Kreis Kleve. Die Bürger im Südkreis Kleve bekamen eine Info des Vereins Unser Reichswald mit einer Behauptung, die das Umweltministerium NRW dementiert.
Von mehreren Seiten wurde nach einer emotional aufgeheizten Stimmung der Nationalpark-Gegner und -Befürworter zuletzt zur Mäßigung aufgerufen. Auch die Podiumsdiskussion im Reeser Bürgerhaus ging sehr gesittet über die Bühne. Doch ein Flyer, der am vergangenen Samstag tausenden Haushalten im Südkreis Kleve in deren Briefkästen flatterte, kommt mit einer populistischen Aufmachung daher: „Der Nordkreis prahlt! Der Südkreis zahlt!“ Darunter heißt es: „Wenn Sie in Ihrer Heimat keinen teuren Verbotswahn möchten, dann müssen Sie mit Nein gegen den Nationalpark stimmen.“
„Sie haben die Wahl“ steht zudem in der linken oberen Ecke auf der Frontseite, die Rückseite ist betitelt mit „Stimmen Sie mit Nein!“ sowie zwölf Thesen, denen größtenteils das NRW-Umweltministerium bereits vor Wochen klar widersprochen hat (wie beispielsweise eine drohende Unsicherheit der Trinkwasserversorgung).
Adresse der Kreisbauernschaft Kleve im Urhebervermerk
Als Urheber wird links unten in der Ecke der Vorderseite „Unser Reichswald e.V., Oyweg 32, 47546 Kalkar“ angegeben. Exakt an dieser Adresse ist die Kreisbauernschaft Kleve ansässig. Um Näheres über diese Hauswurfsendung zu erfahren, kontaktiert die NRZ also Michael Seegers, den Vorsitzenden der Kreisbauernschaft. Dieser bestätigt, dass an dieser Anschrift in der Tat die Kreisbauernschaft ansässig sei.
Dann wird es interessant: Als er gefragt wird, was es mit diesem Flyer auf sich hat, reagiert der Kreislandwirt erbost und erklärt, sie würden dazu gar nichts sagen. Das habe einen ganz einfachen Grund: Die Berichterstattung der NRZ sei miserabel und grausam. Dies könne die NRZ auch so schreiben.
Werden Landwirte wirklich immer an den Pranger gestellt?
Nachfrage: „Wen meinen Sie denn genau mit ,Wir‘?“ Darauf entgegnet Seegers, dies wisse die NRZ doch und er sehe nicht ein, dass die Landwirte immer an den Pranger gestellt würden.
Der Bitte, dafür ein konkretes Beispiel dafür zu nennen, kommt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft nicht nach, sondern sagt, auch dazu würden sie jetzt nichts sagen und der NRZ auch keine Interviews mehr geben. Deshalb könne das Gespräch auch an dieser Stelle beendet werden.
Max von Elverfeldt erklärt den Südkreis-Slogan
Max von Elverfeldt ist der Vorsitzende des Vereins Unser Reichswald. Im großen NRZ-Interview hatte er noch sehr besonnen und sachlich argumentiert. Er räumt ein: „Die Aussage ist sicher etwas provokativ, aber so ist das mit kurzen Slogans. Die Befürworterseite spart auch nicht mit provokanten Äußerungen.“ Dann versucht er, die Aussage „Der Südkreis zahlt!“ zu erklären: „Das Land übernimmt die Kosten des Nationalpark-Managements. Alles darüber hinausgehend wie Informationszentren und touristische Infrastruktur ist von den Kommunen vor Ort zu finanzieren.“
Dies habe Minister Krischer mehrmals bestätigt. Sie seien zwar freiwillig, aber alle bestehenden Nationalparke hätten solche Einrichtungen, würden also auch für einen Nationalpark Reichswald notwendig werden, so von Elverfeldt. „Sollte der Kreis die Kosten tragen, werden alle Kommunen im Kreis Kleve über die Kreisumlage diese mitfinanzieren“, fügt der Vorsitzende von Unser Reichswald noch hinzu.
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So äußert sich das Ministerium zu der Finanzierung
Doch wer trägt denn nun die Kosten für einen Nationalpark? Dazu hatte sich das Ministerium unter dem Punkt „Finanzierung und den Kosten des Gesamtvorhabens“ ganz konkret schon vor einigen Wochen geäußert: „Im Rahmen einer Ausweisung als Nationalpark müssten eine Reihe an Investitionen getätigt werden. Der Umfang der Investitionen ist dabei abhängig von der konkreten Gestaltung des Nationalparks. Die Landesregierung hat sich darauf verständigt, dass alle Kosten, die mit der tatsächlichen Ausweisung eines zweiten Nationalparks nach Durchlaufen des förmlichen Ausweisungsverfahrens zusammenhängen, durch das Land Nordrhein-Westfalen getragen werden.“