Duisburg. Wer tritt bei der vorgezogenen Neuwahl des Bundestags 2025 in Duisburg an? Welche Kandidaten feststehen und welche Parteien noch wählen müssen.
Nicht nur für die Kommunen und die Berliner Parteizentralen ist die vorgezogene Neuwahl des Bundestages eine Herausforderung. Auf der Ebene der Städte und Kreise müssen noch viele Parteien ihre Bundestagskandidatinnen und -kandidaten für die Wahl am 23. Februar bestimmen. Welche Politiker treten in den zwei Duisburger Wahlkreisen sicher an? Welche Parteien haben noch keine Kandidaten?
Hier gibt es die aktuelle Übersicht für die Wahlkreise Duisburg I (Stadtbezirke Rheinhausen und Süd sowie Stadtbezirk Mitte ohne Duissern) und Duisburg II (Stadtbezirke Walsum, Hamborn, Meiderich/Beeck, Homberg/Ruhrort/Baerl sowie Duissern) – wir aktualisieren die Übersicht fortlaufend:
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Bundestagswahl in Duisburg: Welche Kandidatinnen und Kandidaten stehen zur Wahl?
Im SPD-Unterbezirk stimmten die Delegierten bereits Ende Juni für die erneuten Kandidaturen von Bärbel Bas (56, seit 2009 im Bundestag) und Mahmut Özdemir (37), seit 2013 Mitglied des Bundestags (wir berichteten). Die Bundestagspräsidentin hatte im Süd-Wahlkreis 2021 mit 40,43 Prozent der Erststimmen gesiegt, Özdemir im Nord-Wahlkreis mit 39,4 Prozent.
Die Duisburger CDU will mit viel Rückenwind aus Berlin und zwei neuen Gesichtern angreifen: Der Kreisverband stellte im Oktober Björn Pollmer (26) und Dennis Schleß (32) als Kandidaten vor (wir berichteten). Pollmer, Fraktionsvorsitzender der CDU Walsum und Referent des Oberhausener Oberbürgermeisters Daniel Schranz (CDU), tritt im Nord-Wahlkreis die Nachfolge des verstorbenen Volker Mosblech an. Im Duisburger Süden folgt Ratsherr Dennis Schleß auf den Dauer-Kandidaten Thomas Mahlberg.
Bei den Grünen stehen zwei Bundestagsabgeordnete zur Wahl: Die Duisburger Basis hatte bereits im Juni für Felix Banaszak (35) – seit dem 16. November Bundesvorsitzender der Partei – und Lamya Kaddor (46) gestimmt (wir berichteten). Banaszak tritt erneut im Norden an, wo er zuletzt 10,9 Prozent der Erststimmen holte. Kaddor kandidiert wieder im Süden, hier entfielen zuletzt 14,31 Prozent der Erststimmen auf sie. Für Kaddor reichte der 12. Platz auf der Reserveliste der NRW-Grünen für das Mandat, Banaszak stand auf Listenplatz 6.
FDP Duisburg: Sven Benentreu und Markus Giesler treten an
Zuletzt hatten Mitte Oktober die Mitglieder der FDP Duisburg ihre Bundestagskandidaten gewählt: Für die Liberalen treten Sven Benentreu (Süd-Wahlkreis) und Markus Giesler (Nord-Wahlkreis) an. Sven Benentreu (31) arbeitet beim Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft als Projektreferent und studiert neben dem Beruf Asien-/Afrikastudien an der Humboldt-Universität zu Berlin. Politisch engagiert er sich als Bezirksvertreter in Rheinhausen. Markus Giesler (33) ist promovierter Chemiker und arbeitet im Chemievertrieb. Er ist derzeit stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Duisburg und Ortsvorsitzender der FDP Duisburg-Nord. 2021 gaben ihm als Kandidat im Norden 7,1 Prozent der Wähler ihre Erststimme.
AfD hat noch keine Kandidaten – Sascha Lensing will im Norden kandidieren
Drittstärkste Kraft war bei den Bundestagswahlen 2021 in Duisburg die AfD. Der Kreisverband hat noch keine Aufstellungsversammlung durchgeführt. Um die Kandidatur im für die Rechten aussichtsreichen Norden will sich Sascha Lensing nach eigenen Angaben bewerben. Der Polizeibeamte erhielt 2021 als AfD-Kandidat im Süden 9,47 Prozent der Stimmen. Wann die AfD ihre Kandidaten wählt, stehe noch nicht fest, so Lensing.
Linke wählt am 7. Dezember – Hüseyin Aydin will im Norden antreten
Der Kreisverband der Linken will ebenfalls Direktkandidaten aufstellen, sagt die Kreisvorsitzende Nadine Bendahou: „Wir planen die Aufstellungsversammlung am 7. Dezember.“ Was sie bereits verrät: Im Duisburger Norden möchte Hüseyin Kenan Aydin kandidieren. Der 62 Jahre alte Gewerkschaftssekretär (IG Metall) ist in Duisburg kein Unbekannter: Er war schon einmal vier Jahre lang Bundestagsabgeordneter. Aydin trat 2005 aus der SPD aus und war Mitbegründer der Partei Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative (WASG). Über die Landesliste von Linkspartei/PDS zog er damals ins Parlament ein. Bei der Bundestagswahl 2009 war Aydin Direktkandidat im Duisburger Norden, konnte aber kein Mandat erringen.
Bündnis Sahra Wagenknecht stellt keine Direktkandidaten auf
Zumindest im Kampf um die Erststimmen werden die Duisburger Kandidatinnen und Kandidaten keine Konkurrenz vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erhalten. Der erst im September gegründete NRW-Verband wird nach Angaben des Vorsitzenden Jan Ristau in den nordrhein-westfälischen Wahlkreisen keine Direktkandidaten aufstellen.
Bis wann müssen die Parteien ihre Kandidaten vorschlagen?
Es steht noch nicht fest, bis wann die Parteien ihre Kreiswahlvorschläge und ihre Landeslisten einreichen müssen (Stand: 21.11.). Der Termin muss noch durch eine Rechtsverordnung des Bundesinnenministeriums nach dem Bundeswahlgesetz festgelegt werden. „Es könnte sein, dass das Bundesinnenministerium sich bei der Fristverkürzungsverordnung an die Regelungen anlehnt, die bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 getroffen wurden“, erklärt Maurizio Gemmer, Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. „Damals war der letzte Tag zur Einreichung der Wahlvorschläge der 34. Tag vor Wahl.“ Das wäre vor der Wahl 2025 dann der 20. Januar.
Wie gingen die Bundestagswahlen in Duisburg in der Vergangenheit aus?
In den Duisburger Bundestagswahlkreisen Duisburg I (Süd) und Duisburg II (Nord) wurden seit der Wahl 1961 ausschließlich SPD-Politiker direkt in den Bundestag gewählt. Unsere Grafiken zeigen die Erst- und Zweitstimmenergebnisse der Bundestagswahlen in Duisburg von 2021 bis 2009.
Wahlrechtsreform: Nicht mehr jeder Wahlkreissieger wird Mitglied des Bundestags
Bei Bundestagswahlen haben alle Wahlberechtigten zwei Stimmen: eine Erststimme und eine Zweitstimme. Mit der Erststimme wählen sie eine Kandidatin oder einen Kandidaten im Wahlkreis. Bis zur letzten Bundestagswahl 2021 galt: Wer als Direktkandidatin oder -kandidat die meisten Stimmen in seinem Wahlkreis erhält, wird sicher Mitglied des neuen Bundestages (MdB).
Bei der Bundestagswahl 2025 werden jedoch erstmals die Änderungen der Wahlrechtsreform angewandt, die von der Ampel-Koalition im Mai 2023 beschlossen wurde. Durch die neu eingeführte „Zweitstimmendeckung“ können Parteien lediglich so viele Abgeordnete ins Parlament schicken, wie es ihrem Zweitstimmenergebnis entspricht – es gibt keine Überhang- und Ausgleichsmandate mehr. Wenn eine Partei also mehr Direktmandate in den Wahlkreisen gewinnen, als ihr nach ihrem Zweitstimmenanteil zustehen, kommt nicht jeder ihrer Wahlkreissieger in den Bundestag.
Ziel der Reform war es, die Zahl der Bundestagsabgeordneten zu verringern. Bislang lag die Regelgröße des Parlaments bei 598 Abgeordneten, aber in der auslaufenden Legislatur saßen 736 Abgeordnete im Bundestag. Mit dem neuen Wahlrecht wird die Zahl der Sitze auf 630 begrenzt.
Durch die feste Bundestagsgröße mit 630 Sitzen gibt es zukünftig 299 Wahlkreis- und 331 Listenplätze. Zuerst werden die Sitze auf die Parteien verteilt und danach auf die Länder. Bei der Verteilung der Sitze haben die Wahlkreisersten gegenüber den Listenkandidaten Vorrang.