Emmerich. In Emmerich warnte die Kriminalprävention der Kreispolizeibehörde Kleve vor Taschendieben. Welche praktischen Tipps die Beamten gaben.
Die Gefahr, in Emmerich Opfer eines Taschendiebstahls zu werden, ist vergleichsweise gering. „Aber“, sagt Jürgen Lang von der Kriminalprävention der Kreispolizeibehörde Kleve, „der Emmericher verlässt ja auch mal seine Stadt.“ Seine Kollegin Sabine Leiting ergänzt: „Gerade bei der jetzt anstehenden Zeit der Weihnachtsmärkte ist Prävention wichtig.“
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Deshalb waren die beiden Polizeibeamten auch mit einem Stand vor dem Edeka am Neumarkt präsent, um über die Tricks der Taschendiebe zu informieren. Und noch wichtiger: Sie gaben wertvolle Tipps, wie sich jeder gegen Taschendiebe schützen kann.
Stand der Polizei vor Edeka am Neumarkt in Emmerich
Der Stand vor dem Supermarkt machte dann auch Sinn, weil es beim Einkaufen etliche Situationen gibt, wo Taschendiebe eine Gelegenheit bekommen, ihr kriminelles Geschäft vergleichsweise leicht auszuüben. Sei es, wenn das Portmonee beim Einräumen der Ware ins Auto unbeobachtet ist oder aber im Einkaufswagen zurückgelassen wird, wenn am Regal nach einem Produkt gegriffen wird. „Wertsachen sollten immer dicht am Körper getragen werden“, sagt Jürgen Lang.
Besonders ältere Damen, die auf einen Rollator angewiesen sind, würden oftmals die Handtasche um die Griffe der rollenden Gehhilfe wickeln. „Das ist wie eine Einladung für Taschendiebe“, so Sabine Leiting, die besonders auch davor warnt, Wertgegenstände im Rucksack zu platzieren.
Welche Kosten ein Taschendiebstahl verursacht
Neben dem Verlust von Bargeld müssen in der Regel auch Dokumente und Kreditkarten nach einem Taschendiebstahl neu beantragt werden. Das kann zu folgenden Kosten führen: Personalausweis (37 Euro), Reisepass (60 Euro), Führerschein (72 Euro), Fahrzeugschein (12 Euro), Kreditkarte (25 Euro), ÖPNV-Ticket (63 Euro), sonstige Ausweise (durchschnittlich 10 Euro).
In der Regel werden Verluste nicht von der Versicherung ersetzt. Neben dem finanziellen Schaden fällt auch der zeitliche Aufwand noch ins Gewicht, der sich bei den verschiedenen Behördengängen summiert, wenn die Papiere neu beantragt werden.
Diese Tipps gegen Taschendiebstahl gibt‘s es von der Polizei
- Handtaschen dicht an den Körper: Wer seine Tasche mit lockerer Hand über der Schulter trägt, macht es Taschendieben leicht, unbemerkt zuzugreifen. Besser: festhalten beziehungsweise auf der Körpervorderseite tragen und immer im Blick behalten!
- Wertsachen in den Innentaschen verstauen: Geldbörsen gehören nicht in den offen auf dem Rücken getragenen Rucksack, sondern in die Innentaschen von Jacken oder anderen Kleidungsstücken – sicher und schwer zugänglich für Langfinger.
- Taschendiebe lassen sich am typisch suchenden Blick erkennen: Sie meiden den direkten Blickkontakt zum Opfer und schauen eher nach der Beute.
- Ablenkungsmanöver erkennen: Ein vermeintlich versehentliches Anrempeln oder der Hinweis auf den „Schmutz“ an der Jacke sind klassische Tricks, um abzulenken. Nicht darauf hereinfallen, sondern aufmerksam bleiben!
- Handtaschen im Restaurant, im Kaufhaus oder im Laden (selbst bei der Anprobe von Schuhen oder Kleidung) nicht an Stuhllehnen hängen oder sonst wo unbeaufsichtigt abstellen.
- Und wenn doch mal etwas passiert: Den Vorfall umgehend der Polizei melden.
Selbstverursachtes Gedränge
Gerade in Großstädten oder bei Veranstaltungen mit viel Publikumsverkehr gehen Taschendiebe in Teams von mehreren Tätern arbeitsteilig vor. Dabei nutzen sie Tricks oder schlagen nach einem selbst verursachten Gedränge zu. Opfer von Taschendiebstahl werden vor allem Frauen. Das Repertoire der Taschendiebe ist äußerst umfangreich, fast täglich werden neue Tricks bekannt:
Das sind die Tricks von Taschendieben
- Der Blumen-Trick: Sie begrüßen das Opfer freundschaftlich, umarmen es oder stecken ihm eine Blume an. Während das Opfer verdutzt ist, verschwindet die Brieftasche.
- Der Falsche-Touristen-Trick: Falsche Touristen fragen ihre Opfer nach dem Weg und halten ihnen einen Stadtplan vor. Während das Opfer versucht zu helfen und die Karte in beide Hände nimmt, stibitzen die falschen Touristen etwas aus der Handtasche.
- Der Stauerzeuger-Trick: Sie blockieren die Rolltreppe und lassen das Opfer und andere auflaufen. Während alle nach vorne blicken, bücken sich die Stauerzeuger, und ihre Komplizen greifen von hinten in die Tasche des Opfers.
- Der Scheibenklopfer-Trick: Die Scheibenklopfer klopfen von außen an die Scheibe von Zügen oder Bussen. Komplizen im Waggon entwenden dem abgelenkten Opfer seine Wertgegenstände.
- Der Rempel-Trick: Sie rempeln ihre Opfer im Gedränge an oder nehmen sie mit Komplizen „in die Zange“. Während das Opfer abgelenkt ist, greifen sie oder ihre Komplizen in die Tasche.
- Der Beschmutzer-Trick: Sie bekleckern ihre Opfer „versehentlich“. Beim wortreichen Reinigungsversuch verschwindet das Geld des Opfers aus der Bekleidungstasche.
- Der Drängel-Trick: In vollen Bussen oder Bahnen rückt ein Dieb unangenehm dicht an das Opfer heran, das ihm den Rücken zuwendet und so die Tasche „griffbereit“ anbietet.
- Der Geldwechsel-Trick: Sie bitten das Opfer, eine Münze zu wechseln. Wenn das Opfer die Geldbörse zieht und das Münzfach öffnet, wird es vom Täter abgelenkt. Während dieser beispielsweise seine Münze in die Börse wirft, nimmt er Banknoten heraus.
- Der Supermarkt-Trick: Im Supermarkt fragen Fremde das Opfer nach einer bestimmten Ware. Während es danach sucht, wird die Tasche am Einkaufswagen ausgeräumt.
- Der Hochhebe-Trick: In einer Gaststätte behauptet jemand, das Gewicht des Opfers schätzen zu können. Beim Hochheben „zieht“ er oder ein Komplize die Geldbörse.
- Der Bettel-Trick: Kinder halten dem Opfer im Lokal ein Blatt Papier vor mit der Bitte um eine Spende. Oder sie tollen auf der Straße um das Opfer herum und betteln es an. Dabei nutzt einer die Ablenkung für den raschen Griff nach der Geldbörse oder in die Handtasche.
- Der Taschenträger-Trick: „Taschenträger“ spähen ältere Frauen beim Einkaufen aus und bieten ihnen scheinbar hilfsbereit an, den Einkauf nach Hause zu tragen. Dort eilen sie mit der Tasche die Treppe hinauf, während der ältere Mensch nicht so schnell hinterherkommt. Unterwegs nehmen sie die Geldbörse heraus, stellen die Tasche vor die Tür und kommen dem Opfer grüßend entgegen. Der Verlust wird erst später bemerkt.
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Im Kreis Kleve war die Zahl der Taschendiebe während der Corona-Pandemie sehr niedrig (2020: 119; 2021: 174). Im Jahr 2022 wurden dann wieder 255 Taschendiebstähle registriert, 2023 waren 235. Im Vergleich dazu: Im vergangenen Jahr wurden 1703 Fahrräder im Kreis Kleve gestohlen. Zudem kam es kreisweit auch zu 1121 Diebstählen an beziehungsweise aus einem Kfz.