Düsseldorf. 3000 Falschparker hat das Ordnungsamt 2024 schon verwarnt. Tendenz steigend. Feuerwehr zeigt, wie schwer es ist, durch Düsseldorfs Straßen zu fahren.
Sven Meyer muss auf die Bremse treten. „Da kommen wir nicht so einfach durch“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann, der hinterm Steuer des Löschfahrzeugs sitzt. Auf der Adersstraße in Oberbilk hat ein kleiner, schwarzer Citroën in zweiter Reihe geparkt. Mit dem Auto kommt man vorbei, für die Feuerwehr aber wird es eng.
Kollege Kai Bröschet steigt aus. Per Funkgerät lotst er Meyer an dem Wagen vorbei. Eine Hand passt gerade noch so zwischen den Außenspiegel des Autos und des Feuerwehrfahrzeugs. Sven Meyer manövriert seinen 16-Tonner langsam durch die Engstelle. Routine für ihn. Leider. „Wären wir zu einem echten Einsatz unterwegs, würde uns das wichtige Minuten kosten“, sagt er. Und weil bei dieser Testfahrt am Mittwochabend (6. November) auch die Verkehrsüberwachung des Ordnungsamts dabei ist, gibt es ein Knöllchen für den Falschparker. 40 Euro kostet ihn das Parken in der zweiten Reihe – weil er eine Behinderung darstellt.
Immer wieder behindern Falschparker die Einsatzkräfte bei der Anfahrt. „Im schlimmsten Fall kann das über Leben und Tod entscheiden, denn bei Notfällen ist es oftmals ein Rennen gegen die Zeit. Unsere Rettungskräfte dürfen diese nicht mit Rangierarbeiten verschwenden“, betont der stellvertretende Leiter der Feuerwehr, Carsten Hahn.
Schon mehr als 3000 Falschparker in diesem Jahr in Düsseldorf erwischt
Vom 1. Januar bis zum 31. Oktober hat das Ordnungsamt bereits 3079 Falschparker verwarnt, die Feuerwehrbewegungszonen und -zufahrten zugeparkt haben. 996 Fahrzeuge wurden abgeschleppt. Tendenz steigend, wie ein Blick aufs Vorjahr zeigt: Im gesamten Jahr 2023 lag die Zahl der Falschparker, die vom Ordnungsamt erwischt wurden, bei 2817. Falschparken kann dabei richtig teuer werden: Kostet eine Verwarnung zwischen 10 und 55 Euro, fallen fürs Abschleppen bis zu 300 Euro an.
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Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, hat die Feuerwehr am Mittwoch mit einem Löschwagen demonstriert, wie viel Bewegungsfreiheit die Großfahrzeuge von Rettungsdienst und Feuerwehr, die oftmals eine Breite von zweieinhalb Metern ohne Außenspiegel haben, benötigen. Dafür ging es auf eine Tour durch die engen Wohngebiete Oberbilks.
Es dauert nicht lange, bis Sven Meyer erstmals gefordert wird. Um in Oberbilk von der Solinger Straße in die Sonnenstraße zu gelangen, muss er das Feuerwehrfahrzeug mehrmals vor- und zurücksetzen. Es ist eng in der Kurve. Rund ums Rondell parken Autos – sechs davon auf nicht gekennzeichneten Parkflächen. Weil es ein verkehrsberuhigter Bereich ist, fällt die Verwarnung, die Maria Heuskel und Stojan Mihajlovic vom Ordnungsamt per Knöllchen verteilen, günstiger aus: Zehn – beziehungsweise 15 Euro bei Behinderung – kostet das Falschparken.
„Unsere Fahrzeuge sind größer als ein normaler Pkw, das vergessen viele“, sagt Stefan Böle, Pressesprecher der Feuerwehr. Autofahrer würden die Abstände häufig falsch einschätzen. „Ich würde mir wünschen, dass sich Autofahrerinnen und Autofahrer zwei Minuten Zeit nach dem Parken nehmen, um zu schauen, ob die Feuerwehr, die Müllabfuhr oder der Paketbote noch durch die Straße kommt“, so Böle.
Was aber passiert, wenn bei einem Notfall die Wege für die Feuerwehr durch falsch parkende Autos so versperrt sind, dass es kein Durchkommen gibt? Die Einsatzkräfte versuchen zunächst, die Hindernisse zu umfahren. Aus verschiedenen Richtungen werden dann die Einsatzwagen zu der gemeldeten Adresse gelenkt, um so bei Engstellen trotzdem den Unglücksort schnell zu erreichen. Durch die Umwege geht jedoch wertvolle Rettungszeit verloren. Wenn das Umfahren der Hindernisstelle nicht möglich ist, bleibt nur noch eins: Das Fahrzeug wegzudrücken. Dass die Autos dabei beschädigt werden, ist keine Seltenheit.
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An der Ecke Querstraße/Lessingstraße ist es an diesem Abend richtig eng: Ein Pkw parkt im Kreuzungsbereich vor dem dortigen Geschäft – im eingeschränkten Halteverbot. Stojan Mihajlovic macht Fotos. Vom Kennzeichen und von der Frontscheibe. „Um zu beweisen, dass keine Ausnahmegenehmigung zum Parken oder Ähnliches vorlag“, sagt er. Der Fahrer eilt herbei – die Verwarnung gibt es trotzdem.
Kriegt der Falschparker sein Vergehen nicht direkt mit, bekommt Mihajlovic trotzdem raus, wem das Auto gehört: Das Ordnungsamt kann die Adresse des Halters ermitteln. „Wenn sich die Adresse im Sichtfeld befindet, gehen wir klingeln und bitten, das Auto wegzufahren“, erklärt der Mitarbeiter des Ordnungsamts das übliche Prozedere. Ist der Halter hingegen nicht auffindbar und das Auto eine Behinderung, wird es abgeschleppt.
Beliebt macht sich Stojan Mihajlovic mit seinem Job bei den meisten Falschparkern natürlich nicht. „Es wird viel diskutiert. Viele sehen nicht ein, dass sie den Verkehr behindern.“ Beleidigt worden sei er aber glücklicherweise noch nie. Und manchmal gibt es sogar positive Reaktionen – zumindest von Anwohnern, die sich selbst über die Falschparker ärgern.
Nach eineinhalb Stunden lenkt Sven Meyer schließlich sein Löschfahrzeug zurück zur Feuerwache 1 an der Hüttenstraße. Er und sein Team ziehen eine positive Bilanz: Acht Knöllchen zwischen 10 und 40 Euro haben die Kräfte des Ordnungsamts verteilt. Eine recht geringe Zahl. „Es freut uns, dass die Anzahl der Falschparker heute verhältnismäßig niedrig ist. Das ist ein gutes Zeichen, dass unsere Aktion und die regelmäßigen Kontrollen des Ordnungsamtes Wirkung zeigen“, sagt Feuerwehrsprecher Stefan Böle.
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