Kalkar. Michael Seegers ist neuer Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve. Der 45-Jährige möchte seinen Berufsstand wieder ins rechte Licht rücken.
Michael Seegers mag es nicht, wenn Menschen ungerecht behandelt werden. Der 45-jährige Landwirt aus Kalkar würde sich freuen, wenn es in der Bevölkerung wieder etwas mehr Verständnis für die Situation der Bauern geben würden: „Zurzeit sind wir die Prügelknaben der Nation. Wir sind am Klimawandel schuld, am CO2-Ausstoß, Methan und Düngemittel.“ Aber ganz so einfach sei die Rechnung nicht: „Auch wir sind für Insektenschutz und für eine nachhaltige Landwirtschaft“, sagt Seegers. Nur müsse man ihnen auch die Gelegenheit dafür geben.
Seit Anfang Oktober vertritt Seegers als Vorsitzender der Kreisbauernschaft die Interessen seiner Kollegen im Kreis Kleve und auf Landesebene. Ein stressiger Job ist das, für den mal selten ein Lob erntet. Trotzdem hat Seegers Spaß an der Arbeit, „denn wenn man etwas verändern möchte, dann muss man sich auch engagieren.“ Seiner Meinung nach sind Landwirte in politischen Gremien nicht mehr ausreichend repräsentiert: Kaum einer sitze in den Stadträten, im Kreistag oder in den Kirchenvorständen. Wie soll man dann seine Interessen durchsetzen?
Landwirt mit Leidenschaft
Michael Seegers ist Landwirt mit Leib und Seele. 1997 hat er seine staatliche Prüfung abgelegt und er bewirtschaftet einen Hof mit 200 Milchkühen (Holsteinerzucht) und 300 Jungvieh. Er hat drei Kinder und ist verheiratet. Und so wie es aussieht, wird einer seiner Söhne sogar den Hof übernehmen – ein Privileg in diesen Zeiten. Und auch wenn ihm eine Menge Gründe einfallen, die derzeitige Lage für die Landwirtschaft schlecht zu reden, so ist für ihn der Beruf nach wie vor eine der schönsten Tätigkeiten, die man sich vorstellen kann: „Man ist an der frischen Luft, man arbeitet mit Tieren, man trägt Verantwortung, man sät aus, erntet, man fährt die neuesten Maschinen. Das ist ein sehr vielseitiger Beruf“, sagt er.
Als Vorsitzender der Kreisbauernschaft möchte er gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen auf die Themen aufmerksam machen, die den Bauern am Herzen liegen. Seegers möchte, dass sie wieder zu vernünftigen Preisen produzieren können. 30 Cent für einen Liter Milch seien einfach zu wenig, um Produktionskosten, Reparaturen und Rücklagen zu erwirtschaften. 38 bis 40 seien nötig, um nachhaltig einen bäuerlichen Betrieb zu führen.
Hohe Kosten, niedrige Erträge
In den vergangenen Jahren sei die Branche zu mehr Wachstum getrieben worden, um die Kosten zu senken. Eine Entwicklung, die vielen jetzt zum Verhängnis werde. Hohe Schulden, Absatzprobleme und immer neue Auflagen aus Brüssel machen ihnen das Leben schwer. „Vor zehn Jahren haben Schweinehalter in topmoderne Ställe investiert. Jetzt sagt die EU, dass Kastenstände nicht mehr erlaubt sind. Jetzt müssen die Landwirte wieder tief in die Tasche greifen. Diese sprunghafte Politik hält kein Betrieb durch“, sagt Seegers.
Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus Kleve und UmlandAuch manche Cross Compliance-Vorschrift würden die Kosten enorm in die Höhe schnellen lassen ohne dass der Ertrag sich verbessert. So muss Seegers nun 400.000 Euro für eine Lagerung seines Tierfutters investieren.
Landwirtschaft müsse sich lohnen. „Die Leute sind doch auch bereit einen Euro für einen Liter Milch zu bezahlen“, stellt er fest. Nur der Einzelhandel müsse dann entsprechend mitziehen. Bei Aldi und Co. liege der wichtigste Schlüssel für eine Verbesserung der Situation.
Bauer ist man ganz oder gar nicht
Noch hat Seegers den Spaß an der Arbeit nicht verloren. Er ist ein genügsamer Mensch, muss nicht ständig in Urlaub fahren: „Obwohl eine Woche frei im Jahr brauche ich schon“, sagt er.
Morgens stehe er meist mit guter Laune auf: „Bauer ist man entweder ganz oder gar nicht. Ich gucke jede Nacht nach den Kühen, die kalben. Wenn es ihnen gut geht, geht es mir auch gut.“