Düsseldorf. Seit zwei Jahren lebt Thomas Nowag an der Adersstraße. Tolle Lage, aber „das gesamte Viertel erstickt im Müll“. Warum er sich damit nicht abfindet.

Thomas Nowag muss nur die Haustür öffnen, da findet er gleich eine Handvoll Zigarettenstummel vor dem Eingang. Er schüttelt den Kopf, sammelt sie mit seiner Greifzange auf und lässt sie in den großen schwarzen Müllbeutel verschwinden. Weiter geht es die Adersstraße entlang in Richtung Karl-Rudolf-Straße. Es vergeht keine Minute, bis der Düsseldorfer den nächsten Abfall findet: Eine Plastiktüte mit Dönerresten und Verpackungsmüll hängt an einem Fahrradlenker. „Immerhin muss ich die Reste dieses Mal nicht von der Straße kratzen“, sagt Thomas Nowag. Er nimmt die Tüte und schmeißt sie ebenfalls in seinen Müllsack.

„Wir ersticken im Müll. Das gesamte Viertel“, sagt der 45-Jährige. Vor zwei Jahren hat Nowag seine Wohnung in der Adersstraße in Friedrichstadt für sich und seine Familie gekauft. „Die Lage ist fantastisch“, betont er. Doch der wilde Müll auf der Straße, dem Gehweg und den Baumscheiben sei von Anfang an ein großes Problem gewesen.

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Am 1. Januar reicht es dem Anwohner. Den Müll kann er nicht mehr sehen. Thomas Nowag greift zu Mülltüte und Greifzange und fängt an, den Abfall vor seiner Haustür selbst aufzusammeln und zu entsorgen. Seitdem ist er jeden Tag mindestens eine Stunde unterwegs. Meist in der Mittagspause. Ein 120-Liter-Müllsack werde bei seiner täglichen Runde mindestens halbvoll – und das auf dem gerade einmal 200 Meter langen Stück zwischen der Karl-Rudolf-Straße und der Ecke Adersstraße/Pionierstraße.

Hoher Krankenstand bei der Awista: Straßenreinigung in Düsseldorf fällt häufiger aus

Wenn es die Zeit zulässt, biegt Nowag auch noch in die Pionierstraße ab – hier ist es – zumindest am Mittwoch (29. Januar) – besonders schlimm: Kleine Müllkippen säumen die Bäume: Eine alte Strumpfhose, Kaffeebecher und Plastiktüten liegen hier verstreut – und natürlich etliche Zigarettenkippen.

So findet Thomas Nowag die Gegend rund um die Adersstraße in Friedrichstadt vor: Der Müll wird einfach auf die Straße geworfen.
So findet Thomas Nowag die Gegend rund um die Adersstraße in Friedrichstadt vor: Der Müll wird einfach auf die Straße geworfen. © Privat | Thomas NOWAG

„Zigarettenkippen und Schnapsflaschen finde ich eigentlich immer“, erzählt Nowag. Allein am vergangenen Wochenende seien es 193 Zigarettenstummel gewesen. Aber auch Medikamente, Zündkerzen und benutzte Kondome hat er schon aufgesammelt. Ebenso volle Windeln, ganze Tüten von Essensbestellungen, alte Schuhe oder eine kaputte Mikrowelle. „Es ist einfach widerlich.“

Das „Highlight“ seiner Tour am Mittwoch: Mitten auf dem Bürgersteig an der Adersstraße steht ein großer Pappkarton, in dem sich laut Aufschrift einst ein Kinderwagen befand. Nun ist er bis obenhin mit allerlei Hausmüll befüllt: Bilderrahmen, Schreibblöcken – und getragener Unterwäsche. „Der stand da gestern noch nicht“, stellt Nowag fest. Weiter geht es auf der anderen Straßenseite: Halbvolle Getränkeflaschen, eine leere Plastikverpackung von Hähnchenunterschenkeln und zig kleine „Wir kaufen Ihr Auto“-Kärtchen liegen herum. Auf dem Sitz eines Motorrollers findet der 45-Jährige sogar ein Obstmesser. „Das schmeiße ich schnell weg, bevor sich jemand verletzt.“

An der Ecke Adersstraße/Karl-Rudolf-Straße hat Thomas Nowag am Mittwoch (29. Januar) einen Karton gefunden, der mit Bilderrahmen, Schreibblöcken und getragener Unterwäsche befüllt war.
An der Ecke Adersstraße/Karl-Rudolf-Straße hat Thomas Nowag am Mittwoch (29. Januar) einen Karton gefunden, der mit Bilderrahmen, Schreibblöcken und getragener Unterwäsche befüllt war. © Jasmin Ohneszeit | Jasmin Ohneszeit

Worüber sich Thomas Nowag besonders ärgert: Einen Monat nach Silvester vergammeln immer noch vergammeln etliche Raketenreste in den Straßenrinnen. „Hier kann nicht ernsthaft gereinigt worden sein“, kritisiert er.

Die Stadt begründet die Zustände in Friedrichstadt mit dem aktuell hohen Krankenstand bei der Awista. Vereinzelte Reinigungstouren könnten daher ausfallen, das zur Verfügung stehende Personal werde daher priorisiert für die Hausmüllentsorgung eingesetzt. „Durch die krankheitsbedingten Personalausfälle hat in der Tat die Qualität der Leistungserbringung der Stadtreinigung in der Adersstraße erkennbar gelitten“, so eine Stadtsprecherin auf NRZ-Anfrage.

Normalerweise werde die Adersstraße fünfmal pro Woche gereinigt. Zudem fahre das verbliebene Personal samstags zusätzliche Touren. Aber: Für die laufende Woche bis zum 1. Februar sei noch mit einer eingeschränkten Leistung zu rechnen.

Aufgrund des Hinweises – Thomas Nowag hat auch selbst die Stadt über die Vermüllung informiert – „ist der Missstand dort bereits am Dienstag behoben worden“, so die Sprecherin weiter. Lange angehalten hat das aber scheinbar nicht, wie die Tour mit dem Anwohner einen Tag später gezeigt hat. Thomas Nowag wird daher vermutlich auch weiterhin mit Müllsack und Greifzange unterwegs sein. „Ich habe schon das Gefühl, dass auf saubere Wege weniger Müll geworfen wird und meine Aktion etwas bringt. Auch wenn es schade ist, dass so etwas überhaupt nötig ist.“

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