Düsseldorf. Luxus-Wohnungen, Kultur-Raum und Szenebar: Der Bilker Bunker an der Aachener Straße ist ein Ort der Gegensätze. Ein Besuch hinter dicken Mauern.

  • Das riesige Restaurierungsprojekt Bilker Bunker öffnete im August 2023 seine Türen
  • Entstanden ist ein Begegnungsort für Kunst und Kultur, Luxus-Wohnungen, eine unterirdische Bar und vieles mehr
  • Die NRZ war hinter den Bunkerwänden unterwegs:

Seit etwas über einem Jahr hat der Bilker Bunker als Kunst- und Kulturraum seine Türen in der Aachener Straße in Düsseldorf geöffnet. Hinter meterdicken Betonwänden, die einst dafür errichtet wurden, um Fliegerbomben, später sogar Atomwaffen standzuhalten, ist nun ein Begegnungsort entstanden, der weit mehr bieten will als reine Kunstausstellungen. So gibt es mietbare Show-Räume, Musik- und Sportstudios und eine unterirdische Bar, in der regelmäßig Konzerte stattfinden. Auf dem Dach befinden sich fünf Luxuswohnungen.

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Der Bilker Bunker: Zum Abriss verdammt, als Kulturzentrum gerettet

Ein Raum für alle soll es sein, heißt es von Betreiberseite. Durchaus passend, auch weil das Gebäude nur durch eine Bürgerinitiative vor dem Abriss bewahrt werden konnte. Denn als das Gebäude 2011 versteigert wurde und ein Investor ankündigte, es für den Bau neuer Wohnungen abtragen lassen zu wollen, regte sich in der Nachbarschaft Widerstand. Mit einer Unterschriftenaktion erreichten sie, dass die Stadt Düsseldorf das Gebäude unter Denkmalschutz stellte. Die Abrisspläne wurden eingestellt, ein neuer Plan für den Bunker musste her.

Eigentlich war das Gebäude zum Abriss vorgesehen, wurde jedoch durch eine Bürgerinitiative als Denkmal gerettet.
Eigentlich war das Gebäude zum Abriss vorgesehen, wurde jedoch durch eine Bürgerinitiative als Denkmal gerettet. © NRZ | Lucas Gangluff

Mithilfe des Architekturbüros „Küssdenfrosch“ wurde das neue Konzept für den Bilker Bunker entwickelt. Das Düsseldorfer Architektenbüro ist darauf spezialisiert, außergewöhnlichen Immobilien neues Leben einzuhauchen und dabei wirtschaftlich tragbare Lösungen zu finden. Dies ist mit Sicherheit auch einer der Gründe dafür, weshalb bereits vor Beginn des Umbaus zum Kulturzentrum fünf Luxuswohnungen auf dem Dach des Bunkers errichtet wurden. Die Günstigste kostete rund 1,8 Millionen Euro. Heute sind alle verkauft und bilden quasi ein zusätzliches fünftes und sechstes Stockwerk auf dem ehemaligen Luftschutzbunker.

Weitere Einblicke in den Bilker Bunker gibt es in unserer Fotostrecke

Musikbar „Schleuse 2“ bietet Live-Musik – die Ausstellungsräume wechselnde Kunst-Installationen

Über die vier darunterliegenden überirdischen, sowie zwei Kellerstockwerke hat Christina von Plate, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Bilker Bunker GmbH, die Hoheit. „Unsere Herzstücke sind einmal unsere Ausstellungsräume“, erklärt sie bei einer Führung durch das geradezu brutalistisch anmutende Bunkergebäude, „sowie unsere Musikbar ‚Schleuse 2‘ im Keller.“ Herzstück trifft es dabei auch rein räumlich. Denn während man die „Schleuse 2“ durch einen Seiteneingang direkt betreten und in eine modern eingerichtete Bar mit Bühne für Live-Musik sowie DJ-Pult eintauchen kann, führt der Haupteingang des Bunkers direkt mitten in die Ausstellungsräume.

Die Geschäftsführerin im Bilker Bunker: Christina von Plate.
Die Geschäftsführerin im Bilker Bunker: Christina von Plate. © Wolfgang Flamisch

Aktuell sind diese von Werken der Künstlerin Anys Reimann geprägt, die viele Kollagen, aber auch Bilder, Skulpturen und Installationen im Erdgeschoss und ersten Stock des Bunkers in Szene setzt. „Jeder Künstler und jede Künstlerin, die bei uns ausstellt, muss schauen, wie ihre Werke bei uns im Bunker wirken“, erklärt von Plate. Man habe sich sehr bewusst dazu entschieden, die rohe Bunker-Ästhetik mit all ihren Ecken, Kanten und Macken in den Wänden beizubehalten. Und so existiert zwischen den groben Schnittkanten und den weiblichen Körpern, die im Zentrum von Reimanns Kunst stehen, ein starker Kontrast, der sich immer wieder im Bunkergebäude findet.

Bilker Bunker: Mietangebote für Projekträume und größere Flächen

„Wir werden als Kulturraum nicht kontinuierlich von der Stadt mit Geldern gefördert“, erklärt die Geschäftsführerin des Bunkers. Zwar beantrage man immer wieder Fördermittel, aber man müsse sich auch zusätzlich finanziell absichern. Deshalb habe man Angebote entwickelt, durch welche sich Düsseldorfer für einige Zeit Räume im Bunker buchen können. Einerseits gibt es mit den sogenannten Showrooms größere offene Flächen, welche die Mieter selbst gestalten können. „Geplant waren diese eigentlich für Modelabels aus Düsseldorf, die sich hier zeitweise einrichten sollten“, erklärt von Plate. „Wir haben aber gemerkt, dass die Räume auch noch vielfältiger genutzt werden können, zum Beispiel hatten wir eine Videoproduktion hier zu Gast.“ Die Showrooms nehmen die dritte und vierte Etage des Gebäudes ein.

Fliegerbunker trifft auch moderne Kunst: aktuell hat Anys Reimann eine Ausstellung im Bilker Bunker.
Fliegerbunker trifft auch moderne Kunst: aktuell hat Anys Reimann eine Ausstellung im Bilker Bunker. © NRZ | Lucas Gangluff

Etwas kleiner und zweckgebundener sind wiederum die sogenannten Multiräume im untersten Kellergeschoss des Bunkers. Diese haben, wie der Name schon sagt, verschiedene Zwecke und können für 15 Euro die Stunde über ein Online-Portal gemietet werden. Aktuell sind drei der sechs Räume im Untergeschoss eingerichtet. Einer als größeres Musikstudio mit Schlagzeugen. Ein weiterer als kleineres Musikstudio, dass in der Vergangenheit für Gesangsübungen genutzt wurde. Als Drittes gibt es noch einen weiteren Bunkerraum, der als Sportstudio eingerichtet wurde. „Hier wird regelmäßig Yoga gemacht“, so von Plate.

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Konzerte, Sommercafé und neue Ideen: Der Bilker Bunker ist in Düsseldorf „angekommen“

Die Multiräume sind die aktuellste Neuerung im Bilker Bunker. Es laufe ganz gut an und man sei immer auf der Suche nach Feedback, das in die Gestaltung der anderen drei Räume einfließen soll, erklärt von Plate. Allgemein habe man noch viel vor und auch Lust noch Dinge auszuprobieren. So gab es im Sommer etwa die Bunker-Terrasse vor dem ehemaligen Militärgebäude. Hier konnte man in Ruhe verweilen und einen Kaffee trinken. Auch über die kommenden Konzerte in der „Schleuse 2“ freut sich von Plate. Ihr Fazit nach etwas mehr als einem Jahr Bilker Bunker: „Wir haben hier hinter zwei Metern Beton einen Ort für kreativen Austausch geschaffen, der sich traut, anders zu sein.“ Man sei „angekommen“ in Düsseldorf.

Fahrradgarage im Bunker

Ein weiteres Miet-Angebot im Bilker Bunker ist die Fahrradgarage. Diese war zwar eine Auflage der Stadt, wird aber so gut angenommen, dass sie bald schon vergrößert werden soll. 30 Euro für einen Monat kostet es hier ein E-Bike oder Fahrrad unterzustellen. Für Lastenfahrräder sind es 45 Euro. Die Garage ist rund um die Uhr zugänglich und verfügt über Steckdosen an den jeweiligen Stellplätzen.