Düsseldorf. Bei der Freiwiligen Feuerwehr zu sein, ist für viele ein Herzensjob. Trotz hoher Belastungen. Was sie daran lieben, erzählen sie hier.
Am Donnerstag, 20. Juni, hat die Feuerwehr Düsseldorf ihren Bericht zum Jahr 2023 vorgestellt, der Daten und Fakten rund um die Feuerwehrarbeit des vergangenen Jahres enthält. Eine beeindruckende Zahl hebt die Feuerwehr hervor: Die 200 Einsatzkräfte, die jeden Tag im Dienst in Düsseldorf sind, werden von ganzen 400 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Freiwilligen Feuerwehr unterstützt. Passend dazu stellt die Feuerwehr ihren Jahresbericht unter das Motto „Ehrenamtsstark“ – sechs Ehrenamtler waren bei der Vorstellung des Berichtes dabei.
Freiwillige Feuerwehrleute leisten „hoch professionelle Arbeit“
„Ein sehr schönes und sehr passendes Motto“, sagt dazu Feuerwehrdezernent Christian Zaum. Im Vergleich zu 2022 sind 2023 rund 30 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr dazugekommen, betont er – und das, obwohl das Ehrenamt gesamtgesellschaftlich eigentlich eher einen Rückgang erlebe. „Die ehrenamtlichen Kollegen leisten eine hoch professionelle Arbeit und stehen den hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen in nichts nach“, erklärt der stellvertretende Feuerwehrchef Carsten Hahn.
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Die große Professionalität zeigt sich auch auf der organisatorischen Ebene: Seit 2022 gibt es einen„Führungsdienst“, kurz „F-Dienst“ der Freiwilligen Feuerwehr: Seitdem steht jeden Tag über 24 Stunden ein Zweierteam qualifizierter Führungskräfte erreichbar, die jederzeit aktiv werden können und den Einsatz der Freiwilligen organisieren, wenn sie gebraucht werden.
4295 Brandeinsätze im Jahr 2023
Insgesamt 4295 Brandeinsätze verzeichnet die Feuerwehr im Jahr 2023, darunter auch 23 Großbrände. Seit 2021 ist die Zahl der Brände merklich gestiegen: 2021 waren es 3796, im Jahr 2022 dann 3981 Brandeinsätze. Doch dahinter stecke vor allem eine Normalisierung nach Corona, erklärt Carsten Hahn: So sind etwa heute wieder mehr Menschen tagsüber am Arbeitsplatz, statt zu Hause. Eine Anzahl von mehr als 4000 Brandeinsätzen kam in Jahren vor der Pandemie auch bereits vor, fügt Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen hinzu.
Die Freiwilligen Feuerwehrleute halfen bei Einsätzen jeder Größenordnung. Und auch international sind die Düsseldorfer Ehrenamtler unterwegs: Als Teil der einzigen deutschen Einheit zur Waldbrandbekämpfung im europäischen Katastrophenschutz waren sie dazu im vergangenen Jahr etwa in Südfrankreich in Einsatz.
Für Ehrenamtler wird die Löschgruppe zur zweiten Familie
Für die meisten freiwilligen Feuerwehrleute geht ihr Engagement zurück bis in die Jugend: So etwa bei Pascal Sevens (37): „Ich bin seit 19 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr und seit zehn Jahren in der Berufsfeuerwehr“, erzählt er. Er machte sein Hobby sozusagen zum Beruf, blieb aber auch weiter in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. „Ich bin mit Herzblut dabei!“ Neben der Dankbarkeit, die Menschen ihm und seinen Kollegen entgegenbringen, sind es auch gemeinsamer Spaß und ein Kameradschaftsgefühl, die ihn an seiner Arbeit begeistern. Letzteres betont auch Patrycja Ulrich (29): „Ich bin in der Schulzeit einmal mit einer Schulfreundin mitgekommen, die in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv war“, erinnert die Industriekauffrau sich. Schnell stand für sie gar nicht mehr in Frage, dass sie sich weiter engagieren will. Besonders die Kameradschaft, die sie dort erlebte, hatte sie überzeugt. 15 Jahre später ist ihre Löschgruppe für sie so etwas wie eine zweite Familie – viele ihrer Kollegen stimmen zu.
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Für manche beeinflusste das Engagement den Lebensweg auch auf vielleicht unerwartete Weise: Sascha Marx (43), der bei der Stadt Düsseldorf arbeitet, ist seit 1999 Freiwilliger Feuerwehrmann. Bei einem „Blaulicht-Tag“ lernte er über dieses Engagement auch seine heutige Freundin kennen, die sich im selben Ehrenamt engagiert. „Der Liebe wegen“ wechselte Marx dann sogar in ihre Löschgruppe, erzählt er. „Heute sind wir seit 16 Jahren ein Paar“ – und immer noch gemeinsam im freiwilligen Einsatz.
Feuerwehrmann: „Niemand wird hier allein gelassen“
Die Feuerwehrarbeit ist „nicht ohne“: Die psychische Belastung durch so manchen schwierigen Einsatz will aufgefangen werden. Was das angeht, hat sich bei der Feuerwehr viel verändert, berichtet Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen: „Die Zeit der ‚harten Kerle‘ ist vorbei“, sagt er, und meint damit eine Zeit, in der nach Einsätzen eher nicht über die mentalen Belastungen geredet wurde. Heute gebe es ein großes Bewusstsein dafür, wie damit umgegangen werden muss: Schon bevor Hilfsangebote durch die Feuerwehr oder die Seelsorge in Anspruch genommen werden müssen, tun die Verantwortlichen in den Gruppen ihr bestes, um die einzelnen Berufs- und Ehrenamtsfeuerwehrleute zu unterstützen und aufzufangen. „Niemand wird hier allein gelassen“ sagt dazu auch Feuerwehrmann Pascal Sevens.
Auch in anderen Bereichen laufen bei der Feuerwehr Veränderungen: In Reaktion auf eine steigende Zahl von Notrufen, die aber nicht immer einen Rettungswagen benötigen, befindet sich etwa ein „Akut-Krankentransportwagen“ in der Pilotphase, der die Lücke zwischen einen Krankentransportwagen und einem vollausgestatteten Rettungswagen schließen soll. Bevor klar ist, inwiefern solche Wagen in Zukunft standardmäßig zum Einsatz kommen können, wartet die Feuerwehr allerdings noch die Festlegung des rechtlichen Rahmens ab – das wird im Laufe des Jahres im Rahmen der Novellierung des Rettungsdienstgesetzes in NRW erwartet, so Dezernent Zaum. Hinter den vermehrten Notrufen stecke zwar in wenigen Fällen auch Bequemlichkeit, in viel größerem Maße allerdings auch Auswirkungen einer alternden Gesellschaft, klärt Zaum auf.
Von 163.525 Alarmierungen im Jahr 2023 entfielen 148.756 auf den Rettungsdienst, wobei 41.197 Krankentransporte notwendig wurden. 107.559 mal lag ein Notfall vor. 14.769 Alarmierungen betrafen die Feuerwehr, wovon 4295 zu Brandeinsätzen führten. In 7395 wurden technische Hilfeleistungen nötig.
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