Kreis Kleve. Lichterfahrten als Bauerndemos werden beendet. Landwirte finden kein Gehör. Kreislandwirt Kleve prognostiziert Folgen der Preispolitik.
Sie geben es auf. Vergeblich haben die Landwirte versucht, auf Missstände in der Preispolitik hinzuweisen. Alle Diskussionen mit der Politik, jeglicher Zuspruch durch die Bevölkerung, all die öffentlichkeitswirksamen Protestfahrten – sie haben alle nichts gebracht.
Der 2020 gegründete Bauern-Verbund Land schafft Verbindung NRW (LsV) hat nun verkündet, dass die Demonstrationen unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“, auch bezeichnet als Lichterfahrten, eingestellt werden. „Wenn man ehrlich ist, ist der Funke nicht übergesprungen, mittlerweile gilt er sogar eher als erloschen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
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Rückläufige Entwicklung in der Direktvermarktung und bei Biobetrieben
Beispiele: Trotz einer unterdurchschnittlichen Ernte breche der Weizenpreis immer weiter ein, weil die Mühlen sich im Ausland zu Dumpingpreisen an einer Ware bedienen, bei der es keinen interessiere, zu welchen Standards sie produziert wurde. Nach einem kurzen Hype in der Coronazeit breche die regionale und Direktvermarktung im krassen Gegensatz zu allen öffentlichen Beteuerungen wieder ein. Selbst die Anzahl der Biobetriebe sei im vergangenen Jahr erstmals seit 40 Jahren gesunken.
„Wir müssen also immer weiter mit Dumpingangeboten aus dem Ausland konkurrieren, wobei bei Importware niemanden interessiert, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen diese angebaut wurden. Im Gegenteil: Werden irgendwo im Supermarkt Rückstände gefunden, wird in der Öffentlichkeit der Import unterschlagen, um die heimische Landwirtschaft wieder an den Pranger stellen zu können“, heißt es von LsV.
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15 Euro Mindestlohn? Verbraucher würde höheren Preis nicht zahlen
„Wir produzieren Top-Lebensmittel mit besten Standards, aber das muss dann auch angemessen bezahlt werden“
Auf der anderen Seite werden u.a. durch überbordende Bürokratie die allgemeinen Kosten der Produktion (Agrardiesel, Energie, Mindestlohn, Steuerpauschalierung und mehr) immer weiter hochgeschraubt. „Auch mühsam erkämpfte Entlastungen, die fest vereinbart waren, werden von der Politik stillschweigend gestrichen“, so der LsV. All dies führt zu einer steigenden Frustration bei Landwirten.
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Michael Seegers, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, kann die Entscheidung verstehen: „Die Landwirte tun schon sehr viel für das Allgemeinwohl, werden aber immer wieder als Sündenbock dargestellt und sollen den Kopf hinhalten.“ Wenn darüber diskutiert wird, einen Mindestlohn von 15 Euro einzuführen, dann müsse klar sein, dass der Verbraucher die Preissteigerung bei Obst und Gemüse nicht mittragen werde und stattdessen auf Produkte aus dem Ausland zurückgreifen werde. Diese seien günstiger, aber eben auch nicht zu den hiesigen Standards hergestellt. „Wir produzieren Top-Lebensmittel mit besten Standards, aber das muss dann auch angemessen bezahlt werden.“
Mehr Milch aus dem Ostblock?
Seegers geht davon aus, dass immer mehr hiesige Landwirte aufgeben und immer mehr Obst und Gemüse aus dem Ausland in den Auslagen zu finden sein wird. „Milch aus den Ostblock-Staaten, das wird drastisch mehr“, ergänzt der Kalkarer.
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„Ob Lichterfahrten, in welchem Rahmen auch immer, 2025 stattfinden werden, wollen wir dann zu gegebener Zeit entscheiden und frühzeitig kommunizieren. Vielleicht entzündet sich der Funken ja doch nochmal“, verkündet der LsV abschließend.