Emmerich. 1000 Besucher konnten sich beim Aktionstag im Willibrord-Spital unter dem Motto Gemeinsam für Emmerich von den Leistungen der Klinik überzeugen.

Schnell in die Weste schlüpfen, das geht nicht. Dafür ist sie viel zu schwer. Catherine Maiworm-Darnand hilft der Besucherin daher beim Anziehen, legt zudem klobige Manschetten um ihre beiden Unterarme. „Instant aging, also sofortiges Altern, wird damit simuliert“, erklärt die Leiterin der Abteilung Physiotherapie am St. Willibrord-Spital Emmerich.

Es kommt noch ärger. Ein Kopfhörer dimmt alle Geräusche, die Brille, die eine feuchte Macula vortäuscht, lässt Personen wie Mobiliar nur noch schemenhaft erkennen. „Jetzt fühlen Sie sich wie 90“, weiß Catherine Maiworm-Darnand, während die Besucherin desorientiert über den Flur des Krankenhauses irrt. „Wir wollen auf diese Weise mehr Verständnis für ältere Menschen wecken, für mehr Empathie sorgen“, erklärt Maiworm-Darnand.

Aktionstag des Willibrord-Spitals Emmerich

„Gemeinsam für Emmerich“ – unter diesem Motto hatte das St. Willibrord-Spital Emmerich zu einem Aktionstag geladen. Drei Stunden lang präsentierten Ärzte, Pfleger und Therapeuten, was das Emmericher Krankenhaus in Sachen Gesundheitsversorgung zu bieten hat.

Gemeinsam sind wir Emmerich
Es wurde viel gezeigt beim Aktionstag. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Selbst Besucher, die die komplette Aktionstag-Zeit nutzten, konnten nicht alle Infostände aufsuchen, nicht alle Vorträge hören, nicht an allem Mitmach-Aktionen teilnehmen, nicht alle Vorsorgeuntersuchungen nutzen – so viel wurde geboten. Überall drängten sich die Besucher, vielfach mussten sie sogar kleine Wartezeiten in Kauf nehmen.

Lungenfunktionstest ausprobieren

„Die Medizinische Behandlung und die OP wären nur die Hälfte wert, würde es auf der anderen Seite nicht eine gute Pflege und die fachliche Begleitung geben. Ich sage immer: No nurses, no future!“

Sylvia Guth-Winterink
Zentrale Pflegedirektorin des St. Willibrord-Spitals Emmerich und des Marien-Hospitals Wesel

So zum Beispiel beim Lungenfunktionstest. Zunächst einmal wurden hier Alter, Gewicht und Körpergröße abgefragt. „Wir brauchen Sollwerte, damit wir einen Vergleichswert haben“, erklärte Schwester Elisabeth, Leiterin Funktionsdiagnostik. Wer hier Platz nahm, erhielt zunächst eine Klammer auf die Nase gesetzt, um nur noch durch den Mund atmen zu können. Dann gab sie, um den Patienten zu einem heftigen Luftausstoß zu animieren, ein lautes Signal. Mit den ausgedruckten Werten landete man schließlich bei Assistenzärztin Christiane Wittenhorst, die das Ergebnis mit dem Patienten besprach. „Wichtig ist, nicht zu rauchen, die Lunge nicht durch Übergewicht einzuengen und sie regelmäßig zu durchlüften, etwa mit Spaziergängen oder Radfahren“, erklärte sie.

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Anschaulich wurde gezeigt, welche Lesitung das Krankenhaus Emmerich anbietet. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Bei einer Lungenspiegelung, medizinisch Bronchoskopie genannt, konnten die Besucher selbst Hand anlegen. Mit dem Einmal-Bronchoskop galt es, sich den Weg durch Luftröhre und Bronchien Richtung Lunge zu bahnen – wobei für die Laien-Tester der Weg mit dem Original-Instrument allerdings durch zusammengesteckte Abflussrohre führte, an dessen Ende statt einer Lunge eine rote Paprika steckte. Angeleitet wurden die Interessierten vom Oberarzt Pneumologie Alexander Schweers persönlich. Mit diesem Untersuchungsverfahren, so erfuhr man, macht der behandelnde Pneumologe das Innere der Lunge sichtbar und kann bei Veränderungen gleich winzige Proben neben, die dann weiter untersucht werden.

Vortiele der minimal-invasiven Chirurgie

„Ganz schon schwierig, man braucht Fingerspitzengefühl, eine ruhige Hand, guten Augen und muss sich konzentrieren“, befand Carla Pauli, die früher in der Verwaltung des Krankenhauses gearbeitet hat und jetzt erstmals mit zwei minimal-invasiven Instrumenten unter einer simulierten Bauchdecke hantierte. Ihre Aufgabe war es, mit den medizinischen Geräten Gummibärchen zu greifen, um ein Gefühl für die Handhabung zu bekommen.

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Es gab Einblicke in viele Bereiche des Krankenhauses. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Drei kleine Schnitte nur waren in der „Bauchdecke“, eine für die Kamera, die Oberarzt Viszeralchirurgie David Kemkes führte. Sein Kollege Omar Al-Salihi, erklärte auch, wie viel problemloser die minimal-invasive Chirurgie ist: „Die Menschen haben weniger Schmerzen, es gibt weniger Komplikationen, sie dürfen schneller das Krankenhaus verlassen.“ Omar Al-Salihi, gebürtiger Iraner, lobte das gute Klima im Haus. „Es ist hier wie eine Familie für mich“, sagte er und verriet, „übrigens, hat Kollege Kemkes seit gestern die Facharztprüfung für die Proktologie in der Tasche.“  

1800 Darmspiegelungen pro Jahr

In der Gastroenterologie, wo insbesondere Spielgelungen von Magen, Darm und Gallenwegen durchgeführt, kleine Eingriffe vorgenommen und Gewebeproben entnommen werden, führte Chefarzt Dr. Esmatollah Kasim mittels eines Films vor, wie eine Magenspiegelung abläuft. In dieser Abteilung wurden im vergangenen Jahr 1600 Magenspiegelungen und 1800 Darmspiegelungen vorgenommen. „Wo sollen diese Patienten hin, falls wir schließen müssen?“, fragt sich Kasim. Dafür gebe es im Umfeld nicht ausreichende Kapazitäten.

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Auch ein Wagen des Rettungsdiensts war am Aktionstag dabei. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Weitere Vorsorgeuntersuchungen wie auf Blut im Stuhl, der Schilddrüse, auf Blutzucker, Informationen der Ergotherapeutinnen über das Fitmachen für den Alltag älterer eingeschränkter Menschen und drei Vorträge – erstens über modere Tumordiagnostik von Dr. Andreas Klimkiewicz, Chefarzt Innere Medizin, Pneumologie/Kardiologie, zweitens über Arthrose und den Knie-Roboter von Dr. Heiko Rüttgers, Chefarzt Orthopädie Unfallchirurgie, Hand- und Fußchirurgie sowie Leiter des Endoprothetikzentrums sowie drittens „Ich habe Rücken“ Jens Andreas, Chefarzt des Niederrheinischen Wirbelsäulenzentrums, rundeten das Programm ab.

Apropos Rücken: Wer mochte, konnte auch seinem Rücken etwas Gutes tun, die Muskulatur lockern beim Hydrojet-Probeliegen auf einem Wasserbett. Hier wurde man fünf Minuten lang kräftig durchgewalkt, eine Therapie für Schmerzpatienten und solche mit Hals- oder Lendenwirbelsyndrom.

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Wie wichtig neben der medizinischen Versorgung die Pflege und fachliche Begleitung ist, unterstrich Sylvia Guth-Winterink, Zentrale Pflegedirektorin des St. Willibrord-Spitals und des Marien-Hospitals Wesel: „Die Medizinische Behandlung und die OP wären nur die Hälfte wert, würde es auf der anderen Seite nicht eine gute Pflege und die fachliche Begleitung geben. Ich sage immer: No nurses, no future!“

Rund 1000 Besucher kamen zum Aktionstag

An eine Schließung mag hier keiner glauben, biete das Spital mit seinem 271 Betten, 543 Mitarbeitern und 46 Auszubildenden sowie seinen sieben Fachabteilungen und sieben medizinische Zentren und dem Physiotherapiezentrum doch eine moderne und hochqualifizierte Gesundheitsversorgung – und das 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. Es werden jährlich etwa 10.000 Patienten stationär und 30.000 ambulant behandelt. Täglich müssen zwischen 30 und 50 Notfallpatienten behandelt werden. „Wir haben hier ein sehr engagiertes Team“, lobte Dr. Alexander Schmithausen, Krankenhausdirektor und stellvertretender Geschäftsführer von Pro Homine. Er sei stolz auf seine Mitarbeiter, fuhr er fort. „Auch wegen des Aktionstages, den die Mitarbeiter allein organisiert, koordiniert und mit so viel Herzblut durchgeführt haben.“ Dass rund 1000 Besucher ins Haus gefunden hätten, wertet er als gutes Signal nach Düsseldorf für den Erhalt des Hauses. oha