Düsseldorf. Mit dem Seil werden tausende Mülltonnen aus Kellern gehoben. Die Abfallgesellschaft würde das gerne ändern. Doch es gibt auch Gegenwind.
- In vielen Düsseldorfer Häusern stehen die Mülltonnen im Keller und müssen von den Müllwerkern mit dem Seil durch Schächte nach oben gezogen werden.
- Rund 7000 dieser Müllschächte gibt es in Düsseldorf.
- Die Abfallgesellschaft Awista überprüft aktuell in allen Häusern mit Müllschächten, ob es alternative Standorte gibt. Hintergrund ist die Arbeitsbelastung der Awista-Mitarbeiter.
- Die Düsseldorfer Eigentümergemeinschaft „Haus & Grund“ ist kritisiert eine mögliche Abschaffung der Müllschächte.
Düsseldorf stellt die Mülltonnenschächte auf den Prüfstand. In der Stadt gibt es auf Gehwegen vor Häusern etwa 7000 Bodenklappen, unter denen sich ein Schacht zum Müllraum im Keller verbirgt. Jetzt hat der Abfallentsorger Awista damit begonnen, all diese Kellerstandplätze von Mülltonnen samt Schächten und Abdeckplatten zu überprüfen. Es geht dabei nicht nur um eventuelle Mängel, sondern auch um die Frage, ob die Tonnen in den Häusern nicht anders untergebracht werden können.
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„Soweit erkennbar ist, dass Abfallbehälter beispielsweise auch im Hinterhof anstelle im Keller untergebracht werden können, wird Grundstückseigentümern eine entsprechende Verlegung des Standortes vorgeschlagen.“ So formuliert die Stadt das Ziel der Aktion. „Das Herausziehen von Mülltonnen aus Kellern ist aus Sicht des Arbeitsschutzes eine problematische, weil hoch belastende Tätigkeit“, begründet die Pressestelle die Überlegung, Alternativen zu den Mülltonnenschächten zu finden.
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Leider war die Awista nicht damit einverstanden, dass wir einen ihrer Müllwerker bei dieser Arbeit begleiten. Gerne hätten wir ausprobiert, wie es sich anfühlt, eine übervolle Tonne aus den Tiefen des Kellers nach oben zu befördern. Aber auch ohne einen offiziellen Termin lässt sich das Spektakel überall in der Stadt zumindest beobachten.
Zum Beispiel am Montagmorgen um kurz nach acht auf einer Straße in Unterbilk. Alleine ist ein junger Awista-Mitarbeiter unterwegs, um die Tonnen aus den Kellern zu holen, bevor seine Kollegen mit dem Müllwagen anrücken. Das Seil mit dem Haken hat er sich über die Schulter gehängt. Er öffnet die Klappe, beugt sich über den Schacht und zieht die grauen Tonnen mit gekrümmtem Rücken, Muskelkraft und Schwung ans Tageslicht. Ein Knochenjob! Mal ist es nur ein Behälter, manchmal sind es mehrere pro Haus. Ab und zu sind die Tonnen so voll, dass sie überquellen und der Müllwerker sie mit einem Fluch nach oben holt. Anschließend schmeißt er die Klappe mit lautem Scheppern wieder zu.
Grundstückseigentümer zahlen in Düsseldorf einen Kellerzuschlag für die Mülltonnen
Das ist der Alltag der Awista in Düsseldorf. Und dafür zahlen die Grundstückseigentümer einen „Kellerzuschlag“. Aktuell sind das im Jahr 34,10 Euro pro wöchentlicher Behälterleerung. Für die Hausbesitzer, damit wirbt die Stadt, sei die Verlegung der Tonnen auf einen ebenerdigen Stellplatz ein finanzieller Vorteil, weil sie dann den Zuschlag nicht mehr zahlen müssten. Außerdem führt das Unternehmen noch ein weiteres Argument an: Im Falle falsch dimensionierter Schächte oder defekter Abdeckplatten bestehe außerdem eine deutlich erhöhte Unfallgefahr – nicht nur für die Müllwerker, sondern auch für Passanten.
Unter den 19.000 Mitgliedern der Eigentümergemeinschaft „Haus & Grund“ in Düsseldorf sorgt das Vorhaben der Awista aktuell für Unruhe. „Die Müllentsorgung in Düsseldorf funktioniert gut, so wie sie ist. Warum will man jetzt ein funktionierendes System verändern?“, fragt Werner Fliescher, Vizepräsident von Haus & Grund Rheinlandwestfalen. Dass die Awista über eine hohe Arbeitsbelastung ihrer Mitarbeiter klagt, hat seiner Meinung nach eher damit zu tun, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Tonnen dazugekommen seien. „Wir haben mittlerweile die schwarze, die gelbe und die blaue Tonne“, zählt Fliescher auf. „Und jetzt wundert man sich bei der Awista, dass man mit demselben Personal die gestiegene Anzahl von Tonnen nicht mehr geleert bekommt.“
Diese Regeln gelten für Mülltonnenschächte
Die Düsseldorfer Abfallentsorgungssatzung regelt den Standort von Mülltonnen im Keller. Die Abfallbehälter dürfen laut §23 nur dann im Keller aufgestellt werden, wenn eine Unterbringung „zu ebener Erde“ nicht möglich ist. Wer den Mülltonnenplatz im Keller errichten möchte, der braucht dafür die Zustimmung des Umweltamtes der Stadt.
Die weiteren Bedingungen: Für den Standplatz im Keller muss ein Schacht vorhanden sein, dessen Innenmaße mindestens 70 x 70 cm betragen müssen. Die Abdeckplatte muss mit Scharnieren und einem Feststeller versehen sein, darf das Bürgersteigniveau nicht überragen und muss eine Radlast von 1200 kg aushalten.
Von der Idee, Mülltonnen aus den Schächten in die Hinterhöfe zu verlagern, hält Fliescher gar nichts. „Da haben wir dann wieder eine Brandgefahr“, meint er. „Müll gehört sicher verschlossen in den Keller.“ Außerdem stelle sich bei einer Verlegung die Frage, wer die Tonnen aus den Höfen an die Straße bringt. „Dann brauchen Sie unter Umständen einen Hausmeisterservice, der bezahlt werden muss.“ Sein Fazit: „Eine goldene Lösung für die Müllentsorgung wird es nicht geben, also lassen wir es doch besser so, wie es sich bewährt hat.“
„Haus & Grund“ berät in Düsseldorf zum Thema Müllschächte
Die Untersuchung der Mülltonnenschächte wird laut Awista noch etwa ein Jahr dauern. Anschließend setzt sich die Politik mit dem Thema im Fachausschuss auseinander. Die Eigentümervertretung „Haus & Grund“ berät ihre Mitglieder schon jetzt zu allen Fragen rund um die Müllschächte. Kontakt: Telefon 0211/16905-01, per Mail info@hausundgrundddf.de.
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