Düsseldorf. Gemeinsam mit den Toten Hosen wirbt das Düsseldorfer Straßenmagazin mit einer Sonderaktion für die neue Online-Zeitung. Was es zu gewinnen gibt.
Sinkende Verkaufszahlen, weniger Einnahmen und damit weniger Geld für die Verkäuferinnen und Verkäufer - die Krise der Printmedien und Tageszeitungen hat auch das Düsseldorfer Straßenmagazin „Fiftyfifty“ erreicht. Zwar werden monatlich noch zwischen 14.000 und 20.000 Exemplare verkauft, zuletzt wurde jedoch mit lediglich knapp 13.800 verkauften Ausgaben ein neuer Tiefstand erreicht.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wird es die Straßenzeitung von „Fiftyfifty“ ab Donnerstag (28. November) auch im Internet geben. Mit einer Sonderaktion soll dabei für den neuen Online-Auftritt geworben werden. Denn den Zugangscode für die digitale Ausgabe des Magazins erhalten Interessierte per Rubbellos - oder in diesem Fall „Obdach-Los“ - von den vielen Verkäufern. Und es winken besondere Gewinne für Loskäufer.
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Rubbellos-Aktion: Fiftyfifty und Die Toten Hosen verlosen Original-Bass-Gitarre
Für 2,80 Euro gibt es das Obdach-Los zu kaufen, die Hälfte davon geht an die Fiftyfifty-Verkäufer. Das Besondere an den Losen: Wer das Feld freirubbelt, erhält nicht nur den Zugangscode, sondern erfährt auch sofort, ob er gewonnen hat. „Bei einem Smiley hinter dem Code erhält man als Gewinn eine handsignierte Katzenklo-Grafik mit Radschläger-Umriss, die Helge Schneider für uns gezeichnet hat.“
Der Hauptgewinn hat es in sich: Ein E-Bass von den Toten Hosen, handsigniert von allen Bandmitgliedern. Hosen-Gitarrist Michael „Breiti“ Breitkopf schaute deswegen am Dienstag (26. November) in den Vereinsräumlichkeiten von „Fiftyfifty“ an der Höhenstraße in Oberbilk vorbei und rührte vor Ort die Werbetrommel für die Sonderaktion: „Wir finden die Arbeit von Fiftyfifty seit Jahren extrem wertvoll, sowohl für die Leute die das Ganze direkt betrifft als auch für die Stadt.“
Dass der Obdachlosenverein nun den nächsten Schritt in Richtung Digitalisierung macht, sei großartig, findet Breiti: „Es ist wichtig, dass sich Fiftyfifty jetzt schon kümmert, wie die Zukunft aussieht. Die sitzen nicht nur da und drehen Däumchen und sehen zu, wie die Printausgabe immer weniger verkauft wird, sondern denken sich schöne Aktionen aus und stellen sich für die Zukunft auf.“ Dass die Toten Hosen mit ihrer gestifteten Bass-Gitarre einen „kleinen Beitrag dazu beisteuern können, freut uns sehr,“ betont die Düsseldorfer Musiklegende.
Fiftyfifty-Verkäufer: „Digitalisierung geht nicht an uns vorbei“
Und auch die Verkäuferinnen und Verkäufer, zumeist Obdachlose, freuen sich über die prominente Unterstützung der Hosen. Denn zuletzt sei es immer schwieriger geworden, die Straßenmagazine in der Landeshauptstadt an den Mann oder die Frau zu bringen, berichtet ein Verkäufer: „Man merkt, dass die Digitalisierung nicht an uns vorbeigeht. Das ist natürlich ein Manko für uns, weil wir nicht mehr so viele Zeitungen verkaufen.“ Ein Problem will er durch die Pandemie ausgemacht haben: „Seit Corona zahlen viele nur noch mit Karte, kaum einer hat noch Bargeld in den Taschen. Das macht sich bei uns Straßenverkäufern natürlich bemerkbar.“
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Fiftyfifty-Verkäuferin Gisa vermutet weitere Gründe für das sinkende Interesse an dem Straßenmagazin: „Eine Zeitung will ja heute niemand mehr in der Hand halten. Vor allem junge Menschen sieht man ja nur noch mit ihrem Smartphone in der Hand.“ Und genau deswegen sei die Obdach-Los-Aktion auch „eine Herzensangelegenheit“, wie Oliver Ongaro, Streetworker bei Fiftyfifty, sagt. „Es ist uns ein sehr großes Anliegen, dass die Verkäufer weiterhin ein Produkt auf der Straße anbieten können, dass sie verkaufen können. Nun können sie im Dezember die Rubbellose anbieten.“
Nur mit Rubbellos nimmt man an Hosen-Gewinnspiel teil
Der Clou der Obdach-Lose: Nur wer ein Rubbellos kauft, erhält einen Zugang für die Online-Ausgabe. Und nur per Los nehmen Käufer am Gewinnspiel teil, stellt Fiftyfifty-Geschäftsführer Hubert Ostendorf klar. „Wir wollen ja, dass unsere Verkäufer Zeitungen und nun die Lose verkaufen, und Passanten nicht anbetteln müssen.“ Denn das Papierexemplar wird auch künftig weiterhin angeboten, verrät Ostendorf. „In Düsseldorf gibt es immer noch eine Akzeptanz und ein Interesse an unserem Magazin, aber das schwindet allmählich.“
Immerhin: Für den Dezember rechnen die Verantwortlichen von Fiftyfifty mit knapp 22.000 bis 23.000 verkauften Exemplaren. „Der Dezember ist traditionell unser verkaufsstärkster Monat. Auch weil viele Menschen in der Weihnachtszeit mehr spenden, als sonst“, so Ostendorf weiter.
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Am 2. Dezember startet die Verlosungsaktion „Obdach-Los“, den Zugangscode können Käufer den kompletten Monat nutzen, um auf Inhalte der digitalen Fiftyfifty-Ausgabe zugreifen zu können. Zum Aktionsstart werden zunächst 5050 Rubbellose angeboten. Nun muss die Aktion nur noch gut anlaufen, sagt Hubert Ostendorf: „In der Aktion steckt von allen Beteiligten viel Herzblut, deswegen hoffen wir, dass das ganze auch gut ankommt und wir alle Lose verkaufen.“ Eine einmalige Aktion ist dies aber nicht. Bereits im Januar soll es die nächste Verlosung geben, kündigt Oliver Ongaro an. „Dann kann man unter anderem eine Reise nach Hamburg gewinnen.“