Düsseldorf. Für die Linke könnte die vorgezogene Bundestagswahl schicksalshaft werden. Wie sich die Düsseldorfer Linken auf den Wahlkampf vorbereiten.

Dass die Wahlen zum Bundestag 2025 vorgezogen werden, ist fast schon Gewissheit: Statt, wie vorgesehen, am 28. September, soll der Bundestag nun bereits am 23. Februar gewählt werden. Besonders folgenschwer könnte diese Terminänderung für Die Linke werden – die Partei erreicht in aktuellen Umfragen nur zwischen zwei und vier Prozent, es droht das Bundestags-Aus. Die Düsseldorfer Linken bereiten sich auf einen Schicksalswahlkampf vor.

Linke will in Düsseeldorf auf Haustürwahlkampf setzen

Linken-Ratsherr Helmut Born wäre für einen späteren Wahltermin, sieht dafür aber noch einen anderen Grund: „Der Termin im Februar ist eine Woche vor Karneval. Das wird sowieso schwierig werden, in den kalten Wintermonaten Wahlkampf zu machen.“ Born (72) hat viele Wahlkämpfe erlebt: Er kandidierte seit deren Gründung immer wieder als Direktkandidat für die Düsseldorfer Linke, 2021 genau so wie 2013. Damals, erinnert er sich, stand seine seine Partei noch deutlich besser da, 2009 hatte sie fast 12 Prozent erreicht. Davon ist die Linke heute weit entfernt. „Die Umfragewerte sind seit langer Zeit schlecht für uns“, sagt er und erinnert: Schon 2021 hatte die Partei die Fünf-Prozent-Marke knapp verfehlt, die Fraktion durfte nur wegen drei errungener Direktmandate ins Parlament ziehen. Durch eine Sonderregel gilt dann die Prozent-Hürde nicht.

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Die Wahl werde für die Linke schwieriger als die vorherigen, erwartet Born. „Es geht darum ob wir mit unseren Positionen ankommen neben diesem Strom der Parteien, die sich sowohl einig sind, dass man beim Sozialen die Schere ansetzen muss, dass man mehr abschieben muss, Grenzen dicht gemacht werden.“ Eine politische Rechtsentwicklung sei „in den Köpfen angekommen“, sagt Born. „Die Stimmung hat sich hier einfach total geändert.“

Die Linken werden jetzt ihre Kräfte sammeln, kündigt er an, bevor es Im Januar mit dem Plakatieren losgeht. Ein Hauptaugenmerk soll in Düsseldorf dann auf dem Haustürwahlkampf liegen: „Das wird sehr wichtig sein, um in den direkten Kontakt zu kommen.“ Insbesondere bei kaltem Wetter. Dass seiner Partei wieder der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde gelingt, darauf äußert der langjährige Linkenpolitiker nur vorsichtig Hoffnung. Für den Weidereinzug werden erneut die Direktmandate entscheidend, denkt er.

„Wir werden deutlich mehr als vier Prozent holen!“

Das Ampel-Aus sei nicht überraschend gekommen, meint Linken-Ratsfrau Julia Marmulla. Doch: „Persönlich hätte ich trotzdem gedacht, dass der Machterhaltungstrieb von Scholz und Lindner so groß ist, dass es nicht zu vorgezogenen Neuwahlen kommt“, sagt sie. Dass der frühe Termin für ihre Partei besonders ungünstig ist, findet Marmulla nicht. Denn: Im Oktober gab sich ihre Partei eine neue bundesweite Parteiführung, inklusive neuem Spitzenduo. „Wir gehen mit einer gewissen Dynamik in das neue jahr hinein“, meint Marmulla.

„Es wird natürlich eine Schicksalswahl“, räumt die Politikerin ein, die selbst 2021 direkt kandididerte. Doch sie rechnet mit einem guten Ergebnis: „Wir werden deutlich mehr als vier Prozent holen!“ ist Marmulla sich sicher. „Wir sind die einzige Partei, die im progressiven lager übrig geblieben ist“, meint sie. Zugute kommt den Düsseldorfer Linken sicherlich: Mit „Wohnen“ passt das erste festgelegte Kernthema der Partei für den Wahlkampf gut in die Landeshauptstadt. „Düsseldorf ist, was den Mietenmarkt angeht, eine unbezahlbare Stadt geworden, das wissen wir.“ Die Probleme auf dem hiesigen Wohnungsmarkt seien dabei auch symptomatisch für Probleme in anderen Städten. „Und die Ampelkoalition hat in drei jahren keine Lösung dafür geboten“, mahnt Marmulla.

Es gibt noch keine Direktkandidaten

Auch der Plan der älteren Linkspartei-Größen Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch, drei Direktmandate zu erringen („Aktion Silberlocke“) stimmt die Düsseldorferin hoffnungsvoll. Ein viertes Direktmandat könnte Parteichefin Ines Schwerdnter (Berlin) erringen, spekuliert Marmulla. „Wir werden diesen Bundestagswahlkampf rocken!“

Apropos Direktkandidaten: Die haben Düsseldorfs CDU, SPD und Grüne bereits im Sommer bestimmt, die FDP folgte Anfang November. Nicht so bei den Linken: „Die Kandidaten haben wir noch nicht gekürt“, erklärt Marmulla. Das liege an dem Verfahren ihrer Partei, zuerst das Wahlprogramm, dann die Kandidaten zu bestimmen. Ersteres sei bisher noch in Arbeit, die Kandidatenwahl werde danach folgen. „Seien Sie sich sicher, dass wir zwei herausragende Personen dafür finden werden“, sagt Marmulla. Ihr Parteikollege Helmut Born könnte in diesem Jahr nur noch als Wahlkämpfer mit dabei sein. Er wäre zwar bereit, zu kandidieren, falls es „nötig wird“, würde die Direktkandidatur aber lieber einer jüngeren Person aus seiner Partei überlassen, erklärt er gegenüber der NRZ.

Ein genauer Termin steht noch nicht fest, die Wahl soll aber bis Mitte Dezember passieren. Sind die Linken damit spät dran? „Ich glaube nicht, dass das ein Nachteil ist“, ist sich Marmulla jedenfalls sicher.

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