Rees/Weeze. Im Kreis Kleve gibt es rund 1500 offene Anträge auf Einbürgerung. Warum die Bearbeitung lange dauert – trotz erfolgreicher Integration.

„Das ist der letzte Schritt meiner Integration“, sagt Ali. 2014 mussten Ali (Name von der Redaktion geändert) und seine Frau wie Hunderttausende ihre Heimat Syrien wegen des andauernden Krieges verlassen. Geboren und aufgewachsen ist er in Damaskus. Dort hat er die Universität besucht und „Arabische Literatur“ studiert. Heute leben Ali und seine Frau mit ihrem sechsjährigen Sohn in Weeze. „Wir sind froh, endlich in Sicherheit zu sein“, sagt der Taxifahrer.

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Doch auch wenn sie das Leben in Sicherheit genießen, gibt es viele Herausforderungen zu meistern. Ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Sprache: All das wollte die Familie meistern. „Ich habe sofort angefangen, die Sprache zu lernen“, sagt Ali. Denn für ihn sei es wichtig, die Sprache des neuen Landes zu sprechen und zu verstehen, „um richtig anzukommen und später eine Arbeit zu finden“, so der Weezer.

Syrer aus Weeze: Mit der Einbürgerung wird Zugehörigkeitsgefühl noch stärker

Eigentlich sind das die richtigen Schritte auf dem Weg zu einer gelungenen Integration. Doch das letzte Element in diesem Prozess fehle - nämlich Deutscher zu sein. „Mit diesem Schritt wird das Zugehörigkeitsgefühl noch stärker“, sagt Ali. Sonst bleibe man der Flüchtling, der sich gut integriert habe. Seinen Einbürgerungsantrag hat Ali nach eigenen Angaben im April vergangenen Jahres gestellt. Doch der Antrag ist bis heute unbeantwortet. Obwohl er bereits alle notwendigen Unterlagen eingereicht habe. „Man arbeitet jahrelang auf diesen Moment hin, aber nach so einem langen Prozess hat man keine Lust mehr zu warten“.

Diesen Eindruck bestätigt auch Osama Asaad, der ebenfalls aus Syrien stammt. Seit 2015 lebt und arbeitet er in Deutschland. Der Syrer aus Damaskus lebt derzeit mit seiner Familie in Rees und wartet seit einem Jahr und zwei Monaten auf die Entscheidung des Amtes im Kreis Kleve. „Wenn ich anrufe und frage, heißt es, ich müsse noch warten“, sagt der 30-Jährige.

Syrer Osama Asaad berichtet über Probelem mit der Einbürgerung in Emmerich

„Ich fühle mich hier wohl. Das ist meine zweite Heimat“

Osama Asaad

„Ich habe es geschafft, mir hier ein Leben aufzubauen“, sagt Osama. Den deutschen Pass zu bekommen, ist für ihn ein Zeichen dafür, dass er in den vergangenen Jahren alles richtig gemacht hat. Der Reeser hat die Sprache gelernt und arbeitet heute als Autolackierermeister. „Ich fühle mich hier wohl. Das ist meine zweite Heimat“, sagt der Syrer und ergänzt: „Ich habe hier alles über die Gesetze gelernt, was man hier in Deutschland beachten muss und was man zu tun hat.“

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1500 offene Anträge auf die Einbürgerung im Kreis Kleve

Nach Angaben des Kreises Kleve befinden sich derzeit rund 1500 Einbürgerungsanträge in Bearbeitung. „Dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich hierbei um vollständige Anträge handelt, die bereits entscheidungsreif sind“, so Pressesprecher Benedikt Giesbers. Im Durchschnitt, so der Kreis Kleve, dauere die Bearbeitung der Anträge je nach Vollständigkeit der Unterlagen und Komplexität des Einzelfalls bis zu einem Jahr.

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Um eingebürgert zu werden, müssen die Einbürgerungsvoraussetzungen erfüllt sein. Unter anderem müssen sie acht Jahre, bei besonderen Integrationsleistungen sechs Jahre, dauerhaft und rechtmäßig in Deutschland gelebt haben. Außerdem müssen Sprachkenntnisse in Wort und Schrift nachgewiesen und ein Einbürgerungstest bestanden werden. Außerdem muss die bisherige Staatsangehörigkeit aufgegeben werden.

Geflüchteter aus Rees: Ich gehöre zu dieser Gesellschaft

Insgesamt haben im vergangenen Jahr 689 Personen aus verschiedenen Herkunftsländern den deutschen Pass erhalten. Seit dem 28. Juni 2024 ist das neue Staatsangehörigkeitsgesetz in Kraft getreten: Eine Einbürgerung ist nach fünf Jahren Aufenthalt in Deutschland möglich. Bei besonders gut integrierten Personen ist die Einbürgerung bereits nach drei Jahren möglich, ohne dass die bisherige Staatsangehörigkeit aufgegeben werden muss.

Der Kreis Kleve rechnet nach der neuen Reform mit einem Anstieg der Einbürgerungsanträge. „Die gesenkten Anforderungen an den Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit sowie die Möglichkeit des Beibehaltens der bisherigen Staatsangehörigkeit werden einen deutlich steigenden Beratungsbedarf und ein gesteigertes Antragsaufkommen zur Folge haben“, teil die Stadt auf NRZ-Anfrage mit.

Ob mit oder ohne Reform: Ali und Osama warten weiter auf ihre Einbürgerung. Denn für sie ist es wichtig, eingebürgert zu werden. Denn: „Ich gehöre zu dieser Gesellschaft“, so Osama Asaad. Die würden ein Teil dieser Gesellschaft sein.