Emmerich. Wette Telder ist Emmerichs wohl ältestes Haus. Nach langer Pause wird darin wieder gearbeitet. Das hat der Architekt hier nun vor.

Es geht los. Wieder einmal. Zum zweiten Mal wird an Emmerichs wohl ältestem Giebelhaus auf der Steinstraße der Sanierungsstart gefeiert. Dieses Mal soll dieser ein gutes Ende haben. Und das möglichst vor Ende 2026 – denn bis dahin läuft der neue Förderzeitraum. Um das Haus wieder nutzbar zu machen, gibt es eine Förderung von 1,3 Millionen Euro.

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„Insgesamt sollen sich die Kosten auf 2,5 Millionen Euro belaufen. Allerdings ist die Berechnung eineinhalb Jahre alt. Wir gehen davon aus, dass das Ganze etwa fünf bis zehn Prozent teurer wird“, so Stephan Glapski, Fachbereichsleitung Immobilien der Stadt Emmerich.

Rohbauer startet jetzt

Links ist die Zwischendecke als Boden zu sehen. Diese wird entfernt, so entsteht im Erdgeschoss ein hoher Raum.
Links ist die Zwischendecke als Boden zu sehen. Diese wird entfernt, so entsteht im Erdgeschoss ein hoher Raum. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Bestenfalls, muss man sagen. Denn alle Beteiligten, sprich Stadt, Architekt und der aktuelle Rohbauer, sind sich einig, dass das alte Gebäude durchaus die ein oder andere Überraschung bereithalten könnte. „Doch das sieht man letztlich erst, wenn man daran arbeitet“, so Ansgar Brouwer, Geschäftsführer der gleichnamigen Bauunternehmung aus Emmerich.

Die Geschichte des Hauses

Das mittelalterliche Kaufmannshaus Wette Telder wurde ausgiebig von der Bauforschung des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland untersucht. Bei einer wissenschaftlichen Holzuntersuchung der Holzbalken stellte sich heraus, dass das Haus vermutlich um das Jahr 1502 gebaut worden ist.

Die Bauforscher fanden ebenso heraus, dass das Haus mit seinem noch existierenden Eichenholztragwerk in eine Baulücke hinein gebaut worden ist. Damit verbunden war die überraschende Erkenntnis, dass das Nachbarhaus Steinstr. 17 folglich noch älter sein muss als das Haus Steinstraße 15, Wette Telder. Wette Telder hatte ursprünglich ein hallenartiges, etwa fünf Meter hohes Erdgeschoss im Vorderhaus. Im 19. Jahrhundert erhielt das Haus ein Zwischengeschoss sowie Zwischenwände und weitere Einbauten. Die Zwischendecke und die Wände sollen wieder entfernt werden, um das Raumerlebnis des 16. Jahrhunderts herzustellen.

Er ist aktuell der Erste, der mit seinem Team an Wette Telder arbeiten wird. Das wird vornehmlich an der Fassadenfront sein. Denn diese gilt es entsprechend zu stützen und zu sichern. „Und zwar so, dass alles miteinander vereinbar ist“, sagt Brouwer. Sprich: Denkmalschutz, Statik, Optik und auch Brandschutz. Keine leichte Aufgabe. In allen Bereichen des Hauses, versteht sich.

Faszinierendes Gebäude mit spektakulärem Alter

Seit 2017 ist das Haus im Besitz der Stadt. Ein erster Sanierungsstart mit einem anderen Architekten war gescheitert. Zudem wechselte man noch einmal das Förderprogramm. Abstimmungsprozesse und Planungen brauchten seine Zeit. „Nun soll es aber mit Anlauf ins Ziel gehen“, so Emmerichs Erster Beigeordneter, Dr. Stefan Wachs. Dieser macht kein Geheimnis daraus, dass ihn „das Gebäude immer fasziniert hat“.

Es ist ein Zeugnis einer besonderen Epoche, dem zudem ein „spektakuläres Alter“ beschieden wird. Ein solches zu erhalten und sich vernünftig darum zu kümmern, sei eben die Aufgabe einer Stadt. „Auch im Hinblick darauf, dass man Innenstädte wieder lebendig machen will.“ Und das will die Stadt Emmerich, denn nach wie vor soll vor allem das, was nun im Ebkes an der Steinstraße zu finden ist, im dann hoffentlich bald fertig sanierten Wette Telder zu finden sein.

Hier in der ersten Etage wird ein Beratungsraum und ein Büro entstehen.
Hier in der ersten Etage wird ein Beratungsraum und ein Büro entstehen. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Platz für Treffen, Beratung und Bewegung

Ein entsprechender großer Café-Raum im Erdgeschoss samt Küche und Sanitärräumen soll direkt beim Betreten des Hauses vorgefunden werden. „Die erst später eingezogene Zwischendecke wird wieder herausgenommen, es wird so ein hoher Raum entstehen“, weiß der zuständige Architekt Barend van Ackeren aus Kleve. Aus Gründen des Brandschutzes wird eine Glas-Stahl-Konstruktion das Erdgeschoss teilen. Eine alte Holztreppe wird entsprechend entfernt, an ähnlicher Stelle wird ein Aufzug installiert. Eine neue Stahltreppe ebenso.

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Einige Balken wurden bereits erneuert.
Einige Balken wurden bereits erneuert. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

„Letztlich werden Erdgeschoss sowie der erste und zweite Stock nutzbar sein“, weiß der Architekt. „Das oberste Stockwerk kann nicht mehr genutzt werden. Das Gebälk im Giebel wird aber entsprechend ertüchtigt.“ Um dem alten Giebelhaus zu einem sicheren Stand zu verhelfen, wird es an der Fassade entsprechend sichtbare Elemente geben. Aber auch im Inneren werden auf den Etagen Stahlträger eingezogen.

Frühjahr 2026 als Zielmarke

Letztlich sei man bemüht, so viel wie möglich zu erhalten. Und so den Besuchern die 500 Jahre alte Geschichte des Hauses weiter vor Augen führen zu können. Sprich: Vielleicht ein paar alte Türzargen zu verarbeiten, ebenso Türen. Das Backsteinmauerwerk zu zeigen, Holzdielen sowie den antiken Aachener Blaustein, der ebenso in Wette Telder gefunden wurde.

Aktuell ist das Innen- wie Außenleben noch sehr schroff. Es liegt noch viel Planung und Arbeit an. Allerdings: Bis Frühjahr 2026 will man, so die Stadt fertig sein. In Sachen Förderung „muss bis Ende 2026 die Schlussrechnung erfolgt sein“, so Stephan Glapski.

Wunderschön ist der Blick nach oben in den Dachstuhl.
Wunderschön ist der Blick nach oben in den Dachstuhl. © FUNKE Foto Services | Karl Banski