Essen. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist hochgefährlich und wird oft zu spät entdeckt. Ein Essener Arzt nennt Warnsignale für Krebs, die man beachten sollte.

Früherkennung ist ein nüchternes Wort, doch es kann den Unterschied machen zwischen vollständiger Heilung und Spätfolgen, zwischen Leben und Tod. Das gilt sogar bei Diagnosen, die für viele Menschen nach Hoffnungslosigkeit klingen. Prof. Dr. Marco Niedergethmann vom Essener Alfried-Krupp-Krankenhaus möchte gemeinsam mit seinem Patienten Helmut Schwab Mut machen und Aufmerksamkeit wecken für Anzeichen, die früh auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hindeuten und lebensrettend sein können.

Die Hausärztin untersuchte den Patienten gründlich – und schlug Alarm

Bei Helmut Schwab gab es keine typischen Warnsignale für ein Pankreaskarzinom, aber eine alarmierte Ehefrau. Ihr fiel die getrübte Laune ihres sonst so gleichmütigen, freundlichen Ehemannes auf. „Sie sagte, ich sei so knörkelig und solle lieber mal zum Arzt gehen“, erzählt der 76-Jährige. Da die Eheleute gerade erst auf die Margarethenhöhe gezogen waren, suchte sich Schwab eine neue Hausärztin.

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Die nahm die ja eher wolkigen Symptome ernst, unterzog ihren Patienten einem Check-up samt Ultraschall und schickte ihn sofort mit Verdacht auf Pankreaskrebs zum Radiologen: Das CT bestätigte den Verdacht der umsichtigen Ärztin, so dass Helmut Schwab umgehend in der Sprechstunde von Prof. Niedergethmann landete – und am nächsten Montag auf dessen OP-Tisch.

„Meine Frau sagte, ich sei so knörkelig und solle lieber mal zum Arzt gehen“, erzählt Helmut Schwab. So wurde der Pankreaskrebs rechtzeitig entdeckt.
„Meine Frau sagte, ich sei so knörkelig und solle lieber mal zum Arzt gehen“, erzählt Helmut Schwab. So wurde der Pankreaskrebs rechtzeitig entdeckt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Arzt nennt die Erkrankung dramatisch

Das war im Februar 2020 und wäre nicht alles so schnell gelaufen, hätte der Krebs tödlich sein können. „Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine dramatische Erkrankung – und Helmut Schwab ist ein Vorzeigepatient“, sagt der Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Bei dieser Diagnose müsse man binnen einer Woche eine Therapie anbieten.

Selbst wenn es keine Metastasen gibt und die Ausgangslage relativ gut ist, lasse man die Patienten nicht lange auf die OP warten, betont Niedergethmann. „Die psychische Belastung ist bei der Diagnose enorm.“ Da wirke es beruhigend, wenn man sage: „In einer Woche geht es los.“ Das bestätigt auch Schwab, dessen Frau damals in der Kur war: „Sie können sich vorstellen, wie es bei ihr und bei mir aussah.“ Zum Glück habe ihn die Schwiegertochter ins Krankenhaus begleitet.

Von Kontrolle zu Kontrolle wächst die Erleichterung

Dort entfernte Niedergethmann in einer knapp dreistündigen Operation neben der Bauchspeicheldrüse auch Lymphknoten und die Milz. Weil Letztere eine Abwehrfunktion hat, werden die Patienten gegen Lungen- und Hirnhautentzündung geimpft. Die Behandlung wird nach der OP mit einer Chemotherapie fortgesetzt. „Die hat Herr Schwab gut vertragen. Trotzdem musste er sie unterbrechen, weil er einen eingeklemmten Leistenbruch hatte.“ Angesichts der Krebserkrankung fast eine Kleinigkeit, die minimalinvasiv behandelt wurde.

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Für Helmut Schwab lief seither alles gut: Er machte eine Reha, nahm wieder zu. „Zwölf Kilo hatte ich verloren; fünf wären okay gewesen.“ Heute habe er sein Wunschgewicht und ernähre sich möglichst gesund. Im Februar 2024 ist seine OP vier Jahre her, nach fünf Jahren gelten Pankreaskrebspatienten als geheilt. „Meine Erleichterung ist bei jeder Kontrolluntersuchung bei den Onkologen gewachsen.“ Zumal er immer sehr gute Werte hatte.

Prof. Niedergethmann betont, dass sein Patient durch einen Zufallsbefund gerettet wurde. Oft bleibe Pankreaskrebs zu lange unentdeckt; und auch Schwab hatte keine Beschwerden, als er zur Ärztin ging. „Aber“, betont der Mediziner: „Es gibt Symptome, die früh auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hindeuten können.“ Auf diese wolle er bei einer Info-Veranstaltung zum Welt-Pankreaskrebstag (16.11.) mit Kollegen und Betroffenen hinweisen.

Wird Pankreaskrebs früh entdeckt, gibt es Heilungschancen

„Wird Pankreaskrebs früh entdeckt, hat man ein Langzeitüberleben oder kann geheilt werden“, sagt Prof. Dr. Marco Niedergethmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Essener Alfried-Krupp-Krankenhaus.
„Wird Pankreaskrebs früh entdeckt, hat man ein Langzeitüberleben oder kann geheilt werden“, sagt Prof. Dr. Marco Niedergethmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Essener Alfried-Krupp-Krankenhaus. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Bei anhaltendem Bauchschmerz, gürtelförmigen Rückenschmerzen, Gelbsucht oder neu auftretendem Diabetes „sollte man einen Ultraschall der Bauchspeicheldrüse machen“. Selbst wenn die Schmerzen unklar seien und auch auf andere Krankheiten hinweisen könnten: „Wird Pankreaskrebs früh entdeckt, hat man ein Langzeitüberleben oder kann geheilt werden.“

Krebspatient freut sich, heute wieder der Alte zu sein

Als Risikofaktoren für den aggressiven Krebs gilt auch eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung. Sie kann durch Rauchen und Alkohol ausgelöst werden. Gefährlich sei auch hohes Übergewicht mit einem BMI über 30. Auf Helmut Schwab trifft nichts davon zu. „Ich bin lebenslang Nichtraucher und trinke ganz gelegentlich mal ein Glas Wein oder ein Bier“, sagt der pensionierte Verlagskaufmann.

So gesehen hatte er einfach Pech; zumal auch eine familiäre Häufung beim Pankreaskrebs höchst selten sei, sagt Prof. Niedergethmann. Und dann hatte Schwab auch wieder Glück: Er hat heute keine Beschwerden mehr, nimmt keine Medikamente und genießt regelmäßig den Urlaub mit Ehefrau und (Enkel-)kindern. „Ich habe es geschafft und bin wieder der Alte.“

Info-Veranstaltung zum Bauchspeicheldrüsenkrebs

Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) kann Folgen haben wie: unzureichende Verdauung, Gelbsucht, Diabetes, Gewichtsverlust, Durchfall und starke Schmerzen. Diese Symptome können aber auch auf Pankreaskrebs hinweisen.

Zum Welt-Pankreaskrebs-Tag, Donnerstag, 16. November, laden Prof. Dr. Marco Niedergethmann, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Alfried-Krupp-Krankenhaus, und die AdP Selbsthilfegruppe Rhein-Ruhr mit Rüdiger Schwenn und Ulrike Schulz von 17 bis 19 Uhr ins Krupp- Krankenhaus Rüttenscheid (Berthold-Beitz-Saal) ein.

Dr. Andreas Schäfer, Abteilungsarzt für Gastroenterologie, spricht über frühe Symptome von Pankreaskrebs; Priv.-Doz. Dr. Simone Waldt, Chefärztin der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, über „Früherkennung durch radiologische Bildgebung“; Prof. Niedergethmann stellt bewährte und neue Therapien vor, und ein Patient spricht über das Leben mit Pankreaskrebs. Dann können Fragen gestellt werden.

Die Veranstaltung kann auch online verfolgt werden. Anmeldung auf www.krupp-krankenhaus.de/chirurgie oder telefonisch: 0201 434-2535.