Düsseldorf. Die „meistverkaufte“ Pizza der Düsseldorfer Altstadt hatte eine Extra-Beilage – Kokain. Wie die Polizei dem brutalen Drogenring auf die Spur kam.

  • Die Düsseldorfer Polizei vermeldete einen Schlag gegen eine mutmaßliche Gruppe brutaler Drogendealer
  • Bei einem Großeinsatz kam es zu mehreren Festnahmen, auch zwei Cannabisplantagen wurden ausgehoben
  • Ausgangspunkt für die Ermittlungen war eine Pizzeria in der Düsseldorfer Altstadt – hier wurde Kokain gedealt

„Einmal die Nummer 40 bitte“, so oder so ähnlich müssen die Bestellungen geklungen haben, bei denen neben der Pizza auch noch eine Extraportion Kokain als Beilage im Karton landete. Geliefert wurde von einer – mittlerweile geschlossenen – Pizzeria in der Düsseldorfer Altstadt aus. Diese bezog ihre Drogen von einem Netzwerk, das am vergangenen Donnerstag, 17. Oktober, im Visier einer großangelegten Polizeiaktion stand.

Diese Ermittlungsergebnisse teilten die Düsseldorfer Polizei und Staatsanwaltschaft an diesem Montag, 21. Oktober, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit. Tatsächlich waren die Ermittlungen gegen die Pizzeria, die sich wohl in der Nähe der Kurzen Straße in Düsseldorf befunden haben soll, der Ausgangspunkt hierfür. Bei einer gewöhnlichen Gewerbekontrolle im März dieses Jahres waren Beamten Hinweise auf kriminelle Machenschaften im Betrieb aufgefallen, so der Düsseldorfer Kriminaldirektor Michael Graf von Moltke. Die anschließenden Ermittlungen führte die Polizei zu einer Gruppe von Dealern, die auch vor brutaler Gewalt nicht zurückschreckten.

Mutmaßlicher Haupttäter: Ein 22-jähriger MMA-Kampfsportler aus Düsseldorf

Im Mittelpunkt dieser Gruppe steht ein 22-Jähriger, der seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland und zuletzt in Düsseldorf lebt. Er ist einer von drei dringend Tatverdächtigen, die während des Einsatzes festgenommen wurden. Die beiden anderen sind ein 28-Jähriger und ein 30-Jähriger. Da zwei der drei Festgenommen in der Mixed-Martial-Arts-Szene (MMA) aktiv sind und ihnen neben Drogen- auch Gewaltverbrechen zu Last gelegt werden, waren neben rund 150 Beamten der Polizei auch Spezialeinheiten im Einsatz. Insgesamt stehen 12 Personen im Alter zwischen 21 und 41 Jahren unter Verdacht, 16 Objekte in mehreren NRW-Städten – darunter Düsseldorf, Wuppertal, Köln, Solingen und Mönchengladbach – wurden durchsucht.

„Die Nummer 40 war eine der meistverkauften Pizzen in der Altstadt.“

Kriminaldirektor Michael Graf von Moltke

Die Razzia förderte einiges zutage. Nicht nur wurden bei zwei der mutmaßlichen Mittäter in Solingen und Mönchengladbach je eine Cannabis-Plantage gefunden. Außerdem wurden Waffen, Drogen und Drogenzutaten sowie größere Geldbeträge und teure Uhren sichergestellt. Daneben wurde auch ein Fahrzeug beschlagnahmt sowie Konten gepfändet. Der angeordnete Vermögensarrest beläuft sich auf fast 530.000 Euro. Erschwerend hinzu kam, dass sich die aus 300 Pflanzen bestehende Plantage in Mönchengladbach beim Verdächtigen Zuhause befand, wo dieser mit seiner Partnerin sowie den gemeinsamen Kindern lebte. Hier wurden die Sozialdienste hinzugezogen.

Eine Cannabis-Plantage, die beim Einsatz am 17. Oktober gefunden wurde.
Eine Cannabis-Plantage, die beim Einsatz am 17. Oktober gefunden wurde. © Polizei Düsseldorf | Polizei Düsseldorf

Cannabis-Plantagen und Dealer erpressen: So arbeiten die mutmaßlichen Dealer

Die Gruppe pflanzte ihre Drogen jedoch nicht nur an. Sie schreckten auch vor Erpressung und räuberischem Menschenraub nicht zurück. So überfiel die Gruppe mutmaßlich auch andere Drogendealer und zwang diese unter Gewaltandrohung zur Herausgabe von Drogen, die dann vermutlich weiterverkauft wurden. Aber auch ein Fahrzeug sowie Geld erbeutete die Gruppe auf diese Weise, so die Ausführung der Polizei Düsseldorf.

Zur Last gelegt werden dem 22-jährigen Hauptverdächtigen alleine 17 Taten zwischen Mai und September dieses Jahres. Der Großteil davon sind Drogendelikte, aber auch räuberische Erpressung sowie erpresserischer Menschenraub sind darunter. Die beiden anderen Festgenommenen waren unter anderem an letzterer Tat beteiligt, erklärte die Düsseldorfer Staatsanwältin Laura Neumann. Sie erklärte außerdem, dass der als Haupttäter verdächtige 22-Jährige bereits in seiner Jugend mit Gewalt-, Drogen- und Eigentumsdelikten auffällig wurde und polizeibekannt ist. Die Ermittlungen liefen weiterhin, demnach könnten auch noch weitere Taten einer zu einer eventuellen Anklage hinzukommen.

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Drogenhandel in der Altstadt: Verdächtiger warf Tasche mit Drogen in die Arme der Polizei

Die Pizzeria in der Düsseldorfer Altstadt, welche die Ermittlungen losgetreten hat, steht laut Polizeiinformationen aktuell leer. Bereits im August hatten Beamte hier den Besitzer festgenommen und auch bei ihm größere Mengen Bargeld sowie Drogen sichergestellt. Dass der 36-Jährige sich vor seiner Festnahme wohl der Drogen entledigen oder mit ihnen flüchten wollte, ging laut Kriminaldirektor Graf von Moltke nach hinten los. „Die Tasche landete quasi in den Händen der Beamten, die unten gewartet haben“, erzählt er. Er betont aber auch, dass der Vertrieb über die Pizzeria lange ein wichtiges Standbein der Gruppe war. „Die Nummer 40 war eine der meistverkauften Pizzen in der Altstadt.“

Aus „Stipes Frittierte Pizza“ soll Medienberichten zufolge Kokain verkauft worden sein.
Aus „Stipes Frittierte Pizza“ soll Medienberichten zufolge Kokain verkauft worden sein. © NRZ | Lucas Gangluff

In der Zwischenzeit scheint sich auch die Identität der fraglichen Pizzeria geklärt zu haben. Wie der Westdeutsche Rundfunk berichtet, scheint es sich um „Stipes Frittierte Pizza“ in der Mertensgasse gehandelt zu haben. Diese ist auch seit einiger Zeit geschlossen.

Ermittlungen in Köln

Vonseiten der Polizei wurde schon vor der Pressekonferenz betont, dass kein Zusammenhang mit aktuell laufenden Ermittlungen in Köln bestehe. Hier ermittelt die Polizei wegen einer Explosionsserie und mutmaßlich dahinterstehenden Drogengeschäften. Mehrere Sprengsätze waren nachts vor Häusern explodiert. Die Kölner Ermittler gehen in ihrem Verfahren von Auseinandersetzungen unter Drogenbanden aus.

dpa