könnte.
Refluxzentrum bietet umfassende Diagnostik
Die Idee für das Refluxzentrum Essen Nord entwickelten Dr. Markus Freistühler, Chefarzt der Gastroenterologie im Philippusstift Essen sowie im Marien-Hospital Mülheim, und Dr. Michael Zaczek, Chefarzt der Viszeralchirurgie im Philippusstift. Die Mediziner engagieren sich als wissenschaftliche Leiter des Viszeralmedizinischen Zirkels Essen-Nord, der seit Anfang 2024 regelmäßig im Gesundheitspark Altenessen zusammenkommt. Außerdem haben beide schon zuvor Erfahrungen mit der Arbeit in bzw. der Leitung eines Refluxzentrums gemacht.
Die Experten aus dem Philippusstift arbeiten im Refluxzentrum eng mit niedergelassenen Gastroenterologen (Dr. Schmeck, Dr. Wormit, Dr. Pelster/ Dr. Ibrahim, MVZ Essen-Nord-West im Gesundheitspark und MZV am Grillotheater) zusammen. Durch die Bündelung der Kompetenzen können die Mitglieder des Zentrums nahezu alle diagnostischen Verfahren sowie das gesamte Spektrum an gastroenterologischen sowie chirurgischen Therapie-Optionen anbieten.
Viele Patienten haben bereits eine Magenspiegelung hinter sich, bei der man zum Beispiel Schäden an der Speiseröhre feststellen kann. „Wir machen zudem eine Manometrie, also eine Druckmessung der Speiseröhre, mit der wir eine mögliche Beweglichkeitsstörung feststellen können.“ Um den Rückfluss der Magensäure genauer bestimmen zu können, erfolgt daneben eine „pH-Metrie“, bei der die Betroffenen jeweils einen Knopf drücken, wenn die Symptome auftreten. „Wir müssen die Patienten dafür nicht stationär aufnehmen, sondern können hier alle Untersuchungen ambulant machen“, erklärt Zaczek.
Reflux: Manchmal hilft eine Operation besser als die Medikamente
Schließlich kläre man mit einer nuklearmedizinischen Praxis ab, ob der Patient eine Magenentleerungsstörung habe; denn auch sie kann Sodbrennen auslösen. In diesem Fall könne ein Magenschrittmacher helfen, weil das Problem nicht zwischen Speiseröhre und Magen liege, sondern im Magen: „Man behandelt die Ursachen, wo sie sind.“
Das mag banal klingen, setzt aber eine sorgfältige Anamnese voraus: „Erst wenn alle Befunde vorliegen, sprechen wir Empfehlungen aus.“ Die Patienten, die sich an das Refluxzentrum wenden, bringen oft schwere Symptome mit und haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Vielen von ihnen rate man daher am Ende zu einer Operation. Dabei gebe es je nach Krankheitsbild verschiedene Verfahren, „die in diesen Fällen bessere Ergebnisse erzielen als die medikamentöse Therapie“.
Ärzte informieren rund um das Thema Sodbrennen
Die Klinik für Viszeralmedizin im Essener Philippusstift lädt für Mittwoch, 28. August, von 16 bis 18 Uhr, zu einer Patientenveranstaltung in den „Flotte-Socken-Treff“ im Kuhlmannsfeld 1 in Borbeck. „Philipp im Socken-Haus“ ist der Titel des Nachmittags, an dem sich alles um das Thema Sodbrennen und Refluxkrankheit drehen wird.
Bei Kaffee und Kuchen können die Teilnehmer in kleinen Gruppen mit den Ärzten ihre Fragen besprechen. Bei der Refluxkrankheit fließt saure oder nicht saure Flüssigkeit aus dem Magen zurück in die Speiseröhre. Das typische Symptom ist das Sodbrennen, das man in der Regel durch Vermeiden bestimmter Nahrungsmittel oder Medikamentengabe erfolgreich behandeln kann. Zeigt diese Therapie keinen hinreichenden Erfolg, können eine spezielle Diagnostik und sogar eine OP sinnvoll sein.
Eine telefonische Anmeldung unter 0201 6400 3181 ist aufgrund der begrenzten Anzahl von Plätzen erwünscht.
Doch auch als Chirurg betont Zaczek, dass er nichts davon halte, zu großzügig die Indikation für eine OP zu stellen, diese müsse die letzte Maßnahme sein. Nicht mehr als 15 der Eingriffe habe man im vergangenen Jahr durchgeführt; die Zahl werde sich noch nach oben bewegen. Doch immer gelte: „Der potenzielle Nutzen einer Operation muss die potenziellen Risiken unbedingt überwiegen.“ Nach der OP könnten Schluckbeschwerden und andere Nebenwirkungen auftreten. Das komme zwar selten vor, sei aber gerade für Patienten frustrierend, deren Leidensdruck zuvor noch nicht sehr hoch war.
Essener Arzt beruhigt: Nur selten deute Sodbrennen auf Krebs hin
Zu einer aufrichtigen Beratung gehöre es, auf mögliche Folgen einer OP hinzuweisen, die im ungünstigsten Fall weitere Eingriffe erforderlich machen. Beunruhigen will Dr. Zaczek Betroffenen keinesfalls. So könne Sodbrennen zwar mitunter auch auf Speiseröhrenkrebs hinweisen, doch ein Karzinom könne man mit einer Magenspiegelung gut feststellen – oder ausschließen. „Die Angst davor möchte ich nicht schüren.“ In den meisten Fällen deute Sodbrennen nicht auf Krebs.